Die Benninger Volksbank-Filiale gibt es nicht mehr – die Aufgabe hat im Ort für Unmut gesorgt. Foto: Archiv (Factum-weise/Martin Stollberg)

Die Filialen in den Orten Benningen, Rielingshausen, Höpfigheim, Kleinbottwar und Winzerhausen existierenseit Jahresbeginn nicht mehr. Die Kunden müssen zum Abheben von Bargeld weitere Wege in Kauf nehmen.

Marbach/Bottwartal - Die Volksbank Ludwigsburg hat die Filialen in Rielingshausen, Benningen, den Steinheimer Teilorten Höpfigheim und Kleinbottwar sowie in Winzerhausen zum 1. Januar geschlossen.

Die Nachricht über den teilweisen Rückzug aus der Fläche hatte vor drei Monaten für ein geteiltes Echo gesorgt. Einerseits äußerten die Bürgermeister dieser Orte Verständnis für den gesellschaftlichen Trend, die kleinen Bank-Filialen nicht mehr so wie früher zu nutzen, sondern Bankgeschäfte am eigenen Computer abzuwickeln. Andererseits hatten die Rathaus-Chefs darauf hingewiesen, dass es immer noch viele ältere Menschen gebe, die zum Abheben von Bargeld auf Angebote im Ort angewiesen seien.

Diese Kunden habe die Volksbank nicht aus den Augen verloren, versichert Mark Schenkel, Pressereferent der Volksbank Ludwigsburg. Man habe lange das Filialnetz aufrecht erhalten wollen, die Situation seit Mitte 2016 beobachtet – und erst jetzt insgesamt zwölf Filialen im Landkreis geschlossen. „Es tut uns selbst weh, aber wenn an einem Vormittag nur der Briefträger kommt, muss man sich fragen, wo man das Personal besser einsetzen kann.“ Die Volksbank würde keine Filiale schließen, die rentabel ist.

Tatsächlich scheinen die Kunden die Nöte der Banken zu verstehen, denen die Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank zu schaffen macht. „Es hat nicht so heftige Reaktionen gegeben wie bei der Schließung der Kreissparkassen-Filiale in Rielingshausen vor drei Jahren“, sagt der Marbacher Bürgermeister Jan Trost. Er respektiere die wirtschaftliche Entscheidung der Banken. „Wir selbst sehen es mit einem weinenden und einem lachenden Auge, denn wir werden am König-Wilhelm-Platz eine von vier Voba-Generaldirektionen haben – dort werden zehn bis zwölf Mitarbeiter neu eingestellt.“

Für diejenigen, die Geld abheben wollten, stehen Voba-Filialen in der Nähe oder Lebensmittelläden zur Verfügung – allerdings, räumt der Voba-Sprecher Mark Schenkel ein, gebe es keine Discounter in kleinen Ortschaften wie Rielingshausen, Höpfigheim, Kleinbottwar oder Winzerhausen. Das schließe aber nicht aus, dass die Volksbank mit kleinen Läden dort ins Geschäft kommen könnte, wenn deren Betreiber sich meldeten. „Wir würden uns das sicherlich anhören“, sagt Schenkel. Vorbild könnte der Laden Euli sein, der eine entsprechende Vereinbarung mit der Kreissparkasse Ludwigsburg geschlossen hat. „Das Angebot wird sehr gut angenommen, auch wenn einige ältere Leute der Sache nicht so ganz trauen und lieber zum Abheben zur Bank nach Marbach fahren“, erzählt Euli-Inhaber Walter Eulenberger. Die Kunden müssten mindestens für 20  Euro bei ihm einkaufen – im Gegenzug könnten sie maximal 200 Euro abheben.

Die Kreissparkasse Ludwigsburg sichert die Bargeldversorgung auch in Höpfigheim und Kleinbottwar durch Bäckereien. In Kleinbottwar ist Eugen Hofmann, Inhaber einer Bäckerei, zufrieden: „Zwischen null und fünf Kunden kommen täglich – sie heben meistens 50 oder 100  Euro ab.“ Auf den Mindesteinkauf von fünf Euro habe man mit der Zeit verzichtet, da viele Kunden sowieso in dieser Größenordnung Backwaren holten. Gehe das Bargeld aus, sorge die Steinheimer KSK-Filiale für Nachschub. „Wir haben das aber bisher nur zweimal in Anspruch nehmen müssen.“

Geht es nach der Kreissparkasse Ludwigsburg, könnten sogar auch Kunden anderer Banken an ihren Terminals in Geschäften Geld abheben: „Sofern Händler die Dienstleistung ,Bargeldauszahlung, anbieten und über ein Sparkassenterminal verfügen, können Kunden aller Banken Waren bezahlen und Bargeld abheben“, heißt es auf Anfrage.

Vorerst halte die Volksbank Ludwigsburg das Abheben in einem Discounter in der Nähe für tragfähig: „Die Menschen müssen sich ohnehin regelmäßig versorgen und einkaufen gehen“, sagt Mark Schenkel. Automaten zum Abheben aufzustellen, würde die Volksbank Kosten von etwa 70 Prozent des Filialbetriebs bescheren. Die Überwachung, der Strom, die Immobilie mit ihrer Miete machten diese Lösung für die Bank untragbar.

Großen Unmut über den Rückzug der Volksbank Ludwigsburg hat es in der 6500-Einwohner-Gemeinde Benningen gegeben, berichtet der Bürgermeister Klaus Warthon. „Wir sind die größte (Teil)-Gemeinde, die diesen Schritt verkraften muss.“ Deshalb habe er auch dem Voba-Vorstand einen Brief geschrieben. Hinzu komme, dass die Volksbank Ludwigsburg den Benningern als Ausweichlösung die Filiale im Bahnhof in Freiberg zugeordnet habe: „Gerade dort, wo es auf dem Stadtgebiet noch eine andere Volksbank gibt.“ Als Antwort habe er erhalten, dass es betriebswirtschaftlich notwendig sei. Zwar gebe es den Umbruch zum digitalen Banking – „es wird aber noch Jahrzehnte brauchen, bis wirklich die ganze Gesellschaft auf Online-Banking umgestellt hat; mit allen Risiken, die dieses System in der Zeit von Hackern noch bietet“.