Ernährungswissenschaftlerin Katja Lippold empfiehlt für Kinder zwei Hände Obst und drei Hände Gemüse am Tag. Foto: Julia Amrhein

Die Ernährungswissenschaftlerin Katja Lippold weiß, wie Familien sich schon durch kleine Veränderungen gesünder ernähren können

Gute Ernährung ist wichtig! Das wird wohl kaum jemand abstreiten. Doch in der Praxis sieht es dann oft ganz anders aus: Sei es nun aus Zeitnot oder der bekannte Ausspruch „Mama, das schmeckt mir aber nicht!“. Dabei lässt sich oft schon mit Kleinigkeiten viel verändern, wie die Ernährungswissenschaftlicher Katja Lippold weiß: „Es scheitert meist, wenn von einem auf den anderen Tag alles umgestellt wird. Es ist besser man sucht sich erst eine Baustelle und wenn das gut funktioniert, geht es weiter.“

Der wichtigste Tipp von Katja Lippold sollte dagegen schon befolgt werden, bevor es überhaupt in die Küche geht: „Es ist total wichtig, dass es gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie gibt.“ Das Essen im Sitzen zu genießen – und zwar in alle Ruhe und ohne Ablenkung – führt schon automatisch zu mehr Bewusstsein. Außerdem fördert es das Miteinander in der Familie. Und dabei komme den Eltern eine besondere Rolle zu. „Sie haben Vorbildfunktion“, so Lippold.

Deshalb sei es besonders wichtig, dass die Eltern frühstücken. „Sehr viele Kinder gehen ohne Essen zur Schule“, hat Lippold beobachtet. Dabei sei die Energie wichtig, um gut durch den Vormittag zu kommen. Am besten sei eine ausgewogene Mahlzeit aus Getreide, Milchprodukten und Obst oder Gemüse. „Notfalls ist es aber auch schon gut, wenn das Kind zumindest eine Banane isst oder ein Glas Milch trinkt“, führt Katja Lippold weiter aus.

Der Start in den Tag ist auch deshalb so wichtig, weil die Ernährung von Kindern außer Haus sich oft schwierig gestaltet. „In der Schule stehen dann die Automaten mit Süßigkeiten und Limo“, kritisiert Lippold. Vor allem der bei Kindern beliebte Eistee ist eine echte Bombe, was Zucker angeht: „20 Würfelstücke sind darin.“ Hier können Eltern das Gespräch mit dem Kind suchen und ein gutes Pausenbrot einpacken: „Vielleicht ein Vollkornbrot mit etwas Frischem, wie Salat oder Gemüsespieße.“

Was das oft verhasste Gemüse angeht, sei es oft so, dass schon die Präsentation viel ausmacht. „Man könnte es als Smiley anrichten“, so Katja Lippold. Zudem sollen Eltern auch nicht gleich aufgeben, sondern den Sprößlingen das Gemüse immer mal wieder anbieten: „Geschmäcker ändern sich bei Kindern ja manchmal von Woche zu Woche.“ Sonst dürfe man aber auch mal „mogeln“ und etwa Lauch in die Suppe oder Karotten in die Bolognese pürieren.

Und natürlich sind die Eltern auch am Zug, die Zutatenlisten der Produkte zu kontrollieren, die in den Topf kommen. Und da schneiden Fixprodukte oft sehr schlecht ab. „Ja, unterm Strich dauert es länger alles frisch zu kochen“, weiß auch Katja Lippold. Da kann es helfen, gleich für mehrere Tage zu kochen oder Zutaten noch weiterzuverwenden: „Im Idealfall gibt es einen Kochplan, den die Familie aufstellt. Dabei hat jeder Mitspracherecht.“

Und auch die Lieblingsspeisen vieler Kinder müssen nicht gestrichen werden. Optimierung ist das Zauberwort. „Pizza wird mit einem Teig aus dunklem Mehl und mehr Gemüse als Belag gesünder. Und Pommes kann man im Backofen machen, statt in der Fritteuse“, führt Katja Lippold ein paar Beispiele auf. Das gilt auch für die Getränke – Saftschorle ist dank weniger Zucker etwa besser als purer Saft. Generell sollte versucht werden, die Mahlzeiten um frische Zutaten zu ergänzen und erweitern.

Und dann ist da noch das leidige Thema Süßigkeiten und Snacks. Die sind auch bei einer gesunden Ernährung erlaubt – wenn auch in Maßen: „Eine Kinderhand Süßes am Tag ist in Ordnung.“ Generelle Verbote bewirken nämlich eher das Gegenteil und die Kinder kaufen heimlich Ungesundes. Daher hat Katja Lippold die Devise: „Es darf ab und zu etwas Ungesundes sein. Aber dann bitte in Maßen – und mit Genuss.“