Nach dreieinhalb Jahren ist Schluss. Die Poststelle im Alten Rathaus schließt zum 31. Juli.Dienstleistungen der Post gab es früher aus einer Hand. Foto: Werner Kuhnle

Es ist eine Nachricht, die vielen Murrern nicht schmecken dürfte: Die Postfiliale im Alten Rathaus schließt. Zum 31. Juli soll Schluss sein. Und ein Nachfolger ist bislang noch nicht gefunden.

Murr - Das Aus kam in dieser Woche plötzlich. Kurzfristig informierte die Betreiberin der Murrer Poststelle im Alten Rathaus ihre Kunden per Aushang, dass sie zum 31. Juli schließt. Kritik hagelte es daraufhin. Es sei zu wenig über die Alternativen für den Postservice rund um Briefmarken, Pakete und Co. in Steinheim und an der Tankstelle im Murrer Industriegebiet Im Langen Feld informiert worden, ärgern sich einige Bürger.

Den Unmut kann der Bürgermeister Torsten Bartzsch verstehen. „Eine frühzeitige Anzeige im Amtsblatt wäre gut gewesen“, meint er und sieht den Ball der Kommunikation bei der Betreiberin liegen sowie der Deutschen Post AG, die als Privatunternehmen ihre Kunden informieren sollte. Grundsätzlich ist für den Verwaltungschef klar: „In eine Gemeinde wie Murr gehört eine fußläufig erreichbare Poststelle – und zwar möglichst in der Ortsmitte.“

Mitgewirkt an einer Lösung hatte die Kommune bereits 2016, als die Post ihre angemieteten Räume in der Frauenstraße aufgab. Die Gemeinde wollte das Angebot des gelben Riesen unbedingt halten – und stellte von Januar 2017 an zwei Räume im Alten Rathaus an der Hindenburgstraße zur Verfügung. Das Aus der Filiale sei auch durch wirtschaftliche Engpässe aufgrund der Corona-Pandemie verursacht worden, hat Bartzsch zur Geschäftsaufgabe erfahren. Die bisherige Betreiberin wollte sich dazu nicht äußern. Ob sich künftig wieder eine Poststelle nur mit den Dienstleistungen der Post halten könne, sei unsicher. Deshalb habe er dem Unternehmen bereits einige Geschäfte genannt, die den Service übernehmen könnten.

Sollte sich jemand finden, der im Alten Rathaus weitermachen wolle, würde es am allerwenigsten an der Miete scheitern, versichert Torsten Bartzsch. Ob auch eine 450-Euro-Kraft von der Gemeinde dort beschäftigt werden könnte? „Wenn alle Stricke reißen, könnte man darüber nachdenken“, meint der Bürgermeister. Doch zunächst wolle er alle Möglichkeiten ausschöpfen, damit sich die Post an einem bestehenden Gewerbebetrieb andocken kann. Ob dies zeitnah klappt, müsse man abwarten. Immerhin sage die Postdienstleistungsverordnung einer Kommune mit mehr als 2000 Einwohnern zu, spätestens drei Monate nach Schließung einer Postfiliale der Bevölkerung einen Ersatz zu bieten. In Murr leben rund 6700 Menschen. Insbesondere für die Älteren ist es laut Bartzsch wichtig, postalische Dinge ohne weite Wege erledigen zu können.

Die Deutsche Post gibt an, die Gemeinde am 6. Juli in einem Brief über die Schließung informiert zu haben. Die Kündigung der Geschäftspartnerin sei wirtschaftlich bedingt, kurzfristig erfolgt und von der Post nicht zu verantworten, teilt ein Sprecher des Unternehmens mit. Man suche ein Geschäft, in dem sich die Postfiliale mitbetreiben lasse, sei aber noch nicht fündig geworden. Der Sprecher bestätigte ausdrücklich, dass man in Murr als Ort mit mehr als 2000 Einwohnern weiter eine stationäre Poststelle betreiben wolle. Man halte sich an die Vorgaben der Postdienstleistungsverordnung. Die Post betreibe Filialen vorübergehend mit eigenem Personal, werde innerhalb von drei Monate kein Nachfolger gefunden.