Trotz Schutz sind manche Erdbeerblüten auf den Feldern von Jens Eisenmann erfroren, was man an der dunklen Farbe in der Blütenmitte erkennen kann. Foto: Werner Kuhnle

Viele Obstblüten und Austriebe der Weinreben sind erfroren. In welchem Umfang die Frostnächte den Obst- und Weinbauern geschadet haben, lässt sich dennoch frühestens in der kommenden Woche genauer sagen.

Marbach - Vielen mag noch das Jahr 2017 in unguter Erinnerung sein: Wegen spätem Frost und anschließend zu viel Regen im Frühjahr kam es zu massiven Ernteausfällen, und Verbraucher mussten für frisches Obst deutlich tiefer in die Tasche greifen.

80 Prozent der Obstblüten sind erfroren

Der Frost hat auch in diesem Jahr in der Region wieder eiskalt zugeschlagen – und das noch lang vor den kritischen Eisheiligen. Ob sich das jedoch auf Obsternte und Weinlese auswirkt, lässt sich noch nicht genau sagen. „Im Moment sind 80  Prozent der Obstblüten erfroren“, konstatiert etwa Christian Melzheimer vom Rielingshäuser Obstbaubetrieb Eisenmann. „Aber man weiß noch nicht, ob es die richtigen 80 Prozent sind.“ Heißt: Die Bäume tragen sowieso mehr Blüten, als hinterher zu Früchten reifen.

Aber Melzheimer räumt auch ein: „Die letzten Nächte waren schon ziemlich heftig.“ Betroffen seien neben Äpfeln und Kirschen auch die Erdbeeren und teilweise auch die Himbeeren. Damit der Schaden nicht noch größer wird, setzt man bei dem Traditionsunternehmen auf Frostschutzberegnung. Doch zum einen könne man nicht alles beregnen, zum anderen „nützt es der einen Blüte mehr, der anderen weniger“.

Zwetschen können der Kälte widerstehen

Der Affalterbacher Obstbauer Sven Gunßer sagt, es gebe Frostschäden, aber die seien bei den Äpfeln sortenbedingt unterschiedlich. Die Zwetschgen hielten Frost sehr gut aus, die Kirschen würden vielleicht etwas weniger, „aber dafür größer“. Insgesamt sei man bis jetzt „mit einem dunkelblauen Auge davongekommen“, meint er. Stand jetzt rechne man etwa mit 70 Prozent des Umfangs einer normalen Ernte. Das liege auch daran, dass die Natur vieles selber regle. „Nicht alle Blüten gehen gleichzeitig auf, deshalb trifft es auch nicht alle.“

Hauptauge der Weintriebe betroffen

Im Wengert ist es nicht die Blüte, die erfriert, sondern der Trieb, an dem später die Trauben hängen. Und besonders früh dran mit dem Austrieb seien Lemberger und Chardonnay, sagt Immanuel Gröninger, Geschäftsführer der Bottwartaler Winzer. „Das Hauptauge der Triebe, das später die Trauben tragen soll, ist erfroren“, so Gröninger. Jetzt komme es auf die anderen Augen an. Daher könne man die Lage in den Weinbergen der Genossenschaft auch frühestens in zwei Wochen abschätzen.

Eine Rolle bei den Frostschäden spielt neben der Rebsorte aber auch die Lage. Der Lemberg mit seiner Süd-Südostlage sorgt beispielsweise einerseits für guten Wein, ist aber andererseits bei späten Frösten kritisch, macht Matthias Hammer von den Weingärtnern Marbach deutlich: „Der gefährlichste Moment ist der, wenn die Sonne aufgeht. Dann ist es am kältesten, und wenn dann das Eis durch die Sonneneinstrahlung schmilzt, kommt auch noch die Verdunstungskälte dazu.“

Land gewährt Zuschuss

Eine Frostberegnung gebe es anders als im Obstbau im Weinbau aber normalerweise nicht, da die Reben generell später dran seien als die Obstbäume. Jedoch spielt auch hier offenbar der Klimawandel eine Rolle: „Das Frühjahr setzt immer zeitiger ein, und Kälterückschläge gibt es immer. Dann kommt es darauf an, wie weit die Knospe oder Blüte schon ist“, erklärt Hammer.

Immerhin gewähre das Land seit einiger Zeit einen Zuschuss für eine Frostversicherung. Teuer sei diese jedoch immer noch, weshalb sie nur die größeren Wengerter abgeschlossen hätten. Verglichen mit dem Taubertal oder dem Stromberg sei man aber hier in der Region noch gut dran: „Dort hat’s manche Kollegen jetzt schon zum zweiten oder dritten Mal erwischt“, weiß der Marbacher.