Selbst vier Männer konnten die Couch nicht bewegen – zu tief steckte sie im Schlamm fest. Foto: Tina Siber

Tina Siber aus Höpfigheim packte am Wochenende im vom Hochwasser betroffenen Ahrtal mit an. Die Erlebnisse machen sie sprachlos.

Steinheim-Höpfigheim - Berichtet Tina Siber von ihren Erlebnissen am Wochenende, bekommt sie immer wieder eine Gänsehaut. Mit einer Foodsharing-Gruppe aus Bruchsal brachte sie 15 Tonnen Lebensmittel ins Krisengebiet, bevor sie mit ihrem Mann selbst mit anpackte. Traktoren hatten sie in den Ort Dernau im Ahrtal gebracht. „Wir haben geholfen, wo wir gebraucht wurden“, schildert die Höpfigheimerin. Eigentlich hatten sie bei Freunden helfen wollen, stammt Tina Siber doch aus der Region. „Doch wir konnten kein einziges der Häuser erreichen.“

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So wurde kurzerhand gearbeitet, wo gerade helfende Hände benötigt wurden. Unter anderem befreiten sie ein Wohnhaus von Schlamm. „Als dann der Eigentümer kam, dachte er, sein Sohn würde mich kennen. Ich kannte dort aber niemanden. Als er das hörte, schossen ihm vor Dankbarkeit die Tränen in die Augen.“ Sowieso seien die Menschen überwältigt von der Hilfsbereitschaft. Dass Menschen aus der Region Stuttgart kämen, könnten sie kaum fassen. „Sie wissen ja auch nicht, was seit Tagen im Fernsehen berichtet wird“, macht Tina Siber deutlich. Aus „unendlichem Dank“ gab es Weinflaschen, ist das Ahrtal doch für seinen Roten bekannt. „Die Flaschen waren verschlammt, aber eben das Einzige, was heil geblieben ist.“

Nur Einzelheiten können gerettet werden

Dramatisch sei es auch in einem anderen Haus gewesen, dessen Renovierung eine Familie vor drei Monaten fertiggestellt hatte. Dann kam das Wasser – bis in den ersten Stock. Die Einheimischen hätten oft alles verloren, so Siber. „Wir haben dann Einzelheiten wie Taufkerzen gesichert.“ Geboten war Vorsicht: „Im Schlamm schwimmen oft Glasscherben von geborstenen Scheiben.“

Die Helfer mussten feststellen, dass die Organisation schwierig sei. Die Menschen helfen sich gegenseitig, THW und Polizei seien in Dernau kaum präsent gewesen. Im ganzen Ort habe es drei Dixi-Klos gegeben. Und „grauenhaft“ sei ein Zwischenfall gewesen: „Plötzlich kamen uns viele Menschen entgegen gerannt, die schrien und riefen, wir sollten rennen. Das Wasser komme. Offenbar hat eine Gruppe an mehreren Orten mit Megafonen vor einer Flutwelle gewarnt. Das war aber falsch.“ Eine Tatsache, die Tina Siber sprachlos macht. „Viele Erwachsene haben sich eingenässt, manche rannten kilometerweit.“ Erst nach einer Stunde habe sich die Situation geklärt und die Panik gelöst.