Im Nachbarort Beilstein gibt es bereits einen Aldi-Discounter. Jetzt ist ein solcher Markt auch in Oberstenfeld denkbar. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Im Gebiet Bottwarwiesen in Oberstenfeld sollen ein Discounter und ein Drogeriemarkt angesiedelt werden. Der Bedarf dafür geht aus einem Gutachten vor, das die Gemeinde vor drei Jahren in Auftrag gegeben hat.

Oberstenfeld - Geht es nach der Levkas GmbH und der Gemeinde Oberstenfeld, wird es in dem geplanten 12,2  Hektar großen Wohn- und Gewerbegebiet Bottwarwiesen einen Discounter und einen Drogeriemarkt geben. Das soll die Versorgung der Bewohner in dem neuen Gebiet sicherstellen, aber auch den Gesamtbedarf der 8000-Einwohner-Kommune im nördlichen Landkreis Ludwigsburg decken. Favoriten sind nach aktuellem Stand die Marken Aldi und dm.

Gespräche mit fast allen gängigen Lebensmittel- und Drogerieketten bestätigt der Geschäftsführer Wolfgang Matt auf Nachfrage dieser Zeitung. Matt machte keinen Hehl daraus, dass er sich die Marken Aldi und dm, die auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung genannt wurden, sehr gut auf dem Areal vorstellen kann. Die Levkas GmbH hatte das Gebiet vom Insolvenzverwalter des Holzverarbeiters Werzalit gekauft. Das Unternehmen betreibt mit der Gemeinde und Wüstenrot ein Planverfahren, bei dem vier Büros in einen städtebaulichen Wettbewerb treten. Derzeit läuft eine Bürgerbefragung.

Der Investor geht davon aus, dass die Ortsmitte auf jeden Fall profitiert

Die Lebensmittelversorgung in dem geplanten Areal ist Teil des Rahmenplans, der in der jüngsten Sitzung des Oberstenfelder Gemeinderats einstimmig genehmigt wurde. Ausdrücklicher Wunsch der Räte war, den Einzelhandel in der Ortsmitte zu schützen. Dieses Ziel wird für vereinbar damit gehalten, dass ein Discounter und ein Drogeriemarkt in dem nicht weit entfernten neuen Areal Filialen öffnen. „Ich glaube, dass auch die Ortsmitte von dem neuen Gebiet profitiert“, sagt Wolfgang Matt. So werde das Gebiet Hauäcker durch Fuß- und Radwege besser mit dem Zentrum verbunden.

Ein Discounter und ein Drogeriemarkt könnten auch den Edeka-Vollsortimenter in der Nähe des Baugebiets gut ergänzen, findet Wolfgang Matt. Deshalb sollten Aldi und dm in dem Areal eher in Richtung Bürgerhaus und Feuerwehr angesiedelt werden. „Derzeit fließt relativ viel Kaufkraft nach außen ab“, sagt Matt. Die nächsten größeren Drogerien etwa seien in Großbottwar und Ilsfeld. Eine Mischung aus Discounter und Vollsortimenter gebe es in Beilstein mit Aldi und Rewe. In Großbottwar sind vier Lebensmittelketten mit Filialen präsent.

Aldi bestätigt auf Anfrage ein Interesse am Standort Oberstenfeld

Aldi-Süd bestätigte am Freitag ein Interesse am Standort Oberstenfeld. Der Edeka-Inhaber René Sabota war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Starke Konkurrenz durch einen Drogeriemarkt im neuen Areal Bottwarwiesen befürchtet Sabine Garbe, Inhaberin der Drogerie Brettschneider in der Ortsmitte. „Für uns wäre eine Drogerie dort nicht schön – das würde uns sehr treffen“, sagt sie, befürchtet aber, als Einzelne nichts ausrichten zu können. Ihr Stammpublikum halte ihr während der Corona-Pandemie die Treue. „Das sind hauptsächlich Ältere der Generation 50 plus.“ Mut mache ihr, dass inzwischen auch viele junge Leute in ihren Laden an der Großbottwarer Straße kommen. „Die sagen: Es ist toll, dass wir hier beraten werden und dass unsere Geschenke eingepackt werden, wo wir doch sonst vieles über Amazon bestellen.“

Der Bürgermeister will den Prozess der Meinungsbildung abwarten

Die Konkurrenz durch größere Lebensmittelmärkte ist Ingo Mayer, Inhaber eines kleinen Frischemarkts in der Großbottwarer Straße, gewohnt. Dass die Gemeinde den Einzelhandel in der Ortsmitte schützen will, begrüßt er. Sollte Aldi kommen, könne und wolle er wenig dagegen unternehmen. „Es gibt auch Menschen, die aufgrund ihres Einkommens auf den Einkauf dort angewiesen sind.“ Sein Frischemarkt überzeuge seine Stammkunden durch eine hohe Qualität und den direkten Kundenkontakt: „Viele schätzen unser menschliches Miteinander.“ Und im Wettbewerb gelte für ihn sowieso: „Ich muss mein eigenes Ding möglichst gut machen.“

Der Bürgermeister Markus Kleemann verweist auf das Gutachten, das schon vor drei Jahren einen erhöhten Bedarf an Lebensmittelläden bescheinigte. „Und jetzt kommen noch einmal 1300 Bürger dazu.“ Er denke, dass auch die Ortsmitte von dieser Zuwanderung profitiere – so wie auch Handwerker, Vereine und die Gemeindefinanzen. Man wolle die Ortsmitte durch eine gute Anbindung des Areals über die Gronauer Straße mit Fußgängerinseln fördern. „Unsere Händler an der Großbottwarer Straße bieten einen tollen Service – sie können selbstbewusst sein.“ Gleichwohl sehe er auch den Wettbewerb. „Noch ist nichts entschieden“, betont der Bürgermeister und weist auf das laufende Verfahren hin. „Wir warten die Meinungsbildung ab und entscheiden dann.“

Kommentar zu den Plänen in den Bottwarwiesen
"Jetzt gilt es"