Rebecca und Alan Woods (linkes Bild) haben im Schillerhof deutsche und irische Speisen angeboten. Jetzt bleibt die Küche erst einmal wieder kalt. Foto: Archiv (Sandra Brock/Oliver von Schaewen)

Die Situation der Geschäfte in Marbach ist nicht einfach. Die Pächter des Schillerhofes mussten bereits aufgeben. Der IGS-Vorsitzende Friedemann Sorg hält die Lockdown-bedingten Schließungen nicht für den richtigen Weg.

Marbach - Der Einzelhandel und die Gastronomie leiden unter der Corona-Pandemie. Ein Blick in die Marbacher Fußgängerzone zeigt: Hier tut sich gerade nicht wirklich viel. Manche Läden und Gaststätten haben geschlossen, andere dürfen nur nach vorheriger Terminvergabe die Türen für die Kunden öffnen. „Die Lage ist sehr unterschiedlich“, konstatiert der Vorsitzende der IGS, der Interessengemeinschaft der Selbstständigen, Friedemann Sorg. „Einige mussten konsequent zumachen, andere haben sich mit Click & Collect oder Click & Meet beholfen.“ Aber was dabei rüberkomme, „ist alles nicht das an Umsatz, was man sich vorstellt“.

Er selbst „sitze im Glashaus. Als Optiker bleibe ich verschont“, sagt Sorg, der sich mehr als Handwerker sieht. „Und den Handwerkern geht es ganz gut.“ Aber grundsätzlich „können das manche nicht mehr lange durchhalten“. Konkrete Nachrichten über mögliche endgültige Geschäftsschließungen – außer die des Schillerhofes – seien bei ihm noch nicht gelandet, so der IGS-Vorsitzende. Insgesamt sei es relativ ruhig in der Schillerstadt. „Ich wundere mich etwas, dass es nicht mehr öffentlichen Protest gibt, dass die Einzelhändler und Gastronomen nicht auf die Barrikaden gehen.“ Er habe schon erwartet, „dass sich mal jemand meldet und sagt: Wir machen einen Autokorso durch die Stadt, um auf unsere Situation hinzuweisen. Oder Ähnliches“. Friedemann Sorg wäre jedenfalls dabei gewesen. Alles zuzumachen, hält der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Selbstständigen nicht für die richtige Strategie. „Es zeigt sich ja, dass der Lockdown nicht zu Ende ist und man auch nicht weiß, wann er zu Ende sein wird. Das ist ein Fiasko.“ Er selbst sei ratlos, „aber nur den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass es vorübergeht, ist nicht richtig. Wir müssen intelligentere Lösungen finden.“ Als Beispiele nennt er Tübingen und Rostock. „Das sind Leuchttürme.“

Rostock und Tübingen sind Leuchttürme

Den Vorstoß der Stadt Marbach, die örtlichen Einzelhändler und Gastronomen zu unterstützen,  begrüßt er ausdrücklich. Die IGS habe sich dafür starkgemacht. „Wir müssen etwas machen – und wenn es nur eine kleine Hilfe ist.“ Letztlich könne die Stadt Marbach den Verlust finanziell ja gar nicht auffangen. „Das muss unbürokratisch von Land und Bund kommen, da ist viel versäumt worden.“

Digitale Eintrittskarte wird geprüft

Auch der Marbacher Bürgermeister Jan Trost sieht die große Politik in der Pflicht. „Wir sind an die Vorgaben von Land und Bund gehalten. Aber jetzt wäre es von deren Seite aus auch wichtig, eine Perspektive für die Betroffenen zu bieten, sie brauchen einen Silberstreif am Horizont.“ Die Menschen müssten wissen, wie es weitergeht. Mit dem Maßnahmenpaket und grundsätzlich versuche man, „alles, was in unserer Macht steht, umzusetzen, um die Lage zu verbessern“, betont Trost. Dem Beispiel Tübingen könne Marbach leider nicht nacheifern, glaubt er. „Wir sind nicht so groß, um ein solches Projekt stemmen zu können. Das wäre sicher wünschenswert, aber in unserem kleinen Marbach fehlen da die Ressourcen.“

Auf Anregung von Sebastian Engelmann von den Grünen im Gemeinderat wird sich die Verwaltung nun aber informieren, wie ein Modell in der sächsischen Kleinstadt Augustusburg aufgebaut ist und ob sich dieses auf Marbach übertragen lässt. „Mit Hilfe einer App bekommt man eine digitale Eintrittskarte in die Innenstadt. Wer also einkaufen oder ein Restaurant besuchen will, muss vorher einen Schnelltest machen. Ist er negativ, wird die digitale Eintrittskarte freigeschaltet“, erklärte Engelmann .