In Oberstenfeld sind zuletzt relativ viele Corona-Tests positiv ausgefallen. Foto: avanti

Relativ viele Oberstenfelder sind aktuell mit dem Corona-Virus infiziert. Es gibt aber auch gute Nachrichten aus der Gemeinde. Das Impftempo ist enorm.

Oberstenfeld - Bei den Fallzahlen, die das Landratsamt Ludwigsburg immer am späten Nachmittag auf seiner Homepage aktualisiert, sind bei jeder Gemeinde gewisse Schwankungen zu beobachten. Einen ziemlich krassen Ausreißer vermeldete die Behörde jedoch am Freitag für Oberstenfeld. Gleich 14 Bürger hatten sich nachweislich neu das Corona-Virus eingefangen. Zudem wurden fast 50 Frauen, Kinder und Männer in der Rubrik „Aktuell infiziert“ geführt und damit in etwa so viele wie im ungefähr doppelt so großen Marbach. „Die Zahlen sind hoch für eine Gemeinde unserer Größe“, redet der Bürgermeister Markus Kleemann nicht lange um den heißen Brei herum. „Es ist einfach viel zusammengekommen“, fügt er hinzu.

Etwa die Hälfte der Infektionen lasse sich auf den Bereich Schule und Kindergärten zurückführen. In den Einrichtungen hätten sich einzelne Mädchen, Jungs oder das Personal mit Covid-19 angesteckt und das Virus dann eben auch in die Familien getragen, erklärt der Rathauschef. Eine Einschätzung, die das Landratsamt Ludwigsburg im Grunde bestätigt. „In Oberstenfeld gab es ein verstärktes Aufkommen von Virusmutationen seit Mitte März, die dann auch leichter übertragbar sind. Es gab acht familiäre Häufungen mit je zwei bis drei Fällen“, berichtet Pressesprecher Andreas Fritz. Zuletzt habe man einzelne Fälle an der Lichtenberg-Grundschule mit zwei positiven Tests am 22. März, in der Kita Bäderwiesen mit einem Kind am 1. April und im Kinderhaus Wirbelwind mit einer Erzieherin am 1. März registriert.

Positiv ohne Symptome

Eine weitere Ursache für die aktuell hohen Corona-Zahlen sei, dass in der Gemeinde ein Schnelltestzentrum eingerichtet wurde. „Dadurch sind auch einzelne Fälle entdeckt worden“, berichtet er. Das mache sich dann zwar schlecht in der Statistik, helfe aber, Infektionsketten zu unterbrechen, weil Menschen aufgespürt würden, die das Virus in sich tragen, aber symptomfrei seien, konstatiert Kleemann. Doch es gibt noch etwas anderes, das ihn zuversichtlich stimmt, „dass wir die Pandemie in den kommenden Wochen und Monaten hinter uns lassen können“: Das Impftempo in der Gemeinde. Bei den örtlichen Hausärzten würden pro Woche Dosenmengen im deutlich dreistelligen Bereich in die Arme von Patienten gespritzt.

Dr. Manfred Frenzel von der örtlichen Praxis Frenzel/Dr. Marcus Michna will nicht im Detail auf Zahlen eingehen. Fakt sei aber, „dass wir das Impfen sehr ernst nehmen, uns darum kümmern und ganz viel impfen“. Tatsache sei ebenfalls, dass die Dosen pro Mediziner zugeteilt würden. Und in der Praxis Frenzel/Michna in Oberstenfeld praktizierten insgesamt sechs Ärzte – wodurch entsprechend größere Mengen für die Praxis garantiert sind als bei vielen anderen Kollegen. In der vergangenen Woche hätten jedem Kollegen 18 Dosen, in dieser Woche 30 Einheiten pro Mediziner zugestanden, erklärt Swantje Middeldorff, stellvertretende Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. „Wie die Zuteilung für die nächste Woche ausfällt, ist noch unklar“, sagte sie am Dienstagmorgen.

Impfangebot für alle ab Mitte Juni prognostiziert

Sollten die Impfmengen am Ende aber wirklich so eintreffen wie versprochen, ist Manfred Frenzel guter Dinge, recht zügig die ersten drei Prioritätsgruppen durchpiksen zu können. Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, müsste es seiner Ansicht nach auch möglich sein, ab Mitte/Ende Juni allen Bürgern ein Impfangebot machen zu können. „Der Flaschenhals wird dann eher sein, dass man auch genügend Manpower zur Umsetzung braucht“, sagt der Mediziner. Zumal ja auch ein gewisser Verwaltungsaufwand hinter der Impfkampagne stecke, beispielsweise mit der Aufklärungsarbeit. Und bei all dem müssten er und seine Kollegen weiter die medizinische Grundversorgung aufrechterhalten.

Das gibt auch der Marbacher Mediziner Dr. Michael Herzog zu bedenken. Der Verwaltungsaufwand sei schon beträchtlich und komme zum allgemeinen Geschäft obendrauf, sagt Herzog, der nach dem Urlaub gerade in seiner Praxis mit dem Impfen angefangen hat. Er hätte es deshalb auch befürwortet, wenn die vorhandenen Impfzentren weiter ausgebaut worden wären. „Dort ist ja die Infrastruktur schon vorhanden“, betont Herzog. Gleichwohl geht er davon aus, dass man durch das Impfen über die Ärzte vor Ort die Kampagne „schnell weit voranbringen kann“. Und ähnlich wie Manfred Frenzel in Oberstenfeld denkt Herzog, dass die ersten drei Prioritätsgruppen recht rasch durchgepikst werden können.