Manche Aspekte seiner Arbeit wird er vermissen, andere nicht: Günter Sommer hat 43 Jahre lang Foto: Sandra Brock

Der Leiter des Bau- und Hauptamtes, Günter Sommer, sagt kommende Woche Ade.

Erdmannhausen - Was haben wir gebaut!“, sagt Günter Sommer. Der Erdmannhäuser Haupt- und Bauamtsleiter blickt auf eine lange Zeit zurück: Insgesamt 43 Jahre und einige Monate ist es her, seit er seinen Dienst im Erdmannhäuser Rathaus antrat. Es war am 1. Dezember 1977. Jetzt geht er in den Ruhestand. Am kommenden Donnerstag ist sein letzter Arbeitstag.

Vieles ist seit damals in Erdmannhausen entstanden, blickt Günter Sommer zurück. 3850 Einwohner hatte Erdmannhausen vor all den Jahren, heute sind es mehr als 5000. Als Günter Sommer seinen Dienst antrat, war die Erweiterung der Erdmannhäuser Kläranlage gerade fertig. „20 Jahre später wurden wir an die Häldenmühle angeschlossen.“ Die Halle auf der Schray wurde gebaut, ebenso Jugendhaus und Kindergarten, Bebauungspläne erstellt, die Ortskernsanierung angestoßen. Wo heute in der Mittelstraße Geschäfte und Dienstleister für die Kunden da sind, war das Ortsbild früher eher von Landwirtschaftsgebäuden geprägt, erinnert sich Sommer.

Der bald 65-Jährige stammt aus Kleinbottwar und lebt heute mit seiner Frau in Steinheim. Während seiner praktischen Ausbildung hat ihn das Jahr 1972 stark geprägt, als er in Oberstenfeld unter dem damaligen Bürgermeister Manfred Läpple arbeitete. „Dort habe ich unheimlich viel gelernt“, so Sommer. Nach einem weiteren praktischen Teil der Ausbildung im Kornwestheimer Rathaus ging der junge Mann an die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung. Und dann gleich nach Erdmannhausen. Zwar hatte er von einer größeren Stadt ebenfalls eine Zusage erhalten, Sommer entschied sich aber für die Hauptamtsleiterstelle in Erdmannhausen – der Vielfalt wegen. „Das war vielleicht die Prägung von der Oberstenfelder Zeit“, so der scheidende Bau- und Hauptamtsleiter.

Siegfried Menner war seit fünf Jahren Bürgermeister, als Günter Sommer im Rathaus anfing. Vieles hat sich in der Zeit verändert, blickt er zurück. Im Kindergartenwesen etwa. „Früher gab es Vormittags- und Nachmittags-Öffnungszeiten. Mittagessen, Ganztags- oder gar U3-Betreuung konnte man sich gar nicht vorstellen.“ Oder die Bürotätigkeit an sich. „1994 wurden uns PCs auf den Schreibtisch gestellt“, berichtet Sommer lachend. Und auch bei der Erinnerung daran, als das Telefax aufkam, muss er schmunzeln. Siegfried Menner sei damals auf ihn zugekommen und fragte: „Herr Sommer, meinet Sie, so was brauchen wir auch?“

Zu Telefax und PC – aber vor allem zur Rathausmannschaft sagt Günter Sommer kommende Woche Ade. Er hat „das gute Arbeitsklima und das gute Miteinander geschätzt“. Was seine Arbeit angeht: „Es gibt sicher Dinge, die ich gerne weiter begleiten würde, es gibt aber auch vieles, bei dem ich sage, dass ich das nicht mehr haben muss“, beschreibt Günter Sommer das lachende und das weinende Auge, mit denen er geht.

Langweilig wird ihm im Ruhestand sicher nicht. Der eine oder andere Urlaub ist geplant. „Ob das auch stattfindet, müssen wir abwarten“, so Sommer. Er freut sich vor allem darauf, dass nicht alles nach einem vollen Terminkalender getaktet ist. „Das bedeutet Freiheit.“ Gemeinsam mit seiner Frau will er wandern und reisen, radfahren und sich um die beiden kleinen Enkeltöchter kümmern. Die seit 30 Jahren aktive Laufgruppe läuft weiter und der Buchliebhaber Sommer wird auch weiter lesen. „Seit ich lesen kann, lese ich immer ein Buch.“ Gerne Krimis und historische Romane. Aber auch für Geschichte und Philosophie interessiert er sich. „Als junger Mensch habe ich immer gesagt, dass ich im Ruhestand mal Geschichte und Philosophie studieren werde“, verrät Günter Sommer und fügt lachend an: „Aber das mache ich nicht.“

Der Abschied fand aufgrund der Corona-Pandemie bei einer Gemeinderatssitzung statt.

Wir haben gehofft, dass dieser Tag noch lange nicht kommt“, fasste Hans-Georg Götz die Gefühle des Gemeinderats zusammen. Der musste in seiner Sitzung am Donnerstagabend Hauptamtsleiter Günter Sommer in den Ruhestand verabschieden – und das mit Bedauern: „Mit Ihnen gehen nämlich auch 43 Jahre an Wissen und Erfahrung.“ Die habe er stets zum Wohle der Gemeinde eingebracht und – egal, wie hektisch es auch mal zuging – in den Ratssitzungen stets als „Fels in der Brandung“ für Ruhe gesorgt: „Auch ohne Stimmrecht waren Sie ein wichtiges Mitglied dieser Runde.“

Doch auch für die Bürger sei er immer ein wichtiger Ansprechpartner gewesen, so Götz weiter: „Wie oft habe ich auf eine Frage geantwortet: ‚Rufen Sie doch mal bei Herrn Sommer an.’“ Sein Fachwissen sei auch im Gutachterausschuss immer sehr geschätzt worden, fügte Alt-Rat Horst Stegmaier hinzu, der sich an diesem Abend spontan selbst auf die Rednerliste gesetzt hatte und von der letzten Begehung in den Weinbergen mit Günter Sommer erzählte, bei der gemütlich im Wengerthäusle noch eine Flasche geteilt wurde: „Was soll ich weiter sagen, sie waren halt einfach schon immer da.“

Gleich drei Bürgermeister hat Sommer in den Jahren „erlebt, um nicht zu sagen überlebt“, fasste es die Bürgermeisterin Birgit Hannemann zusammen. Sie wies noch einmal auf die zahlreichen Projekte hin, die dabei verwirklicht wurden: „Mit Ihnen geht ein Mensch von Bord, den wir als langjährigen Mitarbeiter kennen und schätzen gelernt haben.“ Leider sei durch Corona kein Festakt möglich gewesen, wie Sommer ihn verdient habe. Stattdessen hatten Wegbegleiter Wünsche per Video eingesendet – inklusive Musikbeiträgen.

„Ich bin platt“, gab Günter Sommer zu, nachdem die Leinwand dunkel geworden war: „Ich möchte Ihnen allen für das Vertrauen danken.“ Seinen Kollegen im Rathaus gab er mit auf den Weg, einfach weiterzumachen wie bisher: „Sie leisten hervorragende Arbeit.“