Der Kampf um den Erhalt des Gronauer Aquädukts geht weiter. Foto: KS-Images.de / Karsten Schmalz

Nach wie vor ist unklar, ob der Gronauer Aquädukt erhalten bleiben kann. Die Naturschutzverbände und der Historische Verein Bottwartal vermissen eine Reaktion.

Oberstenfeld-Gronau - Das Ringen um die Erhaltung des Gronauer Aquädukts tritt in eine neue Phase. Drei Naturschutzverbände und der Historische Verein Bottwartal warten noch immer auf eine Reaktion der Behörden, die den Abriss des ehemaligen Mühlenzuflusses mit einem Naturfreibad zu verantworten hätten. Weil die Verbände und der Verein seit etwa einem halben Jahr keine Antwort auf ihren Antrag, die Gesamtanlage unter Denkmalschutz zu stellen, erhalten haben, drohen sie im Ernstfall mit einer Klage vor einem Verwaltungsgericht.

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Den Abriss des Aquädukts hat der Zweckverband Hochwasserschutz Bottwartal im Jahr 2019 beschlossen. Der Verband hatte zuvor die Mitgliedskommunen Steinheim, Großbottwar, Oberstenfeld und Beilstein befragt. Alle unterstützen den Plan, den Aquädukt für Fische und andere Tiere auf 150 Metern durchgängig zu machen und das Bauwerk zu beseitigen. Damit erlangt der Zweckverband Öko-Punkte zum Ausgleich für die großen Hochwasserrückhaltebecken Prevorster Tal und Kurzacher Tal.

Eine Klage könnte den Hochwasserschutz verzögern

Eine Klage könnte den Hochwasserschutz im Bottwartal verzögern, was aber niemand wolle, argumentiert Gottfried May-Stürmer, langjähriger Geschäftsführer des BUND-Regionalverbandes Heilbronn-Franken. „Am besten ist es, wenn man sich einvernehmlich einigt“, sagt er; er vermisse aber das dafür notwendige Entgegenkommen der drei beteiligten Behörden. So müsste das Landratsamt Ludwigsburg die Verbände BUND Heilbronn Franken, den Nabu Oberstenfeld sowie den BUND Marbach-Bottwartal eigentlich zu einem Erörterungstermin im wasserrechtlichen Planfeststellungsverfahren einladen. Dies stehe aber noch aus.

Der BUND verweist auf Alternativen zum Naturausgleich

Nicht die vier Gemeinden und auch nicht der Hochwasserschutz-Zweckverband hätten über den Abriss des Aquädukts zu entscheiden, sondern das Landratsamt, erklärt May-Stürmer. Der BUND-Regionalverband habe zehn alternative Ausgleichsmaßnahmen benannt, davon sechs auf Oberstenfelder und vier auf Beilsteiner Gemarkung. Die Vertreter der Verbände hätten die Vorschläge samt Unterschriftenliste dem Zweckverbands-Vorsitzenden und Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann überreicht.

Der Zweckverbands-Chef sieht Oberstenfeld am Zug

Aus Sicht von Ralf Zimmermann liegt der Ball nach wie vor bei der Standortkommune Oberstenfeld. „Die Gemeinde muss sagen, wenn sie etwas anderes haben will.“ Die beteiligten Kommunen hätten viel Geld in die bestehende Variante mit dem Abriss investiert. Oberstenfeld müsse vorschlagen, was verbessert werden sollte. Die Alternativvorschläge für einen Hochwasserausgleich der Naturschutzverbände prüfe das Landratsamt Ludwigsburg im laufenden wasserrechtlichen Planfeststellungsverfahren.

Das Landratsamt Ludwigsburg erklärt, das Verfahren sei noch nicht so weit, dass die Naturschutzverbände eingeladen werden könnten. Das Amt verweist zudem auf die Gemeinde Oberstenfeld, die im Benehmen mit dem Landesdenkmalamt entscheiden müsse, ob sie Aquädukt und Mühlkanal nach Paragraf 19 des Denkmalrechts als Kulturdenkmal unter Schutz stellen will.

Historiker unterstreicht den pädagogischen Wert der Anlage

Der Historische Verein Bottwartal will dies gemeinsam mit den Naturschutzverbänden notfalls auf dem Klageweg erreichen. „Dann wäre es nicht mehr möglich, den Aquädukt einfach abzureißen“, sagt Hans-Wolfgang Bock, Pressesprecher des Vereins. Die Gemeinde habe mit dem doppelseitigen Zufluss über die Bottwar und die Kurzach eine weit und breit einmalige Anlage, betont Bock, der auf den pädagogischen Wert hinweist. So lernten Schulklassen die Mühlenkultur aus erster Hand kennen.

Die Zugänglichkeit wollen Bock und May-Stürmer mit einer Schauplattform erreichen, was auch die Tier- und Pflanzenwelt dort schonen würde. Die Gemeinde hat den Zutritt verboten, weil sich dort zu viele Menschen umgeschaut haben. Offenbar ist ein Zaun im Gespräch, doch würde der verhindern, dass Tiere in das Naturdenkmal gelangten, kritisiert Gottfried May-Stürmer.

Oberstenfelder Bürgermeister will zeitnahen Hochwasserschutz

Eine Lösung des Problems könnte in einer rund 200 000 Euro teureren Variante der bestehenden Ausgleichsmaßnahme am Aquädukt bestehen, bei der das Brückenbauwerk erhalten bliebe. Das würde eine zeitraubende Klage oder eine ebenfalls aufwendige Suche nach einem neuen Naturausgleich vermeiden. „Für uns hat ein zeitnaher Hochwasserschutz oberste Priorität“, sagt der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann. Die Gemeinde wolle das Ensemble nicht unter Denkmalschutz stellen, da man die Aussage des Landesdenkmalamtes, wonach der Aquädukt nicht erhaltenswert sei, sehr ernst nehme. Auch deshalb betreibe man die Reaktivierung des Mühlkanals in Gronau separat. Die Gemeinde Oberstenfeld könne die Entscheidung des Zweckverbandes zum Naturausgleich nicht revidieren. Doch könnte der Zweckverband die von ihm während der Planung in Auftrag gegebene teurere Variante ins Verfahren einbringen. „Die Entscheidung darüber läge dann beim Landratsamt Ludwigsburg.“