Robert Meile, Cornelia Jung, Friedemann Kuttler, Dieter Kaufmann und Ralf Zimmermann (von links) freuen sich über 100 Jahre Diakonie. Foto: avanti

Viele Gäste sind zum runden Jubiläum der Diakoniestation nach Großbottwar gekommen.

Großbottwar - Die Diakonie Großbottwar hat am Sonntag ihr 100-jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst und einem Tag der offenen Tür gefeiert. Und für manchen war das Grund, einfach mal Dankeschön zu sagen. Beim Festgottesdienst bedankte sich der Bürgermeister Ralf Zimmermann für die gute Zusammenarbeit und lobte die Diakonie als verlässlichen Partner. Ein Dankeschön in Form einer Rose bekamen auch die angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter. Für die Leiterin der Diakoniestation, Cornelia Jung, war es ein ganzer Strauß. Einen Rückblick hielten der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Dieter Kaufmann und Pfarrer Friedemann Kuttler.

Dass die Diakonie überhaupt ihr 100-jähriges Bestehen feiern konnte, habe man der Einzelspende eines anonymen Spenders anno 1919 zu verdanken, die es ermöglichte, dass die Kirchengemeinde eine Krankenschwester anstellte, sagte der Pflegedienstleiter Robert Meile auf Nachfrage: „Es war schon länger so etwas im Gespräch, aber man hat immer gedacht, das könnte man nicht stemmen.“ Bis zur Gemeindereform habe es auch in Hof und Lembach noch eine eigene Krankenschwester gegeben und bis zur Pflegereform eine weitere in Winzerhausen.

Aktuell würden etwa 110 Menschen von der Diakonie in ganz verschiedenem Umfang zu Hause betreut, so Meile weiter. Hinzu kämen noch weitere Menschen, die beispielsweise eine Beratung bräuchten. „In dieser Bandbreite bewegt sich unsere Arbeit.“

Zur Arbeit der Diakonie gehört beispielsweise auch die Nachbarschaftshilfe, die außer einem offenen Ohr auch Unterstützung etwa beim Einkaufen oder im Haushalt bietet. Unter dem Motto „Lichtblick“ treffen sich einmal pro Woche an Demenzerkrankte zum gemeinsamen Musizieren, Spielen oder Bewegen, was für die Angehörigen eine große Erleichterung bedeutet. Bei der Pflege-Kaffeerunde oder dem Pflege-Stammtisch können Angehörige sich austauschen und Fragen stellen. Und seit September gebe es auch eine offene Beratungssprechstunde, erzählte der Diakon Holger Hessenauer, die in erster Linie eine Lotsenfuktion habe.

Was es bedeutet, an Demenz erkrankt zu sein, wurde beim Tag der offenen Tür in einem sogenannten Demenzparcours an sechs verschiedenen Stationen vermittelt. Dicke Handschuhe und eine verschmierte Brille machten den Besuchern beispielsweise deutlich, wie schwer es ist zu essen, wenn man nicht mehr richtig greifen kann und schlecht sieht. „Und Demenzkranke verlieren dann oft die Lust und essen gar nichts mehr“, erklärte Christa Gruber von der Demenzgruppe zwei jungen Frauen, die beim Tag der offenen Tür den Selbstversuch wagten.

Und auch eine Erklärung dafür, warum sich Demenzkranke im Spiegel nicht mehr erkennen, gab es: „Die meisten nehmen sich selbst als 25- bis 45-Jährige wahr“, sagte Holger Hessenauer. Sinn der einzelnen Stationen war es, sich in die Kranken hineinversetzen zu können und so den Einschränkungen im Alltag mit Geduld und Verständnis zu begegnen.

Bärbel Mergenthaler führte unterdessen den interessierten Besuchern ein Notfallhebekissen vor, mit dessen Hilfe man Menschen nach einem Sturz leichter wieder in die sitzende Position bringen kann. „Man ist ja immer allein unterwegs“, erklärte sie, und da habe das aufblasbare Kissen schon oft gute Dienste geleistet.

Zum Diakoniejubiläum haben sich auch Kinder der Wunnensteinschule und der Schule an der Linde im Religionsunterricht ihre Gedanken gemacht und aufgemalt. „Die Diakoni bringt Alten Leuten Essen“, war da etwa zu lesen. Und viele gute gemalte und geschriebene Wünsche gab es auch.