Die Stadt nimmt knapp 400 000 Euro in die Hand, um den Bedarf an Krippen- und Kindergartenplätzen zu decken.
Großbottwar - Der wiedereingeführte Verwaltungsausschuss des Gemeinderats in Großbottwar hatte in seiner ersten Sitzung am Montag gleich ein dickes Brett zu bohren. Auf dem Programm stand die Kindergartenbedarfsplanung, die naturgemäß in eine wichtige Frage mündet: Reicht die Zahl der U3- und Ü3-Plätze für die nächsten Jahren aus?
In der Storchenstadt kündigt sich ein Bedarf an, der das Angebot übersteigt. Um diesen zu decken, sind weniger bauliche Maßnahmen erforderlich. Geschaffen werden müssen aber Gruppen und fünf Vollzeitstellen für Erzieherinnen. „Und die muss man erst einmal besetzt bekommen. Erzieherinnen wachsen leider nicht auf Bäumen“, sagt Bürgermeister Ralf Zimmermann.
Nicht nur deshalb steht die Stadt in Hinsicht der Betreuungsplätze vor einer Zukunft, die Fragen aufwirft. So plant das Land, den Stichtag zur Einschulung um drei Monate nach vorne auf den 30. Juni zu verlegen. Passiert das in einem Schritt, sind in Großbottwar 22 Kinder betroffen, die ein weiteres ganzes Jahr im Kindergarten blieben. „Diesen Platz haben wir schlichtweg nicht“, stellt Zimmermann klar. Inzwischen sei angedacht, innerhalb von drei Jahren jeweils um einen Monat nach vorne zu rutschen. „Das wäre besser, wirkt sich aber dennoch auf die Planung aus.“ Eine Entscheidung steht noch aus, zum Unverständnis von Stadtverwaltung und Stadträten. Es sei sowieso ein „Unding“, dies auf den Schultern von Betreuern und Gemeinden auszutragen, frei nach dem Motto: Finanziert das mal, ärgert sich Thomas Stigler (FBWV). Ralf Zimmermann sieht darin das schlichte Vorhaben vom Land, Lehrerstellen einzusparen.
Was die Planung im U3-Bereich zusätzlich erschwert, ist die Tatsache, dass in der privaten Einrichtung Itzebitz vertraglich 50 Plätze für Großbottwarer Kinder zugesichert sind – diese de facto aber nicht voll zur Verfügung stehen, wie Hauptamtsleiterin Mona Trinkner ausführt. Ralf Zimmermann ergänzt, dass es bei Itzebitz die Bemühung gebe, das wieder hinzubekommen. „Es gibt Bewegung.“ Andreas Strohm (CDU) spricht von einer „heißen Kiste“ und wirft die Frage auf: „Was passiert, wenn wir in unsere Einrichtungen investieren und quasi in Konkurrenz zu Itzebitz treten und die später sagen: Okay wir haben die 50 Plätze wieder zur Verfügung?“ Der Gemeinderat nahm diesen Umstand schließlich schluckend hin.
Itzebitz selbst gibt auf Nachfrage dieser Zeitung keine Stellungnahme. Man befinde sich zurzeit in Gesprächen mit der Verwaltung, so die Begründung vonseiten des Vorstands vom Trägerverein. „Es soll auch nicht zu einer Schlammschlacht kommen“, sagt Hausleiterin Sabrina Fritz.
Der generelle Zusatzbedarf wird an den Zahlen deutlich: Fürs Kindergartenjahr 2019/20
fehlen in der U3-Betreuung auch wegen des Falls Itzebitz sechs Plätze, im Ü3-Bereich ist man 14 Plätze im Überschuss. Für 2020/21
fehlen im U3 bislang vier Plätze. Im Ü3 braucht es je nach Umsetzung der Stichtagsverlegung 17 weitere Plätze (Vorverlegung in einem Schritt) oder der Bedarf ist exakt gedeckt (Drei-Jahres-Modell). Für 2021/22
fehlen im U3-Bereich 16 Plätze. Im Ü3-Bereich stellt sich erneut die Frage nach der Art der Stichtagsverlegung. So ist man vier Plätze im Überschuss (in einem Schritt) oder es bedarf 13 weiterer Plätze (Drei-Jahres-Modell). Den Zahlen liegen Schätzungen sowie die Prognose von leicht steigenden Geburtenzahlen zugrunde.
Das 391 000 Euro schwere Maßnahmenpaket, das den Bedarf decken soll und das der Ausschuss einstimmig bei zwei Enthaltungen beschloss, sieht wie folgt aus: Im Kindergarten Pfarrgarten wird im Untergeschoss eine U3-Gruppe für zehn Kinder eingerichtet, was einen Ausbau für 80 000 Euro erfordert. Betroffen ist besonders der Sanitärtrakt. In der Einrichtung Nelkenstraße wird zum 1. Januar 2020 eine zusätzliche Ü3-Gruppe mit 20 Kindern geschaffen, im Kindergarten Hegelstraße zum gleichen Zeitpunkt eine Ü3-Kleingruppe mit zehn Kindern. Diese wird befristet fürs Jahr 2020/21 auf 20 Kinder aufgestockt. In der Nelkenstraße wird auch die Ganztagesbetreuung wegen steigender Nachfrage erweitert.
Angedacht ist mittelfristig auch ein Anbau des ausgeschöpften Kindergartens in Hof und Lembach, hier wird eine Planungsrate von 10 000 Euro eingestellt. 40 000 Euro umfasst eine weitere für mögliche Erweiterungen in Großbottwar.