Foto: Werner Kuhnle

Bis April wird alles für die Tiere vorbereitet.

Großbottwar - Bislang hat die Planung für das Projekt zur Landschaftspflege, bei dem Wasserbüffel im Bottwartal angesiedelt werden, nur auf dem Papier bestanden. Das ändert sich in diesen Tagen: Zwischen Groß- und Kleinbottwar sind Bagger im Einsatz, eine Bodenfläche ist geschottert worden. Heute erfolgte auch der symbolische Spatenstich. Dort, wo jetzt gebaut wird, sollen ab April oder Mai 2019 Wasserbüffel weiden. 18 Hektar umfasst das Gebiet zwischen Radweg und Storchenkreisel. Um Abstände zur Bottwar, die durchs Gebiet fließt, aber ausgezäunt wird, einzuhalten, werden nur 12,5 Hektar genutzt. Auf dem Schotter entsteht ein Unterstand für die Tiere, über die Bottwar wird noch eine Überquerung errichtet.

Der Initiator Claus-Peter Hutter zeigt sich erfreut, dass das Projekt nach fast zweijähriger Verzögerung umgesetzt wird – und untermauert die Bedeutung, die es aus seiner Sicht hat. „Die Beweidung mit Wasserbüffeln wird die Bottwaraue auf ganz natürliche Weise bereichern“, sagt der Präsident der Stiftung NatureLife-International. Kiebitz, Bekassine, aber auch Ringelnatter und weitere Arten von Unke, Frosch und Insekten sollen sich ansiedeln. „Gerade in Zeiten des Insektensterbens und der dramatischen Verarmung der Kulturlandschaft werden vielfältige Lebensräume wichtiger denn je“, so Hutter. Zumal es sich beim Gelände, das im Landschaftsschutzgebiet liegt, um Feuchtgrünland handelt. „Und das zählt zu den gefährdetsten Lebensraumtypen in Deutschland.“

Zu Beginn werden sechs Wasserbüffel auf dem Gelände weiden, später könnten es bis zu 13 werden. Diese verteilen sich dann nicht auf der Gesamtfläche, sondern gesammelt in Parzellen. Vergleichbar mit Schafherden, die von Wiese zu Wiese getrieben werden. „Wir untersuchen und dokumentieren dann, wie schnell sich die Natur jeweils ändert“, sagt Hutter, der von einem „Naturschutz-Reallabor“ spricht und der „eine grundlegende Umgestaltung“ der Landschaft erwartet. Schließlich suhlen die Büffel im Boden, um ihren Körper feucht zu halten.

Das Monitoring erfolgt in Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart sowie den Professoren Claus König aus Ludwigsburg und Theo Müller aus Steinheim. Um Vergleiche anstellen zu können, ist das Gebiet in den vergangenen drei Jahren mithilfe von Drohnen untersucht worden. Um die Tiere selbst wird sich Familie Weigle aus Großbottwar kümmern. Heißt: tägliches füttern und bereitstellen von Frischwasser. „Wir freuen uns, dass es bald losgeht. In den ersten sechs bis acht Wochen wird es dann sicher darum gehen, dass sich die Tiere an uns gewöhnen. Wasserbüffel sind gutmütig, aber auch eigenwillig“, sagt Landwirt Andreas Weigle. Sie zu locken sei daher besser als zu treiben. Fester Bestandteil wird an jedem Tag auch eine Zaunkontrolle sein. 18 Kilometer an Elektrozaun-Strängen werden gespannt, jeweils drei übereinander. „Sicherheit ist neben dem Wohl der Tiere das oberste Gebot für uns“, versichert Weigle. Gerade wegen der Nähe zur Steinheimer Straße und dem Radweg. Stimmt mit den 1,20 Meter hohen Zäunen etwas nicht, erhalte er automatisch eine Benachrichtigung aufs Handy.

Über das Wasserbüffel-Projekt hatte es während der Planung viele Diskussionen gegeben. Gegner befürchten ein „Medienprojekt“, das es Wild nicht mehr ermöglicht, an die ruhigen Schilfzonen an der Bottwar zu gelangen. Während der Großbottwarer Gemeinderat das Vorhaben begrüßte, sprach sich die Mehrheit des Gremiums in Steinheim dagegen aus.