Bis zum Jahresbeginn freute sich die Hepco-Geschäftsführerin Susanne Sträb noch über die große Nachfrage. Dann brachen wegen Corona die Kunden weg. Foto: KS-Images

Die Marbacher Gürtelmanufaktur Hepco muss schließen. Doch auch andere Firmen leiden unter den Pandemiefolgen. Vor allem das Gastgewerbe ist betroffen. Welche Insolvenz tatsächlich coronabedingt ist, wird derzeit aber nicht statistisch erfasst.

Marbach - Es lief alles super, und dann kam Corona.“ Susanne Sträb von der Firma Hepco, die hochwertige Gürtel herstellt, ist der Frust anzuhören. Am 31.  Dezember ist Schluss in der Gürtelmanufaktur, die in der Rielingshäuser Straße in Marbach ihren Sitz hat.

Die Pandemie machte Hepco früh zu schaffen. „Uns sind nach dem ersten Shutdown die Kunden weggebrochen“, erklärt Sträb, eine der Geschäftsführerinnen des Unternehmens: Denn diejenigen, die Gürtel aus der Hepco-Manufaktur im Angebot hatten, mussten ihren Laden wochenlang schließen – Schuhgeschäfte etwa oder Anbieter von Lederware. Auch an Katalogware von Händlern sei nichts mehr gelaufen. Und mehr noch: „Die Kunden haben die Ware schon bekommen und konnten ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen“, schildert die 57-Jährige die letzten Endes fatale Situation für das Unternehmen, das seit seiner Gründung 1922 in Stuttgart schon etliche Veränderungen und auch zwei Insolvenzen überstanden hat. Vor 18 Jahren hatte Susanne Sträb zusammen mit Carola Meyer und Peter Hummel die Sparte Gürtelproduktion aus der Insolvenzmasse herausgekauft

Die Idee, im Frühjahr statt Gürteln die dringend benötigten Masken zu nähen, erwies sich im Nachhinein als großer Fehler: „Unser Gesamtumsatz war durch den Maskenverkauf in den relevanten Monaten um fünf Prozent zu hoch, sodass wir die zweite Überbrückungshilfe im September nicht bekommen haben.“ Dass die Firma noch einmal wie der Phoenix aus der Asche wieder auferstehen kann, hält Sträb für unwahrscheinlich: „Wir können weder die Zeit bis zu einer Normalisierung überbrücken noch die Räumlichkeiten plötzlich kleiner zaubern.“ Was nun noch bleibt: an den Adventssamstagen von 10 bis 16 Uhr zu öffnen und möglichst viel vom fertigen Gürtel über Gürtelschließen bis hin zum Dekomaterial zu verkaufen.

Auch für andere Unternehmen in der Region ist die Lage schwierig. Den Insolvenz-Statistiken ist aber nicht zu entnehmen, wie viel davon tatsächlich coronabedingt ist. Hinzu kommt: Die Pflicht zur Insolvenzanmeldung von Unternehmen bei pandemiebedingter Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung war bis Ende September 2020 ausgesetzt, wie das Statistische Landesamt informiert. Auch bei den Amtsgerichten in Ludwigsburg und Heilbronn wird eine Insolvenzverursachung „durch Corona“ derzeit statistisch nicht erfasst, teilt Richter Ulf Hiestermann vom Ludwigsburger Amtsgericht mit.

Einen Anhaltspunkt, wie es den einzelnen Branchen geht, bietet der Konjunkturspiegel des Statistischen Landesamts. Während vor allem der Großhandel profitiert, ist das Gastgewerbe seit März regelmäßig eingebrochen – am stärksten im April mit einem Minus von fast 74 Prozent. Hier ging auch die Zahl der Beschäftigten deutlich zurück: allein im April um fast 30, im September immer noch um knapp 16 Prozent.

Genaue Zahlen kann auch der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Baden-Württemberg nicht nennen. „Bei uns sind das meistens Betriebsschließungen, an die sich manchmal eine Privatinsolvenz anschließt“, erklärt Pressesprecher Daniel Ohl. Fest stehe jedoch: „Wir werden Betriebe verlieren und haben auch schon welche verloren.“ Für viele tausend Betriebe sei die Situation „bitterernst.“ Vor allem machten sich die Betreffenden Sorgen, weil nicht klar sei, wie lange die Schließungen noch dauerten und ob dafür auch weiterhin Entschädigungen gezahlt würden. „Anträge auf Hilfen für den November können erst seit dem 25. dieses Monats gestellt werden“, so Ohl. Es würden zwar wohl zum Teil Abschläge bezahlt, aber die seien auf 10 000 Euro gedeckelt. „Und das reicht bei größeren Betrieben nicht aus.“

Auch nach Beobachtungen der Selbstständigen-Vereine in der Region sind vor allem Hotellerie und Gastronomie betroffen. Der Außer-Haus-Verkauf sei seiner Beobachtung nach trotz Anlaufproblemen aber ganz gut gelaufen, sagt etwa Mike Naegele vom BdS Oberstenfeld. Auch andere Unternehmen hätten umdenken müssen. Ihm ist jedoch nur eine Insolvenz bekannt, bei der aber mehrere Faktoren zusammengekommen seien.