Wie viel Wasser darf der Mühlkanal mit sich führen? Momentan ist er leer. Foto: avanti

Die Gemeinde hat den künstlich angelegten Bach gekauft.

Gronau - Auf den Gronauer Ortschaftsrat kommt Arbeit zu. Denn der alte Mühlkanal ist im Oberstenfelder Ortsteil zum Politikum geworden. Die einen wollen, dass er munter fließt, mit dem Plätschern alle erfreut, die ihn hören, und dass er obendrein noch Pferdehalter und Gartenbesitzer mit seinem Nass versorgt – andere fürchten, dass ihnen der Keller voll läuft, sollte durch Starkregen das Wasser in dem Kanal unversehens so stark anschwellen, dass der Bach es nicht mehr fassen kann.

Für den Mühlbach ist seit drei Jahren die Gemeinde zuständig. „Er war zum Antrieb der Mühle immer in Privatbesitz – dann ist die Unterhaltspflicht dieses Gewässers zweiter Ordnung in seiner Gesamtheit auf uns übergegangen“, erzählt der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann. Damit steht die Kommune in der Pflicht, das Gewässer zu betreuen. „Bisher schaut der Bauhof danach“, berichtet Kleemann, dem seit einigen Wochen eine Anfrage von etwa 35 Gronauern vorliegt, die den Mühlbach gerne erhalten wollen.

Diese Bereitschaft bewertet der Bürgermeister grundsätzlich positiv. Brombeerranken und ähnlich wuchernde Gewächse seien von den Mitstreitern eigenhändig entfernt worden. Die Gruppe wolle auch den Artenschutz entlang des Mühlbachs gefördert sehen. Angenehmer Nebeneffekt für die Anwohner des Baches: Sie können ihre Gärten weiter mit dem Wasser versorgen. Für die Gemeinde wäre ein dauerhafter Einsatz der Freiwilligen von Vorteil. Verlässlichkeit spiele dabei sicherlich eine Rolle. „Es ist eine Gruppe um die Unterschriftensammlerin Marion Dietz, an der sich auch der Ortsvorsteher Karlheinz Massa beteiligt“, weiß Markus Kleemann. Wie sich der Gronauer Ortschaftsrat und dann der Oberstenfelder Gemeinderat entscheiden und inwieweit die Freiwilligen einbezogen werden, könne er noch nicht absehen. „Wir stehen noch am Anfang – es ist alles noch zu vage“, sagt er und weist auf einen Experten hin, den er beauftragt habe, den Mühlbach zu untersuchen. Der Kanal sei momentan trockengelegt.

Offen sei ein weiteres Engagement der Mühlbach-Anwohner auch aus Sicht der Unterschriftensammlerin Marion Dietz. „Ich selbst bin bereit, den Bach an meinem Grundstück sauber zu halten. Ob es andere tun werden, kann ich nicht sagen – man müsste Gespräche führen.“

Kritiker des Projekts hätten sich bei ihm allerdings bereits gemeldet, berichtet Markus Kleemann. „Der Mühlbach soll im Ernstfall Starkregenfälle auffangen – das geht natürlich nicht mehr so gut, wenn schon Wasser in ihm fließt“, gibt der Verwaltungschef die Position der Gegner wieder. Deshalb solle der Experte auch die Folgen für den Hochwasserschutz ermitteln. „Wir wollen eine Lösung finden, die alle Beteiligten zufriedenstellt.“

Der Zulauf von der Bottwar sei zum Teil verlandet, wodurch von dort weniger Wasser zulief, teilt das Landratsamt Ludwigsburg mit. Bei Regen sei der Mühlkanal deshalb weniger leistungsfähig. Ob man ausbaggern sollte? Dies wäre laut Markus Kleemann mit hohen Kosten verbunden.