Die Reihen sind jetzt lang und gerade, das erleichtert das Bewirtschaften. Foto: Werner Kuhnle

Die Flurbereinigung im Gewann Alter Berg hat klare Verhältnisse und leichtere Arbeitsbedingungen geschaffen.

Marbach - Ein großer Traktor zieht seine Bahnen im Gewann Alter Berg. Hinten dran hängt eine Pflanzmaschine. Zwei Männer bedienen das Gerät, das die Pflanzen und die dazugehörigen Pflanzstäbe in die Erde platziert. Die kleinen Setzlinge werden in den kommenden Wochen und Monaten zu stattlichen Reben heranwachsen. „Idealerweise sind sie bis zum Herbst etwa zwei Meter hoch“, sagt Matthias Hammer, der Chef der Marbacher Weingärtner. Übernächstes Jahr sollen sie ihren ersten Ertrag abwerfen.

Im Gewann Alter Berg auf Marbacher und Erdmannhäuser Gemarkung wird gerade die Flurbereinigung umgesetzt. Bis zur Lese 2019 wuchsen hier vor allem Trollinger und Lemberger, allerdings war die Bewirtschaftung schwierig, wie Matthias Hammer erklärt. Es gab auf dem 4,5 Hektar großen Weinberg viele ganz kleine Stückle, teils verteilt, viele kurze Reihen, manche mit Knick, oft sehr steil. Die Flurbereinigung schaffte Abhilfe. Die einzelnen Areale wurden neu sortiert und jetzt eben neu angelegt. Schöne, gerade, lange Reihen sind entstanden, jeweils mit Zufahrtsmöglichkeit – auch das war früher nicht bei jedem gegeben.

In den 1960er Jahren ist das Gebiet ausgespart worden

So eine Flurbereinigung gibt es nicht alle Tage und ist durchaus ein Prozess, weiß Matthias Hammer. Als klar war, dass man das Projekt am Alten Berg angehen wollte, stand zunächst eine Abstimmung an. Etwa 75 Prozent derjenigen, die hier ein Stückle hatten, sprachen sich dafür aus. Die Gemeinderäte aus Marbach und Erdmannhausen, auf deren Gemarkung sich das Ganze abspielt, gaben ebenfalls ihr Okay, bis schließlich die Abteilung Flurneuordnung des Landratsamtes Ludwigsburg tätig werden konnte und die Stücke neu zuordnete. Bei der Flurbereinigung in den 1960er-Jahren war der Alte Berg übrigens ausgespart worden. „Die Besitzer wurden sich nicht einig“, hat Matthias Hammer von seinem Opa Hermann Hammer erfahren. Jetzt, einige Jahrzehnte später, hat es aber dann doch geklappt. „Im Vergleich zu den Erzählungen von früher ist das diesmal sehr geräuschlos abgelaufen“, so der Chef der Marbacher Weingärtner.

Aber natürlich nicht ohne jede Menge Arbeit. Nachdem die alten Reben nach der Lese im Herbst 2019 entfernt worden waren, wurde im Winter zunächst einmal 7000 Kubikmeter Lössboden aufgetragen. Es wurde Weizen gesät, um den Boden zu halten, eine weitere Aussaat folgte, um Humus zu bilden, Kompost wurde ausgebracht, es wurde gehäckselt und tiefengelockert.

Lesesteinhaufens für Eidechsen

Zudem wurde viel für den Naturschutz getan, berichtet Matthias Hammer. Dazu gehörte unter anderem der Bau von Trockenmauern, das Anlegen eines Magerrasens sowie eines Lesesteinhaufens für Eidechsen und einiges mehr. So flossen denn auch 80 Prozent Fördermittel für die rund 500 000 Euro teure Flurbereinigung.

Kleine Schilder am oberen Rand jedes Stückles zeigen die neuen Eigentumsverhältnisse klar an. Welche Rebsorten die jeweiligen Besitzer einpflanzen „bleibt jedem selbst überlassen“, so Hammer. Aber tatsächlich bleiben die meisten beim Altbewährten auf dem schönen Südhang: Trollinger und Lemberger.

Viel Arbeit

Wenn die gut gewässerten Setzlinge von der GPS-gesteuerten Pflanzmaschine in die Erde gebracht sind, ist aber erst einmal wieder Handarbeit – beziehungsweise Fußarbeit gefragt. Denn rund um die Pflanze muss die Erde festgedrückt werden. Dennoch: Die Maschine erleichtert die Arbeit ungemein. 4000 Setzlinge pro Hektar kommen mit ihr relativ schnell in die Erde. Zum Vergleich: „Früher hieß es, dass man pro Person etwa 100 Stück schafft – da wären wir eine Weile beschäftigt gewesen“, sagt Matthias Hammer.

Aber das ist noch nicht alles. Sind die Pflanzen erst einmal in der Erde, kommen die Pfosten für den Drahtrahmen – und schließlich alles in allem rund 200 Kilometer Draht. Und ganz am Ende wird auch noch eine Bewässerungsanlage installiert, die in sehr trockenen Sommern zum Einsatz kommen soll.

Den ersten Wein aus dem „neuen“ Weinberg wird es aber nicht vor 2022 geben. Dann sei etwa mit einem halben Ertrag der noch jungen Reben zu rechnen, erklärt Matthias Hammer. Dennoch lohnt sich die Rebflurneuordnung und auch der damit verbundene Ausfall in seinen Augen auf jeden Fall. „Für uns Wengerter ist das gut, weil die Bewirtschaftung des Weinbergs viel einfacher ist. Und für den Kunden ist es am Ende auch gut, weil die Qualität steigt.“