Laut Breitbandatlas ist die Versorgung in Winzerhausen ausreichend. Foto: BMVI

Nutzer in Winzerhausen beklagen schlechte Verbindung. Laut Breitbandatlas liegt jedoch kein „weißer Fleck“ vor.

Großbottwar - Schaut man in den Breitbandatlas der Bundesregierung, scheint in Winzerhausen alles zum Besten zu stehen: Flächendeckend stehen Bandbreiten von 30 MBit/s und mehr zur Verfügung. Allerdings scheint die Realität eine andere zu sein: „Wenn ich bei mir zu Hause den Speed-Test durchführe, sagt der mir, dass ich gar kein Internet habe“, beschwerte sich ein Einwohner in der Fragestunde des Gemeinderates.

Thilo Kübler von der Breitbandberatung Baden-Württemberg riet von der Beauftragung einer Messung der tatsächlichen Internetgeschwindigkeit ab. „Das kostet schnell mal 100 000 Euro.“ Stattdessen empfahl der Experte, weitere Aussagen von Betroffenen zu sammeln. Es könne sein, dass sich das Signal in „überbuchten“ Kupferleitungen abschwäche. „Man muss sich mit dem Betreiber auseinander setzen“, so Kübler und betonte: „Das kann in einem Rechtsstreit enden.“

Bürgermeister Ralf Zimmermann wies darauf hin, dass er laut den Kontaktbedingungen von eifel-net nur schriftlich mit dem Betreiber in Winzerhausen kommunizieren dürfe. Der neu gegründete Zweckverband Kreisbreitband Ludwigsburg versuche nun, das Telekommunikationsunternehmen zu „bearbeiten“.

Man sei in einer Sackgasse angelangt, betonte der Ortsvorsteher Frieder Link. „Die Fronten sind verhärtet, der Betreiber gibt nicht nach.“

Dies alles fand Kübler „kurios“. Bei einem förmlichen Verfahren zur Markterhebung müsse sich der Betreiber wie alle Telekommunikationsunternehmen „an die Spielregeln halten“. Dann müssten alle Betreiber technische Konzepte offen legen und nachweisen, „was beim Kunden ankommt“.

Es sei sicher möglich, so Doris Daniel (SPD), aus verschiedenen Teilen von Winzerhausen private Messergebnisse zusammenzutragen. „Es gibt in Winzerhausen sicher einige, die das gerne täten.“ Man solle auch die Möglichkeit nutzen, im Breitbandatlas „weiße Flecken“ zu melden, ergänzte der Bürgermeister.

Im Holzweilerhof gebe es eine klare Unterversorgung von weniger als zwei MBit/s. Sollte die Kommune selbst Leitungen in Winzerhausen und dem Holzweilerhof verlegen, so würde dies mehr als drei Millionen Euro kosten, davon zwei Millionen Euro für die innerörtlichen Glasfaserkanäle und 400 neue Hausanschlüsse. Der Eigenanteil würde aber nur 272 000 Euro betragen, sollte man an Bundesfördermittel kommen.

Die Messungen der Nutzer seien sicher hilfreich, um bei der Bewilligungsbehörde besser argumentieren zu können, betonte der Breitbandexperte Kübler. Der Nachweis der Unterversorgung sei immer der erste Schritt, stellte Benjamin Traa (CDU) fest. Neben der rechtlichen Auseinandersetzung mit dem Betreiber gebe es die Möglichkeit, die Unterversorgung von Gewerbebetrieben stärker in den Fokus zu rücken, so Kübler. Eine andere Variante wäre, auf ein neues Bundesprogramm im kommenden Jahr zu setzen, bei dem statt der „weißen Flecken“ nun die Besserstellung der Bereiche zwischen 30 und 50  MBit/s gefördert werden. Auch hierfür wäre eine Markterhebung der erste notwendige Schritt.