Die Führung; Jonas Meiser versenkt den Ball aus kurzer Distanz im Tor. Foto: avanti

Die SG Sonnenhof Großaspach schlägt im Krisengipfel Eintracht Stadtallendorf nach 3:0-Führung gerade so mit 3:2.

Großaspach - Im Duell des Vorletzten gegen den Letzten – SG Sonnenhof Großaspach gegen Eintracht Stadtallendorf – sah es lange so aus, als würde der Gastgeber aus Aspach den Konkurrenten der Fußball-Regionalliga von unten aus dem Tabellenkeller deutlich zurufen: „Hey, wir leben noch!“ Dass aus dem Ruf während der Heimpartie am Sonntag doch nur ein zartes Sprechen, wenn nicht gar ein Flüstern wurde, das hatte sich die SG selbst zuzuschreiben. Denn beim 3:2-Sieg machte sie es gegen einen lange klar unterlegenen Gegner unnötig spannend. Beim Schlusspfiff war die Erleichterung zwar groß – freuen konnte sich aber kein Aspacher so wirklich. Im Gegenteil: Trainer Hans-Jürgen Boysen schüttelte erst mal den Kopf und war damit nicht der einzige.

Um diese Reaktion einzuordnen: Zur Pause führte Großaspach deutlich 3:0 und die Gäste aus Nordhessen erwiesen sich bis dahin als äußerst harmlos. Im Duell der Tabellennachbarn klaffte leistungsmäßig eine große Lücke. Selbst in der Viertelstunde nach dem 1:0, in der Aspach zurückschaltete statt nachzulegen, erspielte sich Stadtallendorf keine Chancen.

Die Aspacher Führung erzielte Jonas Meiser, der eine halbhohe Flanke von Sandro Sirigu, direkt vor dem Torwart am kurzen Pfosten stehend, entscheidend ablenkte (14.). Nahezu eine Kopie war das zweite Tor, als diesmal Jan Ferdinand am kurzen Pfosten auftauchte und die Flanke von Joel Gerezgiher ins kurze Eck einköpfte (37.). Für Stürmer Ferdinand war es das ersehnte erste Saisontor. Und mit dem Pausenpfiff erhöhte Gerezgiher diesmal selbst per platziertem Schuss aus knapp 25 Metern an den rechten Innenpfosten. „Bis zur Pause kann es gar nicht besser laufen“, sagte Trainer Boysen. Denn auch mehrere gut herausgespielte Tormöglichkeiten ließen die zwischenzeitlich schwachen 15 Minuten seiner Elf schnell vergessen: Eine verunglückte Flanke von Jonas Meiser landete auf der Latte (33.), ein Freistoß von der Außenlinie durch Gerezgiher am Lattenkreuz (39.). Und Dominik Widemann schien den Torhüter bereits umspielt zu haben, als der doch noch die Hand an den Ball bekam und so das Einschieben ins leere Tor verhinderte (42.). „In der Kabine habe ich der Mannschaft gesagt, sie soll mit der gleichen Spannung weiterspielen“, so Boysen. Doch daraus wurde nur kurzzeitig etwas. Und zwar, als der einschussbereite Jan Ferdinand im letzten Moment gestoppt wurde (49.).

Mit dem Schwung war es dann vorbei. Strafraumszenen wurden auf beiden Seiten zur Mangelware. Ein Freistoß aus 25 Metern, der knapp links oben vorbeiflog, gab den Gästen aber Mut (59.). Und der wurde verstärkt durch das 1:3 vier Minuten später. Erst verunglückte in der SG-Abwehr ein Befreiungsschlag, dann köpfte der sonst starke Torhüter David Nreca-Bisinger an der Strafraumgrenze den Ball dem Gegnerspieler Del Angelo Williams auf den Fuß – und der netzte per Direktabnahme ein. „Wir haben nicht mehr in dem Maß dagegengehalten wie vorher. Der Treffer hat ihnen noch mehr Motivation gegeben“, schilderte Hans-Jürgen Boysen diese Phase. Und so erwachte der Gegner, der lange mausetot schien, plötzlich doch zu Leben.

Mit hohen Bällen in die Spitze beschäftigte Stadtallendorf die Hausherren nun pausenlos. Gefährlich wurde das Schlusslicht aber vorerst per Standards: Keeper Nreca-Bisinger lenkte den Ball nach zwei scharf geschossenen Freistößen gerade so über die Latte (77.) und um den Pfosten (82.). In Minute 90 passierte es aber doch noch: Nach einer Flanke war Eintracht-Stürmer Laurin Vogt gänzlich frei und er traf satt ins rechte untere Eck. Glück hatten die Aspacher in der Folge, dass der Schiedsrichter nur drei der vier angezeigten Minuten in der Nachspielzeit laufen ließ. Sonst wäre vielleicht doch noch der Ausgleich gefallen.

„Dieses Spiel zeigt, dass man sich auch von einer 3:0-Führung nicht blenden lassen darf“, machte Hans-Jürgen Boysen deutlich, der zumindest zwei positive Aspekte nennen konnte: Zum einen natürlich die drei Punkte, mit denen die SG auf Tabellenrang 19 klettert. Und zum anderen ist Aspach nun seit drei Spielen ungeschlagen, holte dabei sieben Punkte. Steigern wird man sich dennoch müssen, um die Abstiegszone zu verlassen. Wann dazu die Möglichkeit bestehen wird, ist noch immer unklar. Es ist weiterhin nicht geregelt, ob die Regionalliga dem Profi- oder dem Amateursport zuzurechnen ist. Da bis Samstag keine Entscheidung fiel, wurde die für Mittwoch angesetzte Partie bei Hessen Kassel vorsorglich abgesagt. SG Sonnenhof Großaspach:
Nreca-Bisinger – Sirigu, Gipson (71. Özdemir), Leist, Held – Meiser (61. Ivan), Jüllich, Gerezgiher, Cuni (82. Brändle) – Widemann – Ferdinand.