Schultes Thomas Winterhalter wird wohl nur noch wenige Jahre vom alten Rathaus aus die Geschicke der Stadt leiten. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Kräfte der Verwaltung sollen in einer modernen Zentrale gebündelt, die anderen Standorte aufgegeben werden. Ein Ideenwettbewerb soll die Möglichkeiten aufzeigen.

Steinheim - Schon im Sommer hatte sich angedeutet, dass die Tage des altehrwürdigen Rathauses am Marktplatz als Sitz der Verwaltungsmannschaft bald gezählt sein könnten. Bei einer Diskussion im Gemeinderat um die angedachte energetische Sanierung des Gebäudes bremste damals Timo Renz von den Freien Wählern die Euphorie um das Projekt empfindlich ein, als er darauf hinwies, dass die Räumlichkeiten perspektivisch womöglich gar nicht den heutigen Anforderungen an moderne Büroarbeitsplätze entsprechen – man also auch nicht übereilt zu viel Geld in das Fachwerk-Gebäude stecken sollte. Bürgermeister Thomas Winterhalter erklärte daraufhin, dass in der Tat auch ein Neubau eine Option sei. Und genau der soll nun wirklich kommen.

Nur eingeschränkt modern

Der Erste Beigeordnete Stephan Retter ließ die Katze am Dienstag im Gemeinderat bei der Einbringung des Hauhaushalts für 2022 aus dem Sack. Er verkündete, dass im Etat Mittel für einen Realisierungswettbewerb zum neuen Rathaus eingestellt seien. „Ziel ist, dass im April der Grundsatzbeschluss zum Neubau gefasst wird“, sagte Retter, der sich sogar, wenn auch mit kleinem Augenzwinkern, auf ein Datum für die Einweihung festlegte. Am 12. Januar 2026 werde das Rathaus bezogen – also just zu seinem 50. Geburtstag. Unabhängig vom Termin der Fertigstellung ist für Retter unstrittig, dass das Projekt in Angriff genommen werden muss. Das steigere die Effizienz, weil die Kräfte in einer Zentrale gebündelt und die Außenposten wie die Verwaltungsstelle in Kleinbottwar aufgegeben werden sollen. Zudem sei es unerlässlich für die Personalgewinnung, „einen modernen Arbeitsplatz anbieten zu können“. Etwas, das derzeit „nur sehr eingeschränkt“ möglich sei.

Areal um Feuerwehr wird in Überlegungen einbezogen

Retter macht allerdings auch keinen Hehl daraus, dass hinter dem Vorhaben noch einige dicke Fragezeichen stehen. So seien die Würfel in Sachen Standort bislang nicht endgültig gefallen. „Deshalb wollen wir auch den Ideenwettbewerb starten“, sagt er auf Nachfrage. Kreative Köpfe in Fachbüros sollen sich Gedanken machen, wo das neue Rathaus am besten angesiedelt sein könnte. Angestrebt werde, den Bereich zwischen dem aktuellen Domizil bis vor zum Parkplatz Murrinsel untersuchen zu lassen, erläutert der Erste Beigeordnete. Miteinbeziehen sollen die Planer überdies das Areal an der Rielingshäuser Straße, wo Feuerwehr und Bauhof angesiedelt sind, für die jeweils perspektivisch eine Verlagerung hin zu einem anderen Standort ins Auge gefasst wird. Im Gespräch waren dafür zuletzt Flächen im Gebiet Kreuzwegäcker hinter dem Freibad.

Murr soll erlebbar werden

Wie der Erste Beigeordnete hervorhebt, hat die Untersuchung aber nicht nur den Zweck, einen probaten Platz für das Rathaus aufzuzeigen. Es gehe auch darum, die Themen Wohnen und Erholungsräume abzubilden. Bürgermeister Thomas Winterhalter erinnert in dem Zusammenhang daran, dass schon länger angestrebt wird, die Murr erlebbar zu machen. Eine Lösung dafür soll der Wettbewerb nun ebenfalls aufzeigen.

Belebende Nutzung gewünscht

Keinen Kopf müssen sich die Architekturbüros indes darüber machen, wie nach dem Auszug der Ämter die Verwaltungssitze in Steinheim und Kleinbottwar in einigen Jahren genutzt werden könnten. Ein Thema, das ebenfalls noch einer Klärung bedarf. „Das muss der Gemeinderat zunächst beraten“, sagt Stephan Retter. Man werde aber dafür zu gegebener Zeit eine sinnvolle Lösung finden, ist Thomas Winterhalter überzeugt. Die neue Nutzung hänge dann auch davon ab, wofür überhaupt Räumlichkeiten benötigt werden. „Für Steinheim kann man aber schon jetzt sagen, dass es eine Nutzung sein muss, die die Stadtmitte belebt“, betont der Rathauschef.

Stadt hat sich einige Grundstücke gesichert

In eben jenem Herzen der Kommune habe man in der Vergangenheit nach und nach Grundstücke aufgekauft, konstatiert Stephan Retter. Insofern habe man nun Spielraum, dort zu agieren, und sei in der Lage, aus eigener Kraft einen neuen Standort auszuweisen. Losgelöst von dem in vier bis fünf Jahren angestrebten Umzug aus dem alten Domizil soll das bestehende Fachwerkgebäude in naher Zukunft energetisch saniert werden. Derzeit sei aber ungewiss, ob sich das wie beabsichtigt im laufenden Betrieb machen lässt, schränkt Retter ein. Falls nicht, müsse das Vorhaben geschoben und nur das Allernötigste gerichtet werden.

Was The Plän sonst zu bieten hat

Farbtupfer
 Stephan Retter hat als neuer Erster Beigeordneter und Leiter der Kämmerei bei seiner ersten Haushaltseinbringung gleich für einen Farbtupfer gesorgt: In Anlehnung an die Werbekampagne des Landes heißt das Werk The Plän. Das Cover des Wälzers ist gelb, Steppi ist natürlich auf dem Titel abgebildet.

Fehler
 Retter erklärte, dass 2019 bei der Umstellung auf die Doppik im Etat diverse „handwerkliche Fehler“ begangen worden seien. Das wirke sich bis heute aus. Positionen seien beispielsweise aus unerfindlichen Gründen umbenannt worden. „Das lege ich niemandem zur Last, aber die Missstände sind nie aufgearbeitet worden. Das müssen wir angehen und wird uns noch einige Zeit beschäftigen“, sagt er auf Nachfrage.

Pläne
Zu den größeren Projekten für 2022 gehören unter anderem die Sanierung der Kelter in Höpfigheim, die Digitalisierung der Schulen und die Breitbandversorgung.