Die Sonne geht hinter technischen Anlagen des Erdgasspeichers Katharina auf. Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Um Engpässe im Winter zu vermeiden, sollen die deutschen Gasspeicher zu Beginn der Heizperiode so voll wie möglich sein. Ein erstes Speicherziel ist jetzt erreicht.

Der Füllstand der deutschen Gasspeicher hat am Wochenende die Marke von 75 Prozent überschritten. Wie das Bundeswirtschaftsministerium am Sonntag mitteilte, betrug der Speicherstand 75,43 Prozent. Damit sei das Ziel einer Speicherfüllung von 75 Prozent im September bereits jetzt erreicht. Damit wirke das Ende April in Kraft getretene Gasspeichergesetz, welches alle Betreiber in Deutschland verpflichtet, ihre Speicher schrittweise zu füllen. 

Das Ministerium verwies darauf, dass die Füllstände der Speicher im vergangenen Winter historisch niedrig gewesen seien, der Gasmarkt sei unreguliert gewesen. Mit der durch die Bundesregierung vollzogenen Regulierung werde vor allem mit Blick auf diesen Winter die Vorsorge weiter gestärkt.

Gasverbrauch im Vergleich zum Vorjahr gesunken

Die Bundesregierung will mit verschiedenen Maßnahmen erreichen, dass die Gasspeicher in Deutschland zu Beginn der Heizperiode fast voll sind. Deutschland soll damit im Winter besser gegen einen Totalausfall russischer Lieferungen gewappnet sein. Die bei einem Füllstand von 95 Prozent gespeicherte Gasmenge entspricht etwa dem bundesweiten Verbrauch im Januar und Februar 2022.

Der Füllstand lag am Freitagmorgen etwa 0,58 Prozentpunkte über dem Vortageswert. Laut Speicherverband Ines werden die derzeit starken Einspeicherungen vor allem durch geringe Sommer-Verbräuche und starke Importe aus Nordwesteuropa ermöglicht. Laut Bundesnetzagentur lag der Gasverbrauch in Deutschland bis einschließlich Juli knapp 14 Prozent unter dem des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Hauptgründe dafür sind nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) die milde Witterung und das hohe Gaspreisniveau.

Noch pumpt Russland Erdgas nach Deutschland. Seit über zwei Wochen ist die wichtige Ostseepipeline Nord Stream 1 jedoch nur noch zu rund 20 Prozent ausgelastet. Der russische Gaskonzern macht technische Gründe dafür verantwortlich, die Bundesregierung hält dies für vorgeschoben.

Experte warnt vor kalter Jahreszeit

Der Geschäftsführer des Speicherverbandes Ines, Sebastian Bleschke, sprach von einer „guten Perspektive“, betonte aber, dass 75 Prozent erst ein Zwischenziel seien. „Im Kern geht es um die Erreichung von 95 Prozent am 1. November“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Bei Normaltemperaturen im Oktober werde sich die beginnende Heizsaison stark auf die Einspeichermöglichkeiten auswirken. Aufgrund der stark reduzierten Gasimporte sei es daher möglich, dass dieses Füllstandsziel verfehlt werde.

Bei normalen Temperaturen und den reduzierten Gaslieferungen über Nord Stream 1, könne das gespeicherte Gas schon im März oder April aufgebraucht sein, warnte Bleschke. „Sollte Russland die Gaslieferungen ganz einstellen, schon früher.“ Zu Unterdeckungen kann es nach Einschätzung des Verbandes allerdings auch schon vor März kommen. „Denn es kann passieren, dass an besonders kalten Tagen die Gasentnahme aus dem Netz so hoch ist, dass die zeitgleichen Gaseinspeisungen nicht zur Bedarfsdeckung ausreichen.“ In diesen Fällen müsste laut Bleschke die Nachfrage reduziert werden, obwohl noch Gas in den Speichern lagert.