Lehrer sollen ihre Schülern auch im Umgang mit Gefühlen unterstützen. Foto:  

Lehrkräfte der Anne-Frank-Schule lernen derzeit bei der „Lions-Quest“ wie sie Schüler bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung stärken können. Sozialverhalten und Schlüsselkompetenzen sind nämlich ebenso wichtig wie die Wissensvermittlung.

Marbach - Es ist nicht allein die Pandemie mit ihren speziellen Problemstellungen, die den Bedarf an Lebenskompetenz steigen lässt – aber sie ist dennoch eine der wesentlichen Herausforderungen für Lehrer, die sich von immer dringlicheren Fragen beim Unterricht begleitet sehen. So ist es nicht verwunderlich, dass Pädagogen jede Form von Unterstützung nachfragen. So jedenfalls zeigt sich die Situation an der Marbacher Anne-Frank-Realschule.

Dort haben sich nämlich 13 Lehrkräfte für die Fortbildung Lions-Quest angemeldet, eines der führenden Präventionsprogramme an Schulen. Die Fortbildung legt ihren Fokus auf tägliche Kompetenzen des einzelnen Kindes und das soziale Miteinander in der Schulgemeinschaft. „Kompetenzen, die uns an der Anne-Frank-Realschule sehr wichtig sind“, wie Rektorin Sabrina Hubbuch betont. Das Programm des Lions Club wurde speziell von einer Expertengruppe um den Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswissenschaftler Klaus Hurrelmann entwickelt und wendet sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren. Es wird im Unterricht der Sekundarstufe I von geschulten Lehrkräften vermittelt, um persönliche und soziale Schlüsselkompetenzen gezielt zu stärken.

Die Gewaltbereitschaft hat zugenommen

„Aufgrund der großen Nachfrage, war es uns möglich, die Schulung direkt ins Haus zu holen“, freut sich Sabrina Hubbuch. Sie ist dankbar, dass sich neben den Zuschüssen des Lions Club auch der Förderverein an den hohen Kosten der Fortbildung beteiligt: „Denn ohne diese Unterstützung hätten wir das Projekt nicht realisieren können“. Wie wichtig der Kurs ist, der Jugendlichen hilft, sich mit den „Fragen des Lebens zu beschäftigen und Pubertät und Leben hinzubekommen“, wie Trainerin Kathrin Oppitz erklärt, zeigt die Erfahrung der pensionierten Lehrerin, die sich für das Fortbildungsangebot qualifizieren ließ. Denn wie Oppitz konstatieren kann, „hat die Gewaltbereitschaft unter den Schülerinnen und Schülern zugenommen“.

Wer lange vom Schulalltag fernbleiben musste, dem fiele es schwer danach wieder auf geltende Normen zurückzugreifen. Stattdessen wenden die Kinder dann auch mal archaische Methoden an. Auch Sabrina Hubbuch weiß: „Wer lange mit sich allein klarkommen muss, der verlernt ein gutes Stück Sozialverhalten.“ Der Bedarf an Tipps und Techniken für Sozialkompetenz sei enorm groß. Kathrin Oppitz verweist indes darauf, dass die Persönlichkeitsentwicklung in der Schule gleichberechtigt neben der Wissensvermittlung stattfinden müsse.

Das Klassenzimmer soll ein „angstfreier Raum“ sein

Nachvollziehbar, dass sich die Lehrer nun engagiert ins Aufgabenspektrum stürzten und eifrig bei den Übungen mitmachten. Die Verzahnung inhaltlicher wie emotionaler Themen ist Alltag im Klassenzimmer, wo es darum geht, für alle Schüler eine positive Lernumgebung zu erzeugen. „Der angstfreie Raum ist ein großes Thema. Sich mitteilen dürfen, ohne sich Sorgen machen zu müssen, lächerlich gemacht zu werden“, erklärt Oppitz. Auch Selbstvertrauen, der Umgang mit Gefühlen und eine konstruktive Konfliktlösung sind Inhalte ihres Kurses. Dazu gehören dann auch zu erarbeitende Fragestellungen wie: „Wie schaffe ich es, eine gut funktionierende Klassengemeinschaft zu erhalten?“ Jede Lehrkraft kann in Zukunft außerdem auch auf ein Handbuch zurückgreifen.

Für Referendarin Franziska Frank etwa ist das Seminar „eine tolle Vorbereitung für die kommende Zeit, in der ich dann selbst eine Klasse leiten werde.“ Es sei toll, nicht direkt ins kalte Wasser geworfen zu werden „Ich habe jetzt ein noch klareres Bild davon, was ich alles machen kann. Ein Ideenpool, der mich zuversichtlich stimmt.“.