Keine alltägliche Aufgabe: Schlossermeister Thomas Stigler (links) und seine Mitarbeiter sind damit beschäftigt, die alte Großbottwarer Eisenbahnbrücke zu sanieren. Foto: Werner Kuhnle

Die mehr als 100 Jahre alte Eisenbahnbrücke, die über die Bottwar führt, wird saniert.

Großbottwar - Einst ratterte die Bottwartalbahn über sie, danach war sie Fußgängern und Radfahrern eine wichtige Hilfe, um über die Bottwar zu gelangen: Die ehemalige Eisenbahnbrücke, die am heutigen Fußweg unterhalb der Bottwartaler Winzer in Großbottwar ihren Platz hat, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Auf „mindestens 100 Jahre alt“ schätzt Thomas Stigler das Bauwerk. Dass sich der Metallbauermeister und Großbottwarer Stadtrat gerade intensiv mit der Brücke auseinandersetzt, kommt nicht von ungefähr: Die Mitarbeiter seiner Schlosserei sind es, die sie in diesen Wochen auf Vordermann bringen. Es geht etwa darum, Rost zu entfernen und neuen Korrosionsschutz aufzubringen.

Logistisch ist das eine Herausforderung. Denn der zwölf Tonnen schwere, zwölfeinhalb Meter lange und dreieinhalb Meter breite Stahlkoloss wurde an einem Stück in die Schlosserei im Großbottwarer Gewerbegebiet transportiert. „Mithilfe eines Krans wurde die Brücke auf einen Tieflader gehievt“, so Thomas Stigler. Einfacher gestaltete sich das Abladen, denn der höhenverstellbare Tieflader konnte einfach unter der Brücke vorfahren, nachdem diese auf Stützen montiert worden war. „Das ging also ohne Kran“, so Stigler weiter. Die kurze Wegstrecke hatte mit dafür gesorgt, dass die Großbottwarer Firma das günstigste Angebot abgeben und den Zuschlag für die Sanierung erhalten hatte. Beim damaligen Mitbewerber aus dem Süden von Stuttgart wären die Transportkosten deutlich höher gewesen. „Und viele andere Betriebe hatten es ganz abgelehnt, diese Brücke zu richten“, sagt Stigler. 135 000 Euro fallen für die Sanierung an.

Seit vier Wochen steht die Brücke im Unterstand des Betriebs. Anfang, Mitte Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und auch der gesperrte Fußweg wieder geöffnet werden. Die Brücke ist mit einem Hochdruckreiniger gesäubert sowie überschliffen worden. Anschließend wurde sie dreifach mit Öl eingerieben und besprüht, was der Konservierung dient. Danach wird die Brücke mehrfach lackiert. Eingebaut wurden auch zwei weitere Stahlträger, auf denen der kleinteilige Gitterrost aufgelegt wird. Jener ersetzt die bisherigen Holzbalken. Man wird also durch den Boden aufs Wasser sehen können.

Es ist das erste Mal, dass die Firma Stigler ein solches Bauwerk beherbergt. „Böse Überraschungen haben wir nicht erlebt. Ganz im Gegenteil. Wir sind positiv überrascht von der Qualität der Brücke. Für ihr Alter ist die Oberfläche sehr gut. Handwerklich ist das alles sehr hochwertig, wir können da nur staunen“, erklärt Thomas Stigler. Kein einziges Teil habe man austauschen müssen. Die Brücke wurde, wie der Eiffelturm, zu 100 Prozent genietet. Eine Vorgehensweise, die es so nicht mehr gäbe. Doch das Schweißverfahren gab es damals noch nicht. Zudem sei der alte Stahl recht kohlenstoffhaltig, wodurch Schweißnähte reißen würden.

Und auch am Fundament der Brücke wird fleißig gewerkelt. Steinmetz Rolf Andreas Botosch von der Firma Dietl in Steinheim legt hier Hand an, um die Sandsteine zu richten. Manche Steine werden ersetzt, andere ausgebessert. Auch er hebt hervor, wie gut damals gearbeitet worden sei. „Die Konsolen, auf der die Brückenträger aufliegen, wurden wirklich genau berechnet. Heute bräuchte es dafür speziell den Statiker“, so Botosch. Auch müssten nur wenige Steine ausgetauscht werden. Bis in den Mai hinein wird der Steinmetz beschäftigt sein. Beispielsweise muss er neu verfugen, und zwar mit Natursteinmörtel. Also wie zu Zeiten des Brückenbaus. So soll nicht nur die Brücke, sondern auch ihr Fundament dann weitere 100 Jahre halten.