Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Landrat betont, dass seine Behörde zuständig wäre, das Landschaftsschutzgebiet für ein Gewerbeareal aufzuheben.

Großbottwar - Gegner und Befürworter eines interkommunalen Gewerbegebiets beim Holzweiler Hof dürften dem 28. Januar mit Hochspannung entgegenblicken. An diesem Tag wird nämlich der Planungsausschuss des Verbands Region Stuttgart (VRS) voraussichtlich darüber befinden, wie er sich zu dem heftig umstrittenen Areal in Großbottwar positionieren soll. Allerdings zeichnet sich zunehmend ab, dass selbst ein klares Ja des VRS zu diesem Standort kaum mehr als ein Lippenbekenntnis wäre. Denn das letzte Wort in dieser Frage, das macht der Ludwigsburger Landrat Rainer Haas unmissverständlich deutlich, habe der Landkreis. Und der steht dem Vorhaben ausgesprochen kritisch gegenüber (wir berichteten).

„Grundsätzlich kann die Region Gewerbeflächen ausweisen, wo sie will. Darauf haben wir recht wenig Einfluss“, erklärt Rainer Haas. „Anders verhält es sich mit dem Holzweiler Hof. Da kann nichts gegen unseren Willen entstehen“, fügt der Chef des Kreishauses hinzu. Der Landrat erinnert daran, dass die Bagger auf diesem Terrain nur anrollen könnten, wenn zunächst das dortige Landschaftsschutzgebiet (LSG) zurückgenommen würde. Genau diese Aufhebung liege aber im Zuständigkeitsbereich des Landkreises. Mit anderen Worten: Wenn der Kreis zu dem Schluss kommt, dass das LSG nicht angetastet werden darf, müssen Großbottwar und Oberstenfeld ihre Pläne für ein Gewerbegebiet beim Holzweiler Hof begraben. Und momentan sieht Rainer Haas keine Veranlassung, den Status zu ändern. „Das halte ich für schwer darstellbar“, betont er und verweist darauf, dass es westlich der Autobahn offenkundig eine bessere, weil umweltverträglichere Alternative gebe – bei der zudem kein LSG angetastet werden müsste.

Haas meint damit ein Areal, das sich komplett auf Mundelsheimer Gemarkung befindet und das die Neckargemeinde nach eigenem Bekunden auch gerne entwickeln würde. Allerdings nur ohne Großbottwar und Oberstenfeld. Was wiederum für die Region unbefriedigend ist, da der VRS den Bedarf der Kommunen im Oberen Bottwartal in seinen Planungen berücksichtigen und anerkennen will. Auch Rainer Haas sieht die Notwendigkeit, dass die örtlichen Betriebe Raum für eine Erweiterung bekommen. Aber das könne ja genausogut westlich der Autobahn geschehen, findet der Landrat. Selbst wenn das bedeuten würde, dass die Gewerbesteuer dann in die Taschen von Mundelsheim wandert. Den Unternehmen wäre so oder so geholfen.

Der Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann hat in einer ersten Reaktion mit Enttäuschung auf den Standpunkt von Rainer Haas reagiert (wir berichteten). Doch auch die Bürgerinitiative Rettet das Bottwartal bricht angesichts der aktuellen Entwicklung keineswegs in Jubelstürme aus. „Vielleicht wäre ein Gewerbegebiet links der Autobahn weniger schlimm“, meint Sprecherin Suzanne Ege. „Aber Landschaftsverbrauch ist Landschaftsverbrauch“, gibt sie zu bedenken. Insofern sei es im Grunde egal, ob der Flächenfraß am Holzweiler Hof oder ein paar Meter daneben um sich greife. „Ich könnte jedenfalls nicht sagen: Toll, jetzt wird nicht bei uns, sondern auf der Nachbargemarkung gebaut“, betont Suzanne Ege. Zudem habe sie weiter Zweifel am Bedarf der örtlichen Betriebe nach weiteren Gewerbeflächen. „Das war für uns immer die Kernfrage“, betont sie. Gespannt ist sie nun, wie es weitergeht und ob man Mundelsheim jetzt vielleicht die Pistole an die Brust setzt, damit Großbottwar und Oberstenfeld doch noch mit ins Boot geholt werden.

Aufmerksam hat auch Stefan Apfelbach, der Erste Stellvertretende Bürgermeister der Storchenstadt, die paukenschlagartige Nachricht zum Gewerbegebiet samt der Erklärung von Rainer Haas verfolgt. „Wir stehen aber grundsätzlich weiter zum Standort Holzweiler Hof“, sagt Stefan Apfelbach. Generell könne er sich jedoch auch vorstellen, dass Großbottwar als Partner bei einem Gewerbegebiet auf Mundelsheimer Gemarkung mitmischt. Tatsache sei, dass es eine Lösung geben müsse, die den Bedarf von Großbottwar und Oberstenfeld für neue Gewerbeflächen berücksichtigt. „Das weiß auch der Landrat“, erklärt Stefan Apfelbach – der sich zu dem ganzen Thema allerdings nur als Fraktionschef der Freien Wähler in Großbottwar und nicht als stellvertretender Rathauschef äußern könne.

Alles andere als überrascht von den Aussagen des Landrats zeigt sich Thomas Liesching von der Gruppe Bonag. „Das ist gar nicht neu für uns“, sagt der Großbottwarer, der eine Art Sprecher der Gemeinschaft ist, die die Interessen der naturverbundenen Verbände und Initiativen im Bottwartal vertritt. Es sei ja keine Frage gewesen, dass das Landratsamt die Behörde ist, die im Fall der Fälle über die Zurücknahme des Landschaftsschutzgebiets entscheiden müsste. Und er sei auch nicht davon ausgegangen, dass das LSG aufgehoben wird. Zudem müsse der fortgeschriebene Regionalplan vom Ministerium für Infrastruktur und Verkehr (MVI) genehmigt werden. „Und das sieht den Standort genauso kritisch“, stellt Thomas Liesching fest. Der Bürgermeister Ralf Zimmermann habe zwar gedacht, dass für den Holzweiler Hof eine Ausnahme bewilligt würde – sei damit aber falsch gelegen.

Zur Westvariante, die zunehmend in den Fokus rückt, könne er sich noch kein abschließendes Bild machen. Dazu müsse er erst die genaue Abgrenzung kennen. „Ich glaube aber nicht, dass das Verkehrsministerium da mitspielen würde“, vermutet Thomas Liesching. Denn das Areal würde ja losgelöst von der bestehenden Siedlungsstruktur entstehen. Ein Punkt, den das MVI bekanntermaßen kritisch bewerte und auch beim Holzweiler Hof bemängelt habe.