Jubel bei Mert Tasdelen: Zwei Minuten nach seiner Einwechslung trifft er zum 3:1. Foto: avanti

Der SGV Freiberg gewinnt in der Fußball-Oberliga beim FSV 08 Bissingen mit 3:2 (2:1).

Freiberg - Knapp fünf Jahre hatte Fußball-Oberligist SGV Freiberg kein Pflichtspiel mehr gegen den FSV 08 Bissingen gewonnen. Und allzu viele aus dem aktuellen SGV-Kader waren beim 5:2 im September 2014 in Stadion am Bissinger Bruchwald auch nicht dabei. Am Samstagnachmittag war es an selber Stelle mal wieder so weit. Einer, der auch 2014 schon im Freiberger Dress auf dem Platz stand, richtete nach dem Spiel ein paar Worte an die Mannschaft. „Der Trainer kann am Montag oder Dienstag im Training wieder was erzählen. Hier gibt es jetzt nur eins zu sagen: Derbysieger!“, rief Spetim Muzliukaj, und seine Kollegen stimmten nach dem 3:2 (2:1) jubelnd mit ein. „Heute hat jeder Einzelne den Sieg unbedingt gewollt“, lobte der SGV-Stürmer sein Team.

Der unbändige Wille, sich vor allem in der Schlussphase trotz großer Hitze in jeden Ball zu werfen, war dann vielleicht das entscheidende Quäntchen, das den Freiberger Auswärtssieg sicherstellte. Hinzu kamen mit Kapitän Steven Kröner und Denis Zagaria zwei exzellent aufgelegte Innenverteidiger. Und nicht zuletzt machte auch die Effektivität der Offensivabteilung den Unterschied aus.

So hatten die Bissinger zwar deutlich mehr Ballbesitz und waren weitaus häufiger gefährlich in der Nähe des gegnerischen Tores. Doch während die Freiberger fast immer noch einen Fuß dazwischen bekamen, kamen die Gäste mit ihrer zweiten Chance zur Führung. Nachdem Ouadie Barini in der 19. Minute schon einen Schuss knapp neben das Tor gesetzt hatte, war er zwei Minuten später nach einem Freistoß von Hakan Kutlu per Kopf zur Stelle. Allerdings musste sich die großgewachsene FSV-Innenverteidigung auch die Frage gefallen lassen, wie der mit 1,73 Meter nicht gerade zur Kategorie der Riesen zählende Barini an den Ball kommen konnte.

Es ging in der Folgezeit weiter im Takt: Bissingen drückte, Freiberg stand gut und konterte. Bei einem dieser Konter verzichtete Spetim Muzliukaj zentral am Strafraum auf den Abschluss mit seinem schwächeren rechten Fuß und legte stattdessen quer auf Hakan Kutlu. Dass der mit links hervorragend schießen kann, war der FSV-Verteidigung in diesem Moment offenbar entfallen. Jedenfalls zimmerte Kutlu den Ball aus rund 18 Metern sehenswert ins lange, rechte Eck.

Dass der SGV nicht mit dem 2:0 in die Pause ging, lag an einer ungeschickten Defensivarbeit. „Da haben wir mehrere unnötige Fouls begangen“, monierte Trainer Mario Estasi. Die Flanke, die aus einem dieser Fouls resultierte, nutzte Marco Rienhardt zum Anschlusstreffer (45+1.).

Die erwartete Drangphase nach der Pause überstanden die Freiberger schadlos, die Bissinger verzweifelten nun mehr und mehr am fehlenden Schussglück und der starken Defensivarbeit der Gäste. So musste Keeper Alexander Loch zwei starke Paraden auspacken (53. und 54.), und in der 67. Minute klärte Denis Zagaria für seinen bereits geschlagenen Schlussmann kurz vor der Linie. Und wie es in solchen Spielen eben oft kommt, sorgten die Freiberger mit einem Konter für die Vorentscheidung. Der gerade erst eingewechselte Mert Tasdelen ließ noch zwei Verteidiger aussteigen und erzielte in der 73. Minute das 3:1. „Es war meine erste Aktion im Spiel und dann auch noch mit meinem schwächeren linken Fuß“, freute sich der Stürmer. „Ich habe nach langer Zeit mal wieder gespielt und gleich getroffen – das ist überragend.“ Die Krönung wäre noch gewesen, wenn er nur wenige Minuten später bei einem weiteren Konter – diesmal mit dem stärkeren rechten Fuß – auch noch das 4:1 erzielt hätte. So blieb es noch spannend, die Bissinger gaben nie auf. Und Riccardo Gorgoglione, einer der vielen Ex-Freiberger, sorgte in der 91. Minute tatsächlich noch für den Anschlusstreffer. Doch für mehr reichte es nicht.

„Für die Zuschauer war es ein sehr interessantes Spiel, für uns Trainer sehr nervenaufreibend. Wir haben uns den Sieg durch den großen Aufwand verdient. Die drei Punkte tun uns brutal gut. Ich hoffe nur, dass wir sie nicht teuer erkauft haben“, sagte Mario Estasi mit Blick auf Ouadie Barini und Kreshnik Lushtaku. Beide mussten verletzt ausgewechselt werden, die genauen Diagnosen stehen noch aus.

SGV Freiberg:
Loch – Andric, Kröner, Zagaria, Celiktas – Seegert, Pollex (60. Müller), Latifovic (60. Lushtaku, 83. Milisic), Kutlu – Muzliukaj, Barini (71. Tasdelen).