Nicht nur der Murrer Faschingsumzug ist dieses Jahr ausgefallen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der heutige Faschingsdienstag beendet eine Karnevalssaison, die eigentlich gar keine war.

Murr/Steinheim/Marbach - Fast unbemerkt hat sich in diesem Corona-Winter der Faschingsdienstag angeschlichen. Für die Narren bedeutet das auch hier in der Region ein totales Kontrastprogramm zum sonst gewohnten Ablauf der fünften Jahreszeit. Wobei sich für Sibylle Szüsz, Zweite Vizepräsidentin der Carnevalsfreunde Murr, gar nicht so viel geändert hat: „Seit Jahrzehnten schon arbeite ich an Rosenmontag und Faschingsdienstag. So auch dieses Jahr – sehr zur Freude meines Chefs.“ Und sie kann sich sogar daran erinnern, dass schon mal eine Kampagne ausgefallen ist: „Das war 1991 wegen des Golfkriegs.“

Doch komplett untätig war der Verein nicht. „Wir haben aber nichts gemacht, was nicht erlaubt gewesen wäre“, betont Szüsz. „Als am Sonntag, als ja unser Umzug gewesen wäre, aber solch ein Traumwetter war, da haben wir schon die ein oder andere Träne vergossen.“ Zuvor hatte die Schriftführerin die Mitglieder dazu aufgerufen, ihr Videos vom „privaten Fasching“ zuzusenden. „Daraus ist ein ganz toller Film geworden. Da gibt es zum Beispiel Gardemädchen, die durch den Schnee im Garten marschieren. Oder eine läuft im Gardeschritt auf die Stadthalle zu und muss dann feststellen, dass diese geschlossen ist. Ich habe alle meine Plüschtiere aufgereiht und denen die Bonbons geschenkt, die ich sonst an die Kinder verteilt hätte“, berichtet Sibylle Szüsz. Und eine Art Mini-Umzug gab es trotz allem: „Ein paar von uns haben ihre Cabrios rausgeholt und sind auf dem Hof einer Firma einen ,Konvoi’ gefahren. Alles mit Corona-Abstand natürlich. Aber das war schon komisch, wenn man jemanden nur aus der Entfernung begrüßt. In unserer Branche heißt das eigentlich, dass man den nicht leiden kann.“ Doch immerhin sei man so in Kontakt geblieben. „Wir hatten ja schon früh entschieden, dass die Kampagne dieses Jahr ausfällt. Besser gar nichts als etwas Halbes. Jetzt hoffen wir, dass es nächstes Jahr wieder doppelt so schön wird.“

Auf die nächste Kampagne hofft auch Daniel Arnold, Vorsitzender vom 1. Fasnetsverein Steinheim, wobei er am Faschingsdienstag schon noch karnevalistisch unterwegs ist. „Der Bonbonwurf für die Kinder entfällt ja diesmal. Aber wir haben die Bonbons zusammen mit Malvorlagen in Kisten verpackt. die werde ich zusammen mit unserem Bürgermeister coronakonform an die Kindergärten verteilen.“ Auch die Steinheimer trauern der entgangenen Kampagne nach, „zumal es unsere elfte und damit eine Jubiläumskampagne gewesen wäre“, so Arnold. Völlig untätig war man aber auch hier nicht. „Am Sonntag gab es einen kleinen Drive-in auf einem Parkplatz. Da haben alle Mitglieder ein kleines Care-Paket bekommen.“ Darin war unter anderem je ein Berliner enthalten, auf den auf Esspapier das Logo der Kampagne gedruckt war: „Fasnet im Herzen“.

In Marbach gibt es übrigens bis einschließlich heute noch eine Kinderaktion: Hier sollen die schönsten Kostümbilder eingeschickt werden, die dann auf der Homepage veröffentlich werden. Bisher sind rund 30 Fotos eingegangen, weitere Infos gibt es unter www.schillerstadt-marbach.de/kinderfaschingonline.