Es hat noch Platz im Schwimmerbecken: Wegen der Coronabestimmungen dürfen allerdings nur 100 Frauen und Männer gleichzeitig ins kühle Nass. Foto: Werner Kuhnle

Das Freibad in Oberstenfeld ist in die Saison gestartet. 700 Besucher dürfen rein. Wie kommt man an ein Ticket? Welche Regeln gelten? Wir haben uns umgehört.

Oberstenfeld - Auf diesen Start haben viele Badegäste sehnsüchtig gewartet. Das Mineralfreibad Oberes Bottwartal hat seine Pforten wieder geöffnet. Im vergangenen Jahr blieb das weit über die Region beliebte Freibad während der Pandemie geschlossen. Nicht alle zeigten für die hauchdünne Ablehnung der Gemeinderäte in Beilstein und Oberstenfeld Verständnis. Mit umso mehr Ansporn hat das Team von Gemeindeverwaltung und Freibad den Badespaß für dieses Jahr wieder möglich gemacht.

Noch ist der Weg bis zum Becken mit einigen Hindernissen verbunden. Vor dem ersten Badespaß muss sich jeder Besucher online registrieren und elektronisch bezahlen. Gleichzeitig darf nur eine begrenzte Anzahl Badegäste ins Wasser. Genau diese Verwaltungsvorschrift limitiert auf 700 Besucher pro Schicht. Die magischen Zahlen dafür lauten: 100, 200 und 25. Denn nur so viele Badegäste dürfen gleichzeitig in das Becken für Schwimmer, Nichtschwimmer und ins Kinderbecken. Daher gibt es jetzt neu eine Vormittags- und Nachmittags-Badeschicht. Dazwischen wird gereinigt, desinfiziert und wieder alles coronakonform für die nächsten Gäste vorbereitet.

Ist viel los?

Doch der Weg zurück zum ganz normalen Badespaß ist greifbar nahe. Kurz vor 9 Uhr hat sich bereits eine lange Schlange vor der Kasse am Eingang gebildet. Diszipliniert halten die Wartenden die geltenden Abstandsregelungen ein. Der erhöhte Aufwand spiegelt sich auch in den Eintrittspreisen. Der Eintritt kostet 2,50 Euro bis 5,50 Euro, je nachdem, ob Kind, Erwachsener, am Vor- oder Nachmittag. Dennoch herrscht reger Besuch: „Die Nachmittage waren bereits voll ausgebucht. Morgens haben wir noch etwas Luft“, schildert Elena Filipp als stellvertretende Bauamtsleiterin in Oberstenfeld die aktuellen Besucherzahlen. Nicht ganz reibungslos lief der Start des interkommunal geschaffenen Buchungs- und Ticketsystems. Und natürlich wünschen sich viele Badegäste wieder das sehr beliebte Frühschwimmen zurück.

„Das Freibad ist ein Glücklichmacher“, davon ist Bürgermeister Markus Kleemann überzeugt. Denn: „Ein Tag hier ist wie ein Tag Urlaub.“ Mit viel Begeisterung schildert er die Fakten: 2600 Quadratmeter Wasserfläche und 192 Meter Rutschvergnügen, wie er das nennt. (Routinierter könnte das der oberste Interessenvertreter aller deutschen Freibäder nicht machen.) Von vielen Stammgästen bedauert, kann der in der Vergangenheit beliebte Biergarten nicht parallel betrieben werden. Dazu wären umfangreiche bauliche Veränderungen zum Schutz vor Aerosolen notwendig geworden. Jetzt kann immerhin nach Badeschluss um 20 Uhr noch für eine Stunde der Badebesuch gemütlich ausklingen.

Was wurde alles hergerichtet?

Im Hintergrund verbessern umfangreiche Wartungs- und Renovierungsarbeiten die Betriebsabläufe. Zwei Rutschen sind neu beschichtet, die Sitzstufen um das Becken teilweise erneuert und die neu bespannten Sonnenschirme spenden Schatten im Bereich des Kiosk. Die schon im Jahr 2019 begonnenen Erneuerungen im Sanitärbereich sind erfolgreich abgeschlossen. Eine neue Tiefbrunnenpumpe sorgt wieder zuverlässig für frisches Wasser aus der Tiefe, schildert Elena Filipp die Verbesserungen. Hinter ihr liegt eine intensive und arbeitsreiche Phase. Dennoch ist sie froh, denn viele Arbeiten wären während des laufenden Betriebs schwer bis unmöglich erledigen.

Doch auch im Freibadteam gibt es Veränderung. Neuer Chef und Betriebsleiter ist Michael Meyer, 43 Jahre. Ursprünglich aus Hamburg stammend, hat er die Therme von Meersburg am Bodensee gegen die Stelle im Bottwartal getauscht und ist jetzt seit vier Wochen hier. „Es ist definitiv eines der schönsten Freibäder Deutschlands“, sagt er zu seinem Wechsel. Und ganz nebenbei findet er als Motorradfan mit seiner Partnerin hier zukünftig die besseren Strecken im Hinterland. „Meister für Bäderbetriebe müssen flexibel und ortsunabhängig sein“, ist er überzeugt. Gleichzeitig hat er „einen Riesen Respekt für sein Team und dankt ihnen für die Grundlagenarbeit, auf der sie nun gemeinsam aufsetzen können.“ Das bestätigt auch die Rettungsschwimmerin Alexandra Schmidinger, 50 Jahre: „Ich habe den Eindruck, dass es sehr gut läuft. Auch die Badegäste sind überwiegend diszipliniert.“ Dass dies so gut funktioniert, dafür sorgen dann Absperrungen an den Beckenrändern oder Plastikbändchen, die für die jeweiligen Becken separat ausgegeben werden. So ist sichergestellt, dass nie mehr als die erlaubte Anzahl an Gästen in den jeweiligen Becken baden.

Wie läuft der Ticketkauf?

Simone (50) aus Pleidelsheim ist mit Tochter Vanessa (29) und Enkelin Ella (1,5) aus Beilstein hier. Sie alle genießen wieder ein Stück zurückgewonnene Freiheit. „Am Montag war die Buchungsseite für die Eintrittskarten lange nicht erreichbar. Doch mehr hätte ich mich geärgert, wenn es keine Tickets mehr gegeben hätte“, sagt sie zur die Haltung vieler Besucher. Besser die eine oder andere Hürde und Einschränkung, statt wie 2020 überhaupt kein Badevergnügen. Das bestätigt auch Siegmar Polek (62). „Das Bezahlen war nicht so einfach. Doch da sind sie offenbar noch dran, das zu verbessern.“

Wie viele der anderen sechs Mitarbeiter und drei Rettungsschwimmer sorgt auch die bisherige Betriebsleiterin Ute Kuttner für Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit der Badegäste. Sie reinigt und desinfiziert das stählerne Drehkreuz am Eingang für die nächste Badeschicht, bevor es sie dann beruflich in Kürze in den Norden Deutschlands zieht. Derweil ist Georgi Khorbaleil heftig atmend beschäftigt. Heute trainiert er für die Sicherheit der Badegäste und seine Abschlussprüfung als Fachangestellter für den Bäderbetrieb. Dazu holt er eine schwere, wassergefüllte Rettungspuppe vom Grund des Beckenbodens und schleppt sie im Rettungsgriff, nur mit Grätschschwung der Beine, eine ganze Schwimmbahn an den Beckenrand. Das ist körperlich anspruchsvoll, doch für seine Prüfung nächste Woche ist er zuversichtlich.

Diese Zuversicht für ihre Sicherheit dürfen übrigens die Badegäste teilen, bei so viel routiniertem Sicherheitstraining aller Rettungsschwimmer.