Der Deckel mit dem blauen, vogelförmigen Griff stellt wie die anderen Stücke eine Besonderheit dar. Foto: Hans Dietl

Exponate aus Steinheim sind im Archäologischen Landesmuseum Konstanz ausgestellt. Im Katalog zu der Schau ist den Funden aus der Urmenschstadt ein eigenes Kapitel gewidmet.

Steinheim - In der Ausgabe 6/1989 der Beilage zum Staatsanzeiger zur Landeskunde Baden-Württemberg ist von Dieter Kapff ein interessanter Beitrag über Trinkgläser im Mittelalter veröffentlicht. Er schrieb, dass bei archäologischen Ausgrabungen dem Fundmaterial Glas erst in den letzten Jahren Beachtung geschenkt wurde und sich das Bild der Forschung änderte. In Baden-Württemberg wird nach Konstanz unter anderem als hervorragend Steinheim erwähnt und Kapff schrieb: „Im ehemaligen Dominikanerinnenkloster Mariental bargen Archäologen rund 250 rekonstruierbare Gläser. Es ist der umfangreichste Glasfund von Württemberg aus der Reformationszeit . . . “. Eine Auswahl der sonst im Museum für Klostergeschichte in Steinheim befindlichen Objekte war für bedeutende Ausstellungen etwa in Bonn und Basel zu sehen.

Für eine erneute Glasausstellung des inzwischen eingerichteten Archäologischen Landesmuseums in Konstanz, die vom23. April bis 20. September 2015 geht, sind Gläser abgeholt und besonders interessante Stücke ausgestellt worden. Der Kopf der Einladung zeigt allein Steinheimer Objekte.

Im 240-Seitigen Katalog ist ein eigenes Kapitel Fundkomplex aus dem Kloster Steinheim enthalten. Dort steht im Text von Dr. Uwe Gross folgendes: „Einige der zuvor besprochenen Esslinger Gläser . . . haben gute Parallelen in Steinheim an der Murr. Um 1553 in den Boden gekommen, vermittelt der Fundkomplex aus dem Kloster Steinheim einen guten Eindruck vom Formenbestand der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Da kaum noch Maigelbecher und Krautstrünke auftreten, dürfte die Masse der Gefäße eher schon dem zweiten Jahrhundertviertel entstammen.

Es dominieren die kleinen „glatten“ Becher. Erstaunlich zahlreich sind zum Teil sehr große, oft gehenkelte konische Näpfe mit glattem oder sehr fein gekerbtem Fadendekor, die andernorts kaum nachgewiesen wurden. Häufiger als üblich sind auch unterschiedlich hohe Deckel, in einem Fall mit vogelförmigem Griff. Außer Resten weniger Stangengläser treten bei den nuppenbesetzten Formen späte Krautstrünke mit sehr großen Ovalnuppen und konische Formen auf. Modelgeblasenen Dekor zeigen die spärlich vorhandenen Maigel und einige unterschiedlich große Becher mit Wechselmuster. Von den an sich schon bemerkenswerten Einzelformen – Rippenschale auf hohem Fuß und Rippenbecher mit blauer Fadenauflage und blauem Standfaden – heben sich bei den grünen Gläsern zwei zylindrische Nuppenbecher und ein konischer Kelch nochmals deutlich ab. Sie zeigen als Bemalung (nach Vorlage von Lucas Cranach d. Ä.) tanzende Putti und die Verkündigung Mariens. Auch der Krug mit Fadendekor ist ein Einzelstück, nicht nur in diesem Fundkomplex… ..Bei den entfärbten Gläsern fällt eine modelgeblasene Henkeltasse mit ihrem senkrechten Zickzackdekor völlig aus dem Rahmen. Vom grünen Glas bekannt sind dagegen eine Fußschale mit glattem kräftigem Rippendekor und ein Becher mit schwachen Senkrechtrippen. Auch ein Deckel mit blauem vogelförmigem Griff hat Gegenstücke aus „Waldglas“. Während eine Kreuse zu den geläufigen Bechern beim roten Glas zählt, vertritt das Fragment eines blauen Rippenkelchs eine seltene Sonderform.

In den vergleichenden Texten sind die Steinheimer Gläser immer wieder erwähnt.