Melvin Kraft (vorne) Foto: Archiv (avanti)

Zielstrebiger als der GSV Höpfigheim kann man eine Meisterschaft kaum ansteuern.

Steinheim-Höpfigheim - Dreizehn Spiele, dreizehn Siege, das Ganze bei einem Torverhältnis von 76:12, was heißt: Bester Angriff und beste Abwehr zugleich. Der Fußball-B2-Ligist GSV Höpfigheim scheint in dieser Saison nicht aufzuhalten. Durch die Bank sind sich vor der Rückrunde die Trainer der längst weit hinterherhinkenden Konkurrenten aus der Staffel B2 einig: „Die hält niemand mehr auf.“ GSV-Trainer Werner Wägerle ist da entsprechend seinem Naturell wesentlich vorsichtiger. „Jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden. Aber natürlich ist jetzt der Aufstieg unser Ziel. Wenn wir so weitermachen, sieht das aber sehr gut aus“, sagt jedoch auch er angesichts von sieben Punkten Vorsprung bei sogar einem Spiel weniger, und gesteht rückblickend auf die erste Halbserie: „Da gibt’s eigentlich nichts zu kritisieren.“

Schon der Saisonauftakt geriet zu schieren Demonstration der Stärke: Sagenhafte 30:0-Tore wies der GSV nach den ersten 180 Minuten derneuen Runde auf. Zugegeben, mit dem inzwischen abgemeldeten Team des FV Oberstenfeld II und der DJK Ludwigsburg III hatte man eher leichte Gegner, doch auch die folgenden Wochen der Wahrheit, als man zwischen dem vierten und dem achten Spieltag ausnahmslos alle potenziellen Titelrivalen schlug, überstanden die Höpfigheimer mit blütenweißer Weste – auch wenn es vor allem in der Partie gegen den VfR Großbottwar (2:1) wirklich knapp war. „Da haben wir uns lange sehr schwer getan“, erinnert sich auch der Coach zurück. Doch seine Mannschaft entwickelte in der Folge einen regelrechten Lauf, auch Rückschläge wie der wochenlange Ausfall des etatmäßigen Innenverteidigerduos Daniel Michel und Kai-Uwe Löder wurden mühelos weggesteckt. Dann rückte eben Tim Wägerle, Sohn des Trainers und eigentlich eher im offensiven Mittelfeld zuhause, an die Seite von Sommerrückkehrer André Kämpf zurück ins Abwehrzentrum.

Dritter und Vierter waren die Höpfigheimer in den Abschlussklassements der vergangenen beiden Jahre. Fragt man ihn, was in der aktuellen Saison zum signifikanten Qualitätssprung geführt hat, fallen Wägerle in erster Linie zwei im Sommer gekommene Neuzugänge ein: Marcel Schanzel (vormals TSG Steinheim) und Norman Röcker, im Vorjahr noch Stammkraft bei Landesligist TSV Heimerdingen. „Mit den beiden auf der Dopppelsechs sind wir extrem gut aufgestellt. Sie sind körperlich stark und besorgen den Spielaufbau“, so Wägerle. Schanzel sei eher der Abräumer, während der spielende Co-Trainer Röcker auf dem Platz den Strategen gibt. Ein weiterer Pluspunkt ist das für die Kreisliga B außergewöhnlich hohe Tempo der Höpfigheimer Offensive. Ligatoptorjäger Sandro Kraft, der 30 der 76 GSV-Treffer beisteuerte, und der meist über die linke Seite kommende Henrik Willberg (14) „sind einfach sehr schnelle Spieler“, erklärt Wägerle.

Verstärkungen im Winter gibt es daher wenig überraschend beim GSV nicht. Warum auch? Wieder fit sind hingegen Löder und Michel, die die Vorbereitung mitmachten. Höhepunkt dieser war ein Trainingslager am italienischen Gardasee. „Da wurde viel trainiert“, stellt Wägerle klar, dass der viertägige Trip nicht viel mit Urlaub zu tun hatte. Etwas Demut dürfte den GSV dagegen das letzte Testspiel gelehrt haben. Mit 0:10 verlor man gegen Röckers Ex-Verein Heimerdingen, also den derzeit dominierenden Landesligisten. „Aber auch da konnten wir zumindest eine Halbzeit lang passabel mithalten“, betont Wägerle.

In der für sein Team am Sonntag mit dem Heimspiel gegen den FC Marbach II beginnenden Rückrunde traut der Coach dem TuS Freiberg und dem VfR Großbottwar von den Verfolgern am meisten zu. Acht Siege brauche man noch, um ganz sicher zu sein, glaubt Wägerle und ist überzeugt: „An Ostern wissen wir deutlich mehr.“ Denn dann wird seine Mannschaft die Duelle mit den eigentlich gar nicht mehr so direkten Konkurrenten hinter sich haben. Und wo steht eigentlich geschrieben, dass nur der FC Bayern seine Meisterschaften schon im April feiern können soll?