Eine historische Postkarte zeigt die Lederfabrik Ernst am Neckar. Foto: Stadtarchiv Marbach

Jüngst Reifenhandel, bald Büros und Wohnungen von EgeTrans. Was war früher los auf dem Areal am Neckar?

Marbach - Die Firma EgeTrans möchte erweitern. Das hat sich bereits im Herbst des vergangenen Jahres gezeigt: Das Anliegen von EgeTrans wurde im Marbacher Gemeinderat verhandelt. Auf dem angrenzenden Gelände sollen weitere Gebäude entstehen – Büros und Wohnungen. In den vergangenen Jahren hatte hier eine Reifenhandlung ihren Sitz.

Das Gelände war auch zur Zeit des Kaiserreichs von Bedeutung. Denn einst stand hier die Lederfabrik Ernst – ein mächtiges Gebäude zwischen Neckar und der Ludwigsburger Straße. Ein Blick in das Buch „Geschichte der Stadt Marbach am Neckar“ von Hermann Schick gibt Aufschluss darüber, wie es zu dem Firmenstandort kam. Carl Ernst hatte sich überlegt, wie er es in Marbach zu etwas bringen konnte. Er machte sich einen Namen mit der ersten Dampfmaschine Marbachs, die er 1879 in seiner Gerberei an der Einmündung des Mühlwegs in die Ludwigsburger Straße aufstellte. Gerber Ernst war geschäftstüchtig, so hat Hermann Schick recherchiert: Er nutzte die Dampfmaschine zur Mosterei. 1892 dann errichtete er ein öffentliches Bad. Im Jahr 1896 meldete der Postillion, Ernst habe bei der Einmündung des Ramshäldenbaches, also dem heutigen Eichgraben, ein größeres Areal zur Erstellung eine Fabrikgebäudes gekauft. Der Gemeinderat verlangte, dass der Neckar nicht so sehr verunreinigt werden dürfe, dass der Badeplatz aufgegeben werden müsse. Bereits 1897 ging die Fabrik in Betrieb. Außer seinem Sohn Friedrich nahm er den Gerber und Kaufmann Ernst Meissner als Teilhaber auf, weshalb der Firmenname seitdem Ernst und Meißner lautete.