So könnte der Seniorenkomplex (rechts) angeordnet werden. Foto: Büro KMB

Marbach - Die Evangelische Heimstiftung gehört zu den ganz großen Anbietern von Pflegeleistungen jeglicher Couleur und betreibt bis dato 86 Heime im Land. Marbach ist noch ein weißer Fleck auf der Karte. Doch das soll sich ändern. Man habe großes Interesse, sich auf dem Gesundheitscampus anzusiedeln, betonten die Vertreter des Unternehmens am Donnerstag im Gemeinderat. Dort präsentierte die Heimstiftung ihre Vorstellungen für das Areal, mit denen sie auf breite Zustimmung im Gremium stieß. Das Konzept wurde aber nicht nur einfach abgesegnet. Die Verwaltung erhielt zugleich den Auftrag, den Bebauungsplan für das Gebiet zu ändern und auf das Projekt zuzuschneiden.

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Wie Peter Hettig, Chef der Regionaldirektion Heilbronn und Prokurist in spe, erklärte, soll oberhalb des bestehenden Krankenhauses ein breiter Mix aus verschiedenen Angeboten aus dem großen Portfolio der Evangelischen Heimstiftung realisiert werden. Neben einem klassischen Altenheim mit 30 Betten sollen auch jeweils 15 Plätze für Kurzzeit- und Tagespflege entstehen. Außerdem will man zwölf Apartments etablieren, in denen ältere Herrschaften nach einem medizinischen Eingriff nachversorgt werden können. Ferner will die Gesellschaft 35 Wohneinheiten für betreutes Wohnen errichten lassen. Dazu gesellen sich noch 32 Einheiten, die Hettig mit dem Label „Pflege plus“ versah. Hier können Frauen und Männer einziehen, die eine Pflegestufe haben, aber in ihren eigenen vier Wänden sein wollen und bestimmte Leistungen hinzubuchen möchten. So könne beispielsweise ein Nachtdienst angefordert werden. Hettig hob zudem hervor, dass man viel Wert auf technische Unterstützung in den Wohnungen lege. Man setze auf Systeme mit automatischer Herdabschaltung, Sturzsensoren und Videoüberwachung am Türeingang.

Sein Kollege Norbert Schick von der Referatsleitung Markt + Umwelt führte anschließend aus, dass der Bedarf für dieses Programm vorhanden sei. „Wir kommen nicht, um andere Träger zu verdrängen“, betonte er. Bis zum Jahr 2035 werde für Marbach mit einem Defizit von 43 Pflegebetten gerechnet, bis 2025 bestehe auch schon ein Minus von 28 Plätzen in der Schillerstadt. Die Nachfrage nach betreuten Wohnungen sei ebenfalls groß. Das gelte auch für Angebote, die die Kombination aus Pflege und Wohnen abdecken.

Diese unterschiedlichen Formen von Pflege sollen in mehreren Gebäudetrakten und in einer eher lockeren, mit viel Grün durchsetzten Bebauung untergebracht werden, erläuterte der zuständige Architekt Michael Kerker vom Ludwigsburger Büro KMB. Ziel sei, zwei größere und darunter fünf kleinere Gebäude zu errichten. In den fünf Blöcken sollen jeweils sieben Einheiten für betreutes Wohnen vorgesehen werden. In dem einen größeren Haus möchte der Architekt die klassischen Pflege- sowie die Kurzzeit- und Tagespflegeplätze abbilden. Ein ebenfalls anvisierter mobiler Dienst soll hier auch beheimatet sein. Im zweiten Haus sollen das Konzept Pflege mit Wohnen und die zwölf Apartments für die medizinische Nachversorgung verwirklicht werden.

„Wir halten das für ein rundum schlüssiges Konzept“, lobte Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern. Ganz wichtig seien dabei die Apartments zur Betreuung nach einem Krankenhausaufenthalt. Schließlich würden die Patienten immer früher aus den Kliniken entlassen. Herzog machte zudem darauf aufmerksam, dass mit dem Seniorenstift Schillerhöhe schon ein Mitbewerber in der Stadt ansässig sei, der ebenso wenig wie die Diakoniestation von der größeren Heimstiftung „an die Wand gedrückt werden darf“. Etwaige unfaire Abwerbeversuche des in der Branche knappen Personals sollten unterbleiben.

Hettig betonte daraufhin, dass man im Seniorenstift keine Konkurrenz sehe. Es sei wichtig, sämtliche Pflegeangebote aufrechtzuerhalten. Aber natürlich sei es schwer, Personal zu gewinnen. Man bilde viel selbst aus und könne auf ein großes Reservoir an Mitarbeitern zurückgreifen.

Gleichwohl hätte sich Sebastian Engelmann von den Grünen gewünscht, dass man bei der Erarbeitung des Projekts auch die Meinung des Seniorenstifts miteinbezogen hätte. „Das haben wir nicht gemacht, und das war ein Fehler“, stellte er fest und stimmte dann auch als Einziger gegen das Konzept und die Änderung des Bebauungsplans. Heike Breitenbücher von der CDU gab hingegen ihren Segen und bezeichnete die Vorstellung als „sehr beeindruckend“. Vor allem gefiel ihr der Angebotsmix. Hendrik Lüdke von Puls versprach jede Unterstützung für das Projekt, nicht zuletzt, weil dort alternativer Wohnraum für Senioren geschaffen werde, die dann aus ihren oft zu großen Immobilien dorthin ziehen könnten. Ernst Morlock von der SPD strich die gewissenhafte und weitsichtige Planung der Evangelischen Heimstiftung hervor und hofft nun auf eine baldige Umsetzung.