Die kyrillischen Schriftzeichen sind in Deutschland nicht gängig. Im Integrationskurs geht es unter anderem um den Erwerb von Sprachzertifikaten. Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Die Gemeinde Oberstenfeld hat einen Integrationskurs gestartet. Das Angebot dient den Ukrainern auch zum Spracherwerb.

Noch ist völlig unklar, wie lange der Krieg in der Ukraine noch andauert. Vertriebene haben mittlerweile in deutschen Familien Zuflucht gefunden. In Oberstenfeld kümmert sich Katrin Romero im Rathaus um die Betreuung von 15 Geflüchteten. Sie ist froh darüber, dass nun ein Integrationskurs die Situation verbessert.

Die Kurse dienen auch dem gegenseitigen Kennenlernen

Integrationskurse finden werktags täglich statt – sie sind ein Anlaufpunkt für die Gestrandeten. In der geregelten Struktur der Kurse sieht auch Kartin Romero einen großen Wert. Unter den Kursteilnehmern fänden sich viele jüngere Erwachsene um die 20  Jahre. Sie seien erleichtert, dass ein solch gutes Angebot für sie zur Verfügung stehe. „Die Treffen sind dazu da, um sich gegenseitig kennenzulernen und offene Fragen zu klären“, sagt Romero. Formulare und Behördengänge stellen die Ankömmlinge vor Probleme. Die Umgebung zu erkunden sei ebenfalls vorgesehen: „Nächste Woche stehen ein historischer Ortsrundgang und der Besuch des Sozialladens an.“

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Zentraler Bestandteil des Integrationskurses ist der Spracherwerb. In Oberstenfeld beginnt der Deutschkurs im Mai. „Bisher hat eine ukrainische Muttersprachlerin aus dem Ort zweimal die Woche Stunden angeboten“, so Romero. Im Integrationskurs werde der Unterricht täglich stattfinden. Am Ende könnten die Teilnehmer im Idealfall so gut Deutsch, dass sie arbeiten gehen könnten.

Die Gemeinde Murr will die Lage noch weiter sondieren

Die Integrationskurse sind grundsätzlich offen für Menschen aus verschiedenen Ländern – wenn der Aufenthalt auf Dauer ausgelegt ist. Ob diese Bedingung bei den 13 aus der Ukraine Geflüchteten in Murr erfüllt ist, unterscheidet sich aus Sicht von Bürgermeister Torsten Bartzsch je nach Einzelfall. „Das ganze Thema ist für uns noch sehr im Fluss“, sagt er und erwähnt Fernsehberichte, in denen er die Rückkehr von Geflüchteten aus Deutschland in die inzwischen von Russen geräumten Gebiete nördlich von Kiew gesehen habe. Vier der in Murr angekommenen Personen seien Kinder, die der Schule zugeordnet würden – man müsse den Bedarf für einen Integrationskurs klären.

Der Arbeitskreis Asyl ist bereit auch den Vertriebenen zu helfen

Noch keine Hilfestellung für Ukrainer gibt in Murr der Arbeitskreis Asyl. „Wir haben bisher keine Anfragen bekommen und deshalb keinen näheren Kontakt“, sagt Hannelore Lehmann, Sprecherin des Arbeitskreises. Sollte es Anfragen geben, werde man die Menschen unterstützen. „Wir machen da keine Unterschiede – für uns sind Vertriebene auch Hilfsbedürftige.“ Der Arbeitskreis mit derzeit zwölf aktiven Mitgliedern besorge grundlegende Haushaltsmittel wie Töpfe, Handtücher und Bettwäsche. Zudem werde Hilfe bei Arztbesuchen oder Behördengängen geleistet. „Wir wollen das Miteinander fördern und schlichten Konflikte, wenn sie im Umfeld der Ratsuchenden auftreten.“

Die Stadt Steinheim hat einen Antrag für einen Integrationskurs gestellt

Die Schiller-Volkshochschule im Kreis Ludwigsburg bietet Integrationskurse fortlaufend unter anderem in Marbach, Bietigheim-Bissingen und Ditzingen an – sowie in anfragenden Städten und Gemeinden. So habe jetzt die Stadt Steinheim etwa einen Antrag gestellt, teilt Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamtes (LRA) Ludwigsburg, mit. Es gebe keine speziellen Integrationskurse für Geflüchtete aus der Ukraine. Neu sei aber, dass das Antragsverfahren für Menschen aus der Ukraine stark vereinfacht und beschleunigt wurde.

Landratsamt: Es gibt genügend Lehrkräfte und Unterrichtsmaterialien

Ein Engpass bei Unterrichtsmaterialien liege derzeit nicht vor, berichtet LRA-Sprecher Andreas Fritz. Der Russland-Ukraine-Krieg habe den Bedarf an Lehrkräften an der Schiller-Volkshochschule erhöht, aber man könne ihn decken. Die Lehrkräfte müssten durch das Bundesamt für Migration zugelassen sein. „Moderner Fremdsprachenunterricht findet prinzipiell in der zu erlernenden Sprache statt“, sagt der Pressesprecher. Das sei bei den Klassen mit unterschiedlichen Nationalitäten auch nicht anders möglich.