Noch ist das Grundstück am Bergkeltertunnel leer – doch die Gemeinde würde den Bau eines Hotels begrüßen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Investor für das Hotel an der Bergkelter in Murr wartet die Corona-Pandemie ab. Er will mit seinem Bau erst loslegen, wenn die Folgen für die Branche klar sind.

Murr - Die Pläne hat Helmut K. schon lange in der Schublade liegen. Auch die Baugenehmigung ist erteilt. Dennoch zögert der Geschäftsmann aus Murr, sich mit seinem Projekt an die Öffentlichkeit zu wagen: ein Hotel oberhalb des Bergkeltertunnels. „Wenn ich in der Corona-Pandemie mit dem Bau begonnen hätte und ich das Projekt hätte abbrechen müssen, wären die Verluste enorm“, sagt der Investor, der seinen Namen deshalb nicht im Zeitungsartikel genannt haben möchte, weil er negative Folgen für sein Unternehmen befürchtet.

Trotz der anhaltenden Pandemie ist Helmut K. immer noch Feuer und Flamme für sein Projekt. „Ich habe schon viel Geld investiert“, erzählt er. Eine Marktanalyse habe ihn bestärkt: „Das Hotel liegt am Eingangstor zum Bottwartal“, schwärmt der Unternehmer. Mit Touristen rechne er weniger, er habe vor allem Geschäftsreisende im Sinn, die schnell wieder auf die Autobahn wollen und die Nähe zu Stuttgart schätzten. Im Hotel garni noch frühstücken, dann los in den Tag – das gelte dann auch für die Tagestouristen, die sich die Schillerstadt anschauen und das Bottwartal mit seinen Weingütern erkunden wollten.

Vor einem Jahr brachte die Corona-Pandemie die Abläufe für das Millionen-Projekt zum Erliegen. Hotels und Restaurants mussten schließen und zählen zu den besonders Gebeutelten der Pandemie. Helmut K. will sich nicht unterkriegen lassen. „Ich bin sicher, dass ich das Hotel bauen kann“, sagt er und verweist auf die Hygienekonzepte, die der Gastronomie zwischenzeitlich Auftrieb gaben, dann aber von der Regierung als unzureichend angesehen wurden. Bis auf Weiteres gelte es, so Helmut K., die Folgen der Pandemie im Blick zu behalten. Schließlich hätten viele Unternehmen Dienstreisen auf ein Minimum reduziert. Dass dies langfristig so bleiben wird, glaube er nicht. Doch gelte es, die Entwicklungen zunächst einmal abzuwarten.

Verständnis für die Abwägungen des Investors hat der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch. Er gab mit dem Gemeinderat vor mehr als einem Jahr grünes Licht für das Projekt. „Die Zeit jetzt ist schwierig – man muss sehen, ob es die traditionelle Geschäftsreise noch in dem Maße gibt.“ Die Gemeinde warte noch zu, man stehe in stetem Kontakt. Im Übrigen dürfe auf dem Grundstück nur ein Hotel gebaut werden. Das habe man beim Verkauf vertraglich miteinander vereinbart.

Aufgrund der Verträge hat Helmut K. auch noch den Rückhalt des Gemeinderats. „Es gab vor eineinhalb Jahren so gut wie keine negative Stimme“, erinnert sich Uwe Riedel, Fraktionsmitglied der Freien Wähler und Vorsitzender des örtlichen Handels- und Gewerbevereins. Das Konzept für das Hotel halte er für angemessen. „Auch wir haben schon bei Auswärtsterminen Hotelzimmer für unsere Mitarbeiter gesucht“, erzählt der Inhaber eines Elektro-Unternehmens. Dass Helmut K. nun abwarte, dürfe man ihm nicht verübeln. Mit Hygienekonzepten halte er Hotels grundsätzlich für möglich.

Das Abwarten des Unternehmers befürwortet auch Thomas Utz, SPD-Gemeinderat und Bundestagskandidat. „Ich persönlich habe so meine Zweifel, ob es jemals wieder eine ähnliche Nachfrage nach Geschäftsreisen geben wird wie vor Corona“, glaubt Utz. Viele Unternehmen setzten doch mittlerweile verstärkt auf Online-Formate. Sollte aus dem Hotel nichts werden, würde er wegen der hohen Flächenversiegelung im Ort eine Blühwiese bevorzugen oder bezahlbaren Wohnraum errichten lassen.

Grundsätzliche Bedenken gegen den Hotelbau hat Tayfun Tok, Grünen-Rat und Landtagskandidat, der dort auch gerne eine Blühfläche gesehen hätte: „Ich finde, das Projekt direkt am Ortseingang passt nicht in die Zeit und wird die ohnehin vom Verkehr geplagte Gegend durch noch mehr Autos belasten, zumal leider auch keine Tiefgarage geplant ist.“ Außerdem seien Grünflächen in Murr rar.

Keinen Grund zur Sorge sieht die Murrer CDU-Fraktion, wie deren Mitglieder Gunter Eberhardt und Giorgio Monteleone auf Anfrage mitteilen. „Diese Fläche ist schon seit 20 Jahren für den Bau eines Hotels vorgesehen, deshalb gibt es für uns momentan keinen Grund, über andere Eventualitäten nachzudenken.“ Es wäre auch zum jetzigen Zeitpunkt für die CDU unseriös, wenn sie öffentlich andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen würde. Dass der Investor die aktuelle Situation überprüft und abwartet, zeigt nach Meinung der Christdemokraten nur, „dass er absolut seriös und gewissenhaft vorgeht“.