Die 40 Musikerinnen und Musiker sind Meister ihrer Instrumente. Foto:  

Das Orchester Sinfonia spielte in wechselnder Besetzung barocke und romantische Werke aus der Feder von Bernard, Händel und Mendelssohn-Bartholdy.

Marbach - Endlich wieder ein Sinfonia-Konzert! Das haben sich gewiss etliche der zahlreichen Musikfreunde gedacht, die am Sonntag zum Herbstkonzert des Marbacher Liebhaberorchesters in die Stadthalle gekommen waren. Sie wurden nicht enttäuscht: Die 40 Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Michael Kallenberger präsentierten ein abwechslungsreiches, sauber gespieltes Programm mit Stücken aus dem 18. und 19. Jahrhundert: einmal Barock mit Händel, zwei Mal Romantik mit Bernard und Mendelssohn-Bartholdy.

Ein Dirigent mit Gefühl und Ausdruck

Der Clou war die jeweils wechselnde Besetzung. Die Eröffnung, das 1894 geschriebene „Divertissement“ des französischen Spätromantikers Emile Bernard, spielten zehn Bläser. Je zwei Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte und Hörner führten durch die Komposition. Die „Unterhaltung“, so eine mögliche deutsche Übersetzung, passte zur Außenwelt. An diesem nebelnassen Tag ließ man sich gern von den teils heiteren, oft aber auch nachdenklichen Melodien hinwegtragen. Die Flöten und Klarinetten sorgten für helle, optimistische Klänge, die Fagotte für manch melancholischen Kontrapunkt, die Hörner für Energie und Kraft.

Michael Kallenberger dirigierte derweil mit Gefühl und ausdrucksstark in der Gestik, er kniete sich bei diesem wie auch bei den folgenden beiden Stücken förmlich hinein in die Musik, dabei immer sehr bedacht auf das angemessene Timing und die richtige Zeit für Pausen.

Tanzschritte barocker Engel heraufbeschwört

Nach den Bläsern trat das starke Streicherensemble der Sinfonia vors Publikum, verstärkt von einem Schlagzeug und Carolin Östreich am Cembalo. Die hellen, kräftigen Klänge der Violinen, Bratschen, Celli, dazu dunkle Töne des Kontrabasses entführten die Zuhörer flugs in die höfische Welt des 18. Jahrhunderts. Das „Concerto Grosso Op.6 Nr. 5“ von Georg Friedrich Händel aus dem Jahre 1739 fordert ein präzises Spiel und eine genaue Abstimmung, etliche Wechsel.

All das meisterten die Frauen und Männer an ihren Instrumenten; sie erzeugten in den letzten Abschnitten Menuet und Finale eine fast schon ausgelassene Atmosphäre. Zu dieser Musik konnte man sich Tanzschritte barocker Engel vorstellen, eine starke Leistung von Sinfonia.

Virtuose Wechsel und jubelnde Töne

Nach dem Bläser- und dem Streicherauftritt bildete das dritte Stück einen weiteren Höhepunkt. 40 Musikerinnen und Musiker spielten gemeinsam die Sinfonia Nr. VIII D-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy, geschrieben 1823. Der Komponist hat dieses Werk erst nur für Streicher entworfen, später dann eine Version für Bläser hinzugefügt: Mithin ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Instrumente einander ergänzen und verstärken können. Und auch eine hervorragende Gelegenheit für das Orchester, um zu zeigen, dass es virtuose Wechsel beherrscht.

Das Werk von Mendelssohn-Bartholdy bringt eine große Bandbreite von Gefühlen zum Ausdruck, und entsprechend erklangen unterschiedlichste Kombinationen. Sanfte, gleitende Streicher-Passagen, begleitet nur von den Querflöten. Einige der melodisch schönsten Passagen spielten Violinen und Bratschen im Adagio, unterstützt von einem Horn, dann Flöten und Klarinetten. Ein Klangbild mit sich steigernden, jubelnden Tönen entstand, eine Ahnung von Frühling im tristen Herbst. Für diesen Genuss bekam das Orchester zum Schluss wohlverdienten Applaus: Endlich wieder mal Sinfonia . . .