Foto: Werner Kuhnle

Das traditionsreiche Fachwerkhaus wird derzeit saniert und mit Fremdenzimmern ausgestattet.

Großbottwar - Damit Rosen im Garten ihre ganze Blütenpracht entfalten können, müssen sie zuvor zurückgeschnitten werden. Ähnliches passiert im übertragenen Sinn auch gerade mit dem Gasthaus zur Rose in Großbottwar: Das traditionsreiche Gebäude aus dem 15. oder 16. Jahrhundert wird derzeit von Grund auf saniert, um dann in neuem Glanz zu erstrahlen und einer neuen Nutzung zugeführt zu werden. Im Inneren müssen die Handwerker dabei bereits auf den freigelegten Balken balancieren, alles sieht aus wie im Rohbau. Und auch von außen ist der Baufortschritt bei dem eingerüsteten Fachwerkhaus inzwischen sichtbar: Zurzeit sind die Zimmermänner damit beschäftigt, dem Gasthaus ein neues Dach aufzusetzen. Der Aufwand, der allein hinter diesem Bauabschnitt steckt, lässt erahnen, welch eine Mammutaufgabe die gesamte Sanierung darstellt.

Ein Beispiel: Die alten Dachbalken, die durchhängen und teilweise morsch sind, müssen auf Wunsch des Denkmalamts an Ort und Stelle bleiben. Das hat zur Folge, dass die neue Dachkonstruktion samt acht neuer Gauben über die bisherige gebaut wird. „Die alten Balken verschwinden dann in der Dämmung“, sagt Bauherr Marcus Schölkopf.

Auch die übrigen Balken im Haus stellen die Handwerker vor Herausforderungen – Herausforderungen, die mehrere Zimmereibetriebe gar vor einer Auftragsannahme abgeschreckten. Den Zuschlag bekam schließlich die Zimmerei Sever aus Großbottwar, deren Geschäftsführer Sedat Sever um die Ecke wohnt und damit ein echtes Heimspiel hat. Umgehen muss sein Team beispielsweise mit dem bis zu 30 Zentimeter hohen Versatz beim Fußboden des ersten Stockwerks. Heißt: Der Boden liegt in der Gebäudemitte deutlich tiefer als an den Außenwänden. Dieser Höhenunterschied muss ausgeglichen werden. „Auch hierfür legen wir neue Balken über die alten“, erläutert Sedat Sever. Diese bisherigen Holzbalken befinden sich ebenfalls in sichtbar schlechtem Zustand.

Läuft alles nach Plan, könnte die Sanierung der Rose bis zum Jahresende abgeschlossen werden. Wetten würde Marcus Schölkopf auf diesen Termin aber nicht – hatte es doch seit Beginn der Arbeiten vor knapp zwei Jahren bereits mehrere Verzögerungen gegeben (wir berichteten). Allein auf die Baugenehmigung hatte er eineinhalb Jahre gewartet. Auch jetzt sind noch Detailfragen zu klären, etwa bei der Wahl der Dachziegel. Hier würde Marcus Schölkopf gerne edelengubierte Ziegel nehmen, die Schmutz deutlich besser abweisen sollen als Naturziegel.

Klar ist aber: Aus der Rose soll ein schmuckes Fachwerkhaus werden, in dem Gäste übernachten können. Jeweils fünf Fremdenzimmer werden in der ersten Etage und im Dachgeschoss entstehen. Auf der ersten Etage in hochwertiger Form, etwa jeweils mit eigenem Bad. Unter dem Dach in einfacherer Variante, etwa für Radfahrer, die in Großbottwar Station machen.

Möglicherweise werden es am Ende sogar 15 Fremdenzimmer sein. Denn ein geeigneter Pächter für das Restaurant im Erdgeschoss ist trotz langer Suche und mehreren Gesprächen nicht gefunden worden. Zu klein ist das Platzangebot. So ist inzwischen vorgesehen, auch hier noch einmal fünf Fremdenzimmer einzurichten. Der entsprechende Entwurf des Architekten muss noch abgesegnet werden.

Nach der Fertigstellung möchte Marcus Schölkopf, der die Rose im Januar 2017 gekauft hatte, das Gasthaus dann verpachten. „Die Chance, diesem Gebäude wieder Leben einzuhauchen, hat mich gereizt. Sowieso wollte ich solch ein Objekt mal selbst und mit eigenen Entscheidungen verwirklichen. Jeder braucht doch eine Herausforderung im Leben“, sagt der Ludwigsburger zur Motivation, dieses Projekt anzugehen. „Er hat das ziemlich schnell aus dem Bauch heraus entschieden. Ein bisschen wie bei einem alten Oldtimer“, fügt seine Ehefrau Daniela Schölkopf schmunzelnd an.

Die Baubranche ist den beiden, die bewusst auf hochwertige Materialien und Techniken setzen, als Geschäftsführer der TBS Wohnbau GmbH und als Inhaber von Magra Naturstein zumindest alles andere als fremd. Auch im Nebengebäude in der Großbottwarer Hauptstraße, wo bereits der Bagger angerollt ist, sind die Schölkopfs mit dem Bau eines Mehrfamilienhauses mit fünf hochwertigen Wohnungen unternehmerisch tätig. Der Neubau soll etwa mit Holzschiebeläden ausgestattet werden, die sich ins Stadtbild einfügen.

Doch zurück zur Rose: Nach den für etwa drei Monate angesetzten Dacharbeiten wird es im Inneren weitergehen. Der Rückbau ist bereits erfolgt, soweit das genehmigt ist. So manche Überraschung trat dabei zutage. So war eine Wand im Obergeschoss offensichtlich nachträglich eingebaut worden. „Auch haben wir an den Außenwänden viel Styropor und Rigips gefunden. Das hat am Fachwerk eigentlich nichts zu suchen“, so Marcus Schölkopf, der stattdessen auf Kalkputz setzen möchte, der Wasser gut annimmt, aber eben auch wieder abgibt.

Eine Herausforderung, so befürchtet der Bauherr, wird dann die Isolierung sein, nachdem die alte bereits gefault war. Auch eine Lüftungsanlage mit einer Wärmerückgewinnung von 95 Prozent wird es geben. „So herrscht dann optimales Klima und die Balken werden gleichzeitig geschützt“, so Marcus Schölkopf. Geheizt werden soll mit einer modernen Infrarotheizung, die in den Wänden und in Form einer Carbonmatte auch in den Decken eingespachtelt ist. Sie heizt den Baukörper an sich auf und die Luft damit nur indirekt – funktioniert damit wie die Sonne. Und an der Außenwand ist für die Wetterseite eine Lärchenverschalung als Wetterschutz vorgesehen. Die Fachwerk-Holzbalken werden zudem geschliffen und neu lasiert. Der neuen „Rosenblüte“ in Großbottwar steht damit nichts mehr im Wege.