Bei einer Aktion haben die Jugendlichen auf das Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aufmerksam gemacht. Foto: privat

Die Erdmannhäuserin Pia Stiegler hat mit anderen zusammen einen Förderverein für ein Begegnungszentrum in den Anden gegründet. Dort kümmert man sich um Familien in prekären Lebenssituationen.

Erdmannnhausen - Wenn Pia Stiegler von den jungen Menschen in Oruro in Bolivien erzählt, spricht sie von „unseren Kindern“ und von „unseren Jugendlichen“. Auch wenn tausende Kilometer und viel Zeit dazwischenliegen: Ihre Erlebnisse und Erfahrungen aus dem südamerikanischen Land hat die junge Frau mit nach Hause nach Erdmannhausen genommen. Und engagiert sich noch heute für das Projekt.

Und das seit einigen Monaten sogar noch mehr. Denn der Begegnungsort „Renovación Madre – Niño“ in Oruro braucht Unterstützung. Mit sieben anderen Frauen hat Pia Stiegler daher den Förderverein Yana Paña gegründet. Dessen Ziel ist es, in Oruro weiterhin eine nachhaltige Kinder- und Jugendförderung anzubieten.

Begegnungsort, Schutzraum und Bildungsstätte für Kinder und Familien

Die Ehrenamtlichen vom Förderverein kommen aus ganz Deutschland. Sie alle haben in den vergangenen Jahren im Programa Renovación in Bolivien gearbeitet. Die meisten von ihnen im Rahmen eines Freiwilligendienstes, wie auch Pia Stiegler. Die Erdmannhäuserin ging nach ihrem Abitur am Friedrich-Schiller-Gymnasium Anfang 2016 nach Bolivien. Ihr Zuhause für ein Jahr war die 250 000-Einwohner-Stadt Oruro auf 3700 Metern Höhe in den Anden, drei bis vier Busstunden von der Hauptstadt La Paz entfernt. Dort lebte sie in einer Gastfamilie und arbeitete für das Bildungsprojekt Renovación Madre – Niño. Es ist Begegnungsort, Schutzraum und Bildungsstätte für Kinder und Familien, erklärt Pia Stiegler.

Die Räumlichkeiten liegen am Stadtrand, viele Familien aus dem Umland nutzen das Angebot. Für die bis zu Fünfjährigen dient es als eine Art Tagesstätte, für die Eltern gibt es Angebote bezüglich der Förderung oder Ernährung der Kinder. Sechs- bis Zwölfjährige erhalten Hausaufgabenhilfe und könne Workshops belegen, beispielsweise zu den Themen Kinderrechte, Fotografie oder Theater. Auch Jugendliche und junge Erwachsene sind willkommen, sie erfahren bei den Angeboten mehr zu gesellschaftlicher und politischer Partizipation oder zur Persönlichkeitsentwicklung.

Das Zentrum bekam keine Gelder mehr

Auch das Thema häusliche Gewalt steht immer wieder auf der Agenda, berichtet Pia Stiegler. Die Sozialarbeiter vor Ort klären darüber auf, ebenso wie über Coronamaßnahmen oder den Klimawandel. „Das ist ganz vielfältig und total spannend“, so die 24-Jährige. Als sie und die anderen Freiwilligen dann Ende vergangenes Jahr erfuhren, dass dem Zentrum vom bisherigen Förderer keine Gelder mehr zugeteilt werden, entstand die Idee, selbst einen Förderverein zu gründen.

Das ist nun geschehen. „Dieses Projekt darf nicht zu Ende gehen“, sagt Pia Stieger. Dafür sei es zu wichtig für die Menschen in dem inzwischen auch noch von Corona gebeutelten Land. Bolivien hatte viele Tote zu verklagen, Homeschooling gestaltet sich aufgrund der fehlenden Technik schwierig, den Familien brechen die Einkommen weg, häusliche Gewalt bleibt umso mehr Thema.

Sozialarbeiter weiter bezahlen

Um die Arbeit von Renovación weiter aufrecht zu erhalten, kümmert sich der Förderverein zunächst darum, die drei Sozialarbeiterinnen vor Ort weiter zu bezahlen. Zudem gelte es, verschiedene Projekte zu fördern. Unterstützen kann man Yana Paña – ein indigenes Wort für Solidarität – durch Spenden oder indem man Mitglied wird. Weitere Informationen gibt es bei einer Infoveranstaltung, die am Donnerstag, 23. September, um 19.30 Uhr via Zoom stattfindet. Pia Stiegler und ihre Mitstreiterinnen werden über ihr Projekt berichten und beantworten im Anschluss Fragen. Den Anmeldelink gibt es über die Homepage www.yana-pana.de oder per E-Mail: kontakt@ yana-pana.de.