Den scheuen Jägern auf vier Pfoten wäre vermutlich auch mit einem Gewerbegebiet westlich der Autobahn nicht geholfen. Foto: dpa

Gewerbeareal an der Autobahn würde laut BUND vereiteln, dass Wildkatzen nach Osten wandern. Tiere galten als ausgestorben.

Großbottwar - Die Mitglieder des BUND Marbach-Bottwartal hätten allen Grund, gemeinsam anzustoßen. Immerhin steht jetzt fest, dass mit nationalen Mitteln ein Vorhaben gefördert werden könnte, das den Naturfreunden sehr am Herzen liegt: die Vernetzung des Wildkatzenkorridors zwischen dem Stromberg und dem Schwäbisch-Fränkischen Wald. Das würde endlich die Chance eröffnen, dass die seltenen Tiere von Westen nach Osten wandern und sich im Schwäbisch-Fränkischen ansiedeln, nachdem sie am Stromberg mittlerweile wieder nachgewiesen wurden. Doch ein Gewerbegebiet beim Holzweiler Hof würde die Hoffnung auf die Rückkehr der Wildkatzen jäh zerstören, betont Joachim Lösing, einer von vier Vorsitzenden des BUND Marbach-Bottwartal.

Das würde der Biologe umso mehr bedauern, „als die Geschichte nun richtig Schwung bekommen hat“, wie er erklärt. Von dem Geld könnte der BUND einzelne Flächen zwischen bestehenden Forststücken aufkaufen und diese mit Baum-Hecken oder schmalen Waldstreifen bepflanzen. Diese neu angelegten Biotope würden den scheuen Jägern auf vier Pfoten quasi als Bushaltestelle oder Schutzhütte dienen, veranschaulicht Joachim Lösing. Sprich: Die Wildkatzen könnten sich an solchen Stellen verschanzen und die Punkte als Trittbrett zur nächsten Station nutzen – bis sie eben im Schwäbisch-Fränkischen Wald angelangt sind. Das gelingt aber nur, wenn sich unterwegs keine unüberwindbaren Hindernisse auftun. Und ein eben solches wäre ein Gewerbegebiet beim Holzweiler Hof, sagt Joachim Lösing. „Das Gebiet befindet sich an einer kritischen Stelle“, erklärt der Naturwissenschaftler. Die Tiere könnten zwar via Unterführung die Autobahn überwinden. „Wenn aber nach dem Tunnel gleich eine Großbaustelle kommt, dann ist Feierabend für die Wanderung.“

Diese Problematik hat auch das Landratsamt Ludwigsburg erkannt. In seiner Stellungnahme an den Verband Region Stuttgart, der sich auf der Suche nach Gewebestandorten befindet, verweist die Behörde darauf, dass sich ein Teil der Fläche beim Holzweiler Hof im Generalwildwegeplan des Landes befindet. „Eine Unterquerungsmöglichkeit der Autobahn fällt bei Vollzug der Planung für Wildtiere weg. Die Auswirkungen auf den Biotopverbund sind daher im weiteren Verfahren detailliert zu untersuchen“, hält das Landratsamt fest.

Wie Joachim Lösing hervorhebt, sind die Wildkatzen nur eine von vielen Arten, die auf den Korridor angewiesen sind. Davon profitierten auch Marder, Iltisse, den Hermelin oder sogar Eidechsen. Aus Sicht des BUND-Mannes wäre es für die Wildkatze wahrscheinlich auch nicht besser, wenn es am Ende auf eine alternative Variante westlich der Autobahn, also auf Mundelsheimer Gemarkung, hinausliefe. „Wenn vor dem Durchgang eine Sperre entsteht, ist das genauso tragisch“, erklärt er.