Neues vielversprechendes Duo für den SGV Freiberg: Sportdirektor Christian Werner (links) und Spieler/Sportlicher Leiter Marco Grüttner. Foto: privat

Mit Christian Werner als neuem Sportdirektor und Marco Grüttner als Spieler sowie neuem Sportlichen Leiter will der Fußball-Oberligist SGV Freiberg in eine neue, rosige Zukunft starten. „Das ist ein ganz spannendes Projekt“, sagt Werner.

Freiberg - Es war der Knaller an diesem Wochenende. Mit der Verpflichtung von Marco Grüttner (wir berichteten) sowie Christian Werner haben die Freiberger für ordentlich Aufsehen gesorgt. Denn: Grüttner, aktuell noch Kapitän des Zweitligisten SSV Jahn Regensburg, hätte locker weiter höherklassig spielen können. Unter anderem in Regensburg, wo der 34-Jährige eine Vertragsverlängerung ablehnte. Und auch Christian Werner, zuletzt Sportdirektor beim österreichischen Zweitligisten SC Austria Lustenau, lehnte andere, höherklassige Angebote ab. Unter anderem aus der österreichischen Bundesliga sowie von einem deutschen Erstligisten, der ihn als Nachwuchschef haben wollte. Anstatt sich weiter in den Top-Ligen etwas zu beweisen, zieht es beide zum SGV Freiberg – zu einem Club, den beide zwar gut kennen, der aktuell aber in der Oberliga sogar gegen den Abstieg kämpft. „Die Oberliga ist extrem gut in diesem Jahr. Den Abstieg zu vermeiden, wird eine Mammutaufgabe“, ist Christian Werner überzeugt, der mit Grüttner dennoch einiges aufbauen will. „Das ist ein ganz spannendes Projekt“, sagt er. Und Projekte liegen ihm.

Zur Saison 2012/13 kam Werner mit Ramon Gehrmann zum gerade in die Verbandsliga abgestiegenen SGV Freiberg. Was folgte waren zwei Aufstiege in die Oberliga. Der Sportwissenschaftler, Trainer und Oberstudienrat war beim Freiberger Oberligisten in dieser Zeit jedoch mehr als nur Co-Trainer. Er kümmerte sich zusammen mit Gehrmann um die Kaderplanung, stellte mit seinem großen Netzwerk Kontakte her und leitete Transfers ein. Im Sommer 2018 vollzog der gebürtige Hesse dann einen Neustart. Er wechselte als Pädagoge von einem Gymnasium für Hochbegabte in Stuttgart nach Freiberg an die Oscar-Paret-Schule, wo er an zwei Wochentagen als Oberstudienrat unterrichtet, beendete seine Tätigkeit als Co-Trainer beim SGV Freiberg und wurde Sportdirektor beim österreichischen Zweitligisten SC Austria Lustenau.

Mit Lustenau vor dem Einzug ins Pokalfinale

Lustenau belegte in der Saison 2018/2019 den dritten Platz und steht in dieser Saison kurz vor dem Einzug in das österreichische Pokalfinale. Neben seiner Verantwortung für den sportlichen Bereich kümmerte sich Werner bei der Austria auch um das Sponsoring, die PR-Arbeit, das Scouting, das Teammanagement und den Fankontakt. Dass er seinen eigentlich erst im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern würde, teilte er dem Verein frühzeitig mit. Die Übergabe ist bereits vollzogen, sein neues Amt als Sportdirektor in Freiberg tritt er sofort an.

Dass er seinen Vertrag in Lustenau nicht verlängerte und zurück an den Wasen kehrt, war „ein ganz bewusster Schritt. Ich habe einen Beamtenstatus. Meine Schule hat mir jetzt zwei Jahre lang ermöglicht, dass ich in Österreich arbeiten konnte, was nicht selbstverständlich ist. Zweimal in der Woche bin ich hierher gefahren, die andere Zeit habe ich in Lustenau verbracht. Aber ich musste mich jetzt entscheiden: Behalte ist den Beamtenstatus oder nicht? Hinzu kam, dass meine Familie hier lebt. Es war also ähnlich wie bei Marco, auch eine Entscheidung für die Familie“, verrät Christian Werner. Seine Zeit in Österreich beschreibt er als „Erfahrungsreise, die richtig viel Spaß gemacht hat. Ich kann nur Positives mitnehmen. Im Vorfeld habe ich mir natürlich die Frage gestellt: ‚Kann ich das, was ich denke?’ Das weiß ich jetzt.“

Kaderwert in zwei Jahren verdreifacht

In seiner Zeit bei dem österreichischen Zweitligisten strukturierte er den Verein komplett um. Das Budget verdoppelte sich, der Kaderwert verdreifachte sich. Damit machte Werner auf sich aufmerksam. Angebote lockten. Und doch entschied er sich gegen die Rufe. „Ich bin von meiner Art her jemand, dem die Liga egal ist. Ich muss mir jetzt nicht beweisen, dass ich noch die österreichische erste Liga kann. Wichtig ist für mich, dass ich einen Job habe, bei dem ich mich frei ausleben kann. Und genau das bietet mir Freiberg“, erklärt der 38-Jährige. Er selbst sieht sich als Teamplayer, will sich nicht überall einmischen und an sich reißen. „Es sind ja schon viele gute Leute am Werk. Aber jetzt gilt es gemeinsam, den Verein weiterzuentwickeln. Der SGV Freiberg ist ein schlafender Riese“, sagt er.

Christian Werners Vision: Eine Spielphilosophie entwickeln, die sich von der Jugend bis hin zu den Aktiven durchzieht. Eine Wasen-DNA sozusagen. „Man muss ein Spiel sehen, egal ob von der B-Jugend oder den Aktiven und sagen: ‚Das ist der SGV Freiberg’.“ Des Weiteren ist ihm nachhaltiges Arbeiten wichtig. „Ich möchte, dass wieder viele Jugendspieler den Weg in die erste Mannschaft finden, und das wir wieder ein richtiges Sprungbrett für große Talente werden. So wie wir es beispielsweise bei Streli Mamba oder Tim Leibold waren.“ Freiberg liege in einem „unfassbar guten Einzugsgebiet – zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem VfB Stuttgart – und hat zudem eine wirtschaftlich extrem starke Umgebung“, das müsse man nützen, um in Zukunft eine gute Rolle spielen zu können. Aktuell liege das Hauptaugenmerk aber natürlich erst einmal im Vermeiden des Abstiegs.

Präsident Cerkez ist "einfach nur happy"

„Nächste Saison wollen wir uns dann neu aufstellen und einen Platz unter den ersten Fünf wieder anpeilen. Danach können wir neue Ziele formulieren“, sagt Christian Werner, der sich riesig über Marco Grüttner als Partner an seiner Seite freut. „Genau so jemanden habe ich gesucht. Als Fußballer hilft er uns eh. Aber mit seiner extremen Expertise sowie seinem abgeschlossenen Sportmanagementstudium ist er der perfekte Mann als Sportlicher Leiter. Ihn hat das Gesamtpaket in Freiberg interessiert. Marco bekommt man nicht für 500 Euro mehr, sondern mit einem Konzept – und mit diesem sind wir uns einig.“

Freibergs Präsident Emir Cerkez ist derweil einfach nur happy. „Ich bin glücklich und auch ein wenig stolz darauf, dass wir Marco Grüttner und Christian Werner für unseren SGV gewinnen konnten. Beide werden, mit professionellem Hintergrund, unseren Verein im sportlichen Bereich neu definieren und weiterentwickeln.“ Parallel zur aktuellen Runde wird die Kaderbildung für die neue Saison nun bereits angegangen. Und hier kann Christian Werner einem Gerücht gleich mal den Gar aus machen: Marc Schnatterer vom 1. FC Heidenheim wird nicht auch zurückkommen. „Er spielt bestimmt gerne noch etwas länger höher. Aber es wird sicherlich andere spannende Transfers geben.“ Und auf die sind nach den letzten Neuigkeiten wohl sicher viele schon gespannt.