Sämtliche Funde werden dokumentiert und bei Bedarf restauriert. Foto: Fodilus GmbH

Auf dem Gelände des künftigen Ärztehauses in Pleidelsheim haben Archäologen Grabungen durchgeführt. Dabei stießen sie auf eine Art Gewerbegebiet des Frühmittelalters.

Pleidelsheim - Eine Baustelle kann immer wieder ins Stocken geraten: Eidechsen, Juchtenkäfer, Fledermäuse . . . Wenn die Fachfirma Fodilus anrückt, geht es aber um etwas ganz anderes, wie deren Geschäftsführer Sascha Schmidt erklärt: „Unser Gebiet sind Hinterlassenschaften aller Art aus 3,3 Millionen Jahren.“ Ganz so weit zurück ging es für sein Büro für Archäologie und Grabungstechnik auf dem Areal des künftigen Ärztehauses an der Wiegehalle zwar dann nicht, „aber wir haben echtes Mittelalter gefunden“. Was genau, darüber informierten Schmidt und Mit-Archäologe Matthias Aust nun am Donnerstagabend den Gemeinderat.

Zu der Ausgrabung war es gekommen, da in der Nähe bei Baumaßnahmen schon einmal Spuren von Bestattungen aus dem Frühmittelalter gefunden worden waren. Eine Voruntersuchung der Fläche hatte dann mittelalterliche Siedlungsreste im Norden des Grundstücks vermuten lassen. Und auch im Süden entlang des Riedbachs erschienen Grabungen lohnenswert. Das sei richtig gewesen, so Matthias Aust: „Wir haben einen Siedlungsbereich der späten Kelten gefunden und das Äquivalent eines Gewerbegebiets des Frühmittelalters.“

Auf dem Grundstück befanden sich Überreste sogenannter Grubenhäuser. Diese einfach in den Boden eingetiefte Bauform gibt es seit dem Neolithikum, wie Aust erklärte: „Sie dienten meist der Lagerung oder für das Handwerk, es sind also keine Wohngebäude.“ Zudem waren im Boden gleich mehrere ehemalige Öfen zu erkennen: „Durch die Hitze verziegelt in diesen Bereichen der Lehmboden.“ Auch ein weiterer Fund weist darauf hin, dass hier vor allem gearbeitet worden ist: Mehrere Webgewichte zum Spannen von Fäden wurden aus dem Boden geborgen. „Solche Funde gab es auch in Freiberg“, wusste Matthias Aust: „Die Gewichte sind aber qualitativ hochwertiger und nun in der Restaurierung.“ Zudem tauchte auch Keramik aus der Laténezeit auf – dem 5. bis zum 2. Jahrhundert vor Christus.

Was den Uferbereich des Riedbaches angeht, sei man sehr gespannt gewesen, erklärt Aust: „Dort herrscht nämlich durch die Feuchte ein besonderes Milieu.“ Dieses ermöglich in Kombination mit dem Sauerstoffabschluss auch den Erhalt von organischen Materialien, wie etwa Leder oder Holz. Vor allem Letzteres biete ein großes Informationspotenzial.

Tatsächlich wurde neben einem aus Schotter geschaffenen Zugang zum Bach auch ein außergewöhnlich gut erhaltener Pfosten zu Tage gefördert: „Auf diesem sind sogar noch Axtspuren zu erkennen.“ Das Landesamt für Denkmalpflege wird diesen nun durch Experten analysieren: „Ich bin gespannt auf das Ergebnis.“ Die Arbeit der Archäologen auf der Fläche sei nun jedenfalls beendet, es stehe aber noch Nacharbeit an, um die Funde auszuwerten und langfristig zu dokumentieren.