Antonia Ruoff in der Kakaoplantage, die zur Einrichtung gehört hat. Foto: privat

Die 19-jährige Antonia Ruoff leistete ihren Freiwilligendienst in einem Kinderheim in Ecuador ab.

Marbach - Ob FSJ, Bufdi, Au-Pair oder Weltreise – wie viele andere junge Leute hatte auch ich mir Gedanken darüber gemacht, was ich nach meinem Abitur machen will. Ich wollte nicht sofort mit dem Studium beginnen, sondern ins Ausland gehen, um dort nicht nur eine neue Sprache, sondern auch Kultur, Land und Leute kennenzulernen und aus meiner deutschen Komfortzone herauszukommen. Nach kurzer Recherche bin ich auf den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst „Weltwärts“ (unterstützt von der Bundesregierung) gestoßen, unter dem mehrere Organisationen Freiwillige ab sechs Monaten in verschiedene Länder entsenden. Ich habe mich für die kleinere Organisation „Ecuador Connection e.V.“ entschieden, die sehr familiär arbeitet. Wir wurden mit Seminaren auf das Auslandsjahr vorbereitet und vom sehr bemühten Team individuell betreut.

Als ich dann in Ecuador war, war ich über die gute Vorbereitung sehr froh, ich konnte mich schneller als gedacht in die neue Kultur einleben und selbst Freiwillige, die keine Spanischkenntnisse hatten, konnten sich durch den Sprachunterricht schnell verständigen. Ich arbeitete in einem Kinderheim für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in Ibarra. Die ersten Wochen waren eine große Herausforderung. Meine Mitfreiwilligen, mit denen ich in einer WG lebte und die ähnliche Probleme hatten, haben mir immer wieder Rückhalt gegeben. Wir haben uns nach der geordneten Arbeitswoche abwechslungsreiche Wochenenden gestaltet.

Je länger wir im Kinderhaus arbeiteten, desto besser wurden wir ins Team eingebunden. Uns wurden immer anspruchsvollere Aufgaben aufgetragen und mehr Freiraum für eigene Ideen gelassen. Natürlich war nicht immer alles ganz einfach. Da die Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen kamen, waren viele traumatisiert und verhaltensauffällig. Am Anfang war dies noch sehr belastend, mit der Zeit lernte ich jedoch immer besser damit umzugehen. Hilfreich war es, mit den Mitarbeiterinnen und dem zuständigen Psychologen zu reden, die mir immer wieder Tipps gaben. Am schönsten fand ich, die Fortschritte der Kinder zu sehen: Die ersten Worte oder den ersten Schritt mitzuerleben oder zu merken, dass sich auffälliges und problematisches Verhalten einzelner Kinder verbessert. Meine Bemühungen zahlten sich aus, was mir immer wieder Mut gab. Allein die Arbeit hat mich unglaublich wachsen und reifen lassen. Ich habe Geduld und Ausdauer gelernt. Manchmal war ich gestresst und frustriert, an anderen Tagen jedoch überglücklich. Ich habe wieder zum spielerischen, kreativen Kind in mir gefunden, konnte die Welt durch die bunte Brille der Kinder betrachten und unbekümmert mitspielen als gäbe es nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Die Kinder haben mich zutiefst beeindruckt und inspiriert, da sie trotz ihrer unglaublich bedrückenden Vergangenheit lachen konnten.

Rückblickend war die Entscheidung für den Freiwilligendienst richtig für mich. Es ist eine gute Möglichkeit für Jugendliche, die noch nie alleine in einem anderen Land waren, da sie vorbereitet werden und immer eine Ansprechperson haben. Der Auslandsaufenthalt ist für alle zugänglich, unabhängig von Schulabschluss oder Sprachkenntnissen. Der Großteil der Kosten wird von „Weltwärts“ übernommen. Wer sich vorstellen könnte, im Jahr 2020/21 einen Freiwilligendienst zu machen, der hat immer noch die Chance, sich zu bewerben, unter anderen bei der Ecuador Connection. Informationen und Berichte der Freiwilligen gibt es auf der Homepage www.ecuador-connection.org. Hier kann man sich noch bis zum 27. Januar bewerben unter bewerbungen@ecuador-connection.org.