Zum Abschied von Alfred Berenz hat es viele lobende Worte gegeben. Foto: Werner Kuhnle

Die Städtepartnerschaft von Großbottwar mit der schweizerischen Kommune Illnau-Effretikon hat ein Gesicht: Alfred Berenz hat die Freundschaft gelebt.

Großbottwar - Seit der Großbottwarer Musikverein im Jahr 1970 für seinen Festakt zum 50-jährigen Bestehen eine ausländische Kapelle auf Höchstniveau suchte und bei den Musikern aus Illnau-Effretikon fündig wurde, pflegen Großbottwarer Bürger freundschaftliche Beziehungen in jene 15 000-Einwohner-Stadt in der Schweiz. Dass seit 21 Jahren gar eine offizielle Städtepartnerschaft besteht, ist dem einstigen Musikvereins-Vorsitzenden Alfred Berenz zu verdanken. Der Großbottwarer fädelte 1997 die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde ein und war seit 2006 Partnerschaftsbeauftragter der Storchenstadt und großer Förderer dieser Freundschaft. Zum Jahreswechsel hat er sein Amt nun an Sabine Klatt und Siegfried Wolf abgegeben.

Ein Hauptgrund für diese Entscheidung sei gewesen, dass es auf Seite der Schweizer einen Generationenwechsel gegeben hat, wodurch Alfred Berenz immer wieder neue Ansprechpartner bekam. „Da habe ich mich dann gefragt, ob ich dem noch gerecht werde“, meint der 68-Jährige. „Außerdem mache ich das ja schon lange, und mir ist wichtig, dass es weitergeht und es nicht an einer Person hängt. Was jetzt mit dem neuen Partnerschaftsgremium der Fall ist.“ Die Nachfolger Sabine Klatt und Siegfried Wolf bauen dieses Gremium auf und pflegen die Kontakte. „Das Installierte gilt es zu erhalten und weiter zu fördern. Dieses Kind soll alles überstehen – es ist es wert", betont Berenz, der angeboten hat, Ansprechpartner zu bleiben, und der sich sicher ist, dass „das Erhalten, Verbessern und Fördern gelingen wird“.

Den Kontakt ins Nachbarland lässt der Großbottwarer sowieso nicht schleifen. Im Gegenteil: Schon am Wochenende besucht er wieder ein Kirchenkonzert im 230 Kilometer entfernten Illnau-Effretikon. In den vergangenen Jahren war Alfred Berenz im Schnitt gar jeweils sieben, acht Mal in der Schweiz zu Gast. „Diese Freundschaft hat einfach eine schöne Dimension und lebt von beiden Seiten. Es ist schön, in den Augen zu sehen, was sie auslöst. Das gegenseitige Verstehen war immer gegeben, ich bin nie auf Widerstände gestoßen.“ Um darauf aufzubauen, hat er als Partnerschaftsbeauftragter „auch mal nachgebohrt und nie nachgegeben“, blickt er zurück. Das Erfolgsrezept: „Wichtig sind die persönlichen Begegnungen – Telefon und WhatsApp reichen da nicht aus.“

Das wissen auch die Organisationen und Vereine zu schätzen, die sich gegenseitig besuchen. Neben den Musikvereinen und den Handballern halten die Kirchen, Schulen, Feuerwehren oder auch die Chöre Kontakt. Grün-Weiss Effretikon ist seit 1997 mit einem Stand auf dem Großbottwarer Straßenfest vertreten. Im Gegenzug erfreut sich der Wein der Bottwartaler Winzer auf dem dortigen Stadtfest großer Beliebtheit. Auch die Gemeinderäte beider Seiten besuchen hin und wieder die Partnerstadt, ebenso der Ortschaftsrat. „Unsere Bürgermeister standen immer voll dahinter“, freut sich Alfred Berenz.

Auf kommunaler Ebene sei der Höhepunkt gewesen, als der Stadtrat Max Binder 2003 Nationalratspräsident der Schweiz wurde. Alfred Berenz, der damals zur Inthronisierung des Politikers aus der Partnerstadt eingeladen war, schwärmt noch heute davon. Und auch die Städtepartnerschaft hat besondere Früchte getragen: Selbst eine Ehe mit Nachwuchs ist aus ihr entstanden, die deutsch-schweizerische Familie lebt in Illnau-Effretikon.