Die Abwassergebühren in Marbach werden angehoben. Foto: avanti

Die Marbacher müssen künftig tiefer in die Tasche greifen. Die Forderung eines Stadtrats, Autofahrer bei den Gebühren zusätzlich zu belasten, fand aber keine Befürworter.

Marbach - Die Berechnung der Abwassergebühren ist eine Wissenschaft für sich. In die Kalkulation fließen unter anderem Unter- oder Überschüsse aus den Vorjahren sowie Abschreibungen mit ein. Die Betriebskosten spielen ebenfalls eine Rolle. Nach all der Mathematik kommen am Ende zwei Kennziffern heraus, die für die Bürger entscheidend sind: eine Schmutzwassergebühr, die sich am Verbrauch von Frischwasser orientiert, und eine Niederschlagswassergebühr, bei der der Versiegelungsgrad des Grundstücks maßgeblich ist. Die schlechte Nachricht für die Marbacher ist, dass die Neukalkulation für 2022 und 2023 für beide Teilbereiche eine Verteuerung ergeben hat.

Ausschüsse stimmen Erhöhung zu

So werden pro Kubikmeter beim Schmutzwasser künftig 2,06 Euro fällig. Bislang lag der Preis bei 1,87. Einen Aufschlag von fünf Cent auf fortan 60 Cent pro Quadratmeter versiegelter Fläche soll es beim Niederschlagswasser geben. Der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats hatte der Anpassung in seiner jüngsten Sitzung schon zugestimmt, der Ausschuss für Umwelt und Technik zog nun nach. Das abschließende Okay des Gemeinderats dürfte nur noch eine Formsache sein.

Stadtrat hält Systematik für ungerecht

Man darf jedoch erwarten, dass Hendrik Lüdke von Puls wie in beiden Ausschüssen wieder gegen die Neukalkulation votieren wird. Ihm schmeckt unter anderem nicht, dass der Anteil für die Straßenentwässerung, der in Marbach rund 320 000 Euro beträgt, aus dem städtischen Etat beglichen werden muss – und damit quasi von jedem Steuerzahler. „Da bauen wir Straßen, damit Autos überhaupt fahren können, und die dadurch verursachten Kosten werden unter anderem in der Form sozialisiert, dass jeder Haushalt, ob Autobesitzer oder nicht, über die kommunalen Steuern Autofahrer subventioniert“, ärgerte er sich. Gerechter wäre es aus seiner Sicht, „wenn dieser Straßenentwässerungsanteil nur von Autobesitzern bezahlt werden muss, am besten noch pro gefahrenem Kilometer“, sagte Lüdke. Er könnte sich alternativ auch vorstellen, jedem Autobesitzer rund 30 Euro pro Fahrzeug aufzubrummen. Das, so Lüdke, würde den städtischen Säckel entlasten und die Haushalte, die wenig Auto fahren oder ganz darauf verzichten, „müssten diese Situation nicht mittragen“. Insofern würde er sich wünschen, dass den Kommunen das Recht eingeräumt wird, „jeden Autobesitzer anteilmäßig zu belasten“.

Keine Rückendeckung für den Vorstoß

Mit dieser Idee erlitt der Puls-Mann allerdings Schiffbruch. Nach dem Geschmack von CDU-Fraktionschefin Heike Breitenbücher hat er damit zu kurz gedacht. Man müsse sich doch die Frage stellen, wie man dann mit Fahrrädern, dem ÖPNV oder den Lastwagen, die Dinge für den täglichen Lebensbedarf transportieren, umgehen sollte. Die Straßen würden ja nicht nur von privaten Autos genutzt und für diese gebraucht. „Jeder ist doch auch froh, wenn er einen Krankenwagen schnell vor der Tür hat oder dass wir einen Bürgerbus haben“, fügte Susanne Wichmann von den Grünen hinzu.