Dreiteiliger Löschangriff nennt sich diese Übung, hier bei der Jugendfeuerwehr Marbach. Foto: KS-Images.de/Karsten Schmalz

Die Jugendtruppe ist die wichtigste Nachwuchsquelle für die Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Ludwigsburg. Ein Besuch anlässlich des Jubiläums in Affalterbach.

Affalterbach -

„Ohne Jugendfeuerwehr geht’s gar nicht.“ Davon sind Klaus Haug und Oliver Semmler überzeugt. Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands und der stellvertretende Landesjugendfeuerwehrwart betonen unisono: Die Feuerwehr für Jugendliche von zehn bis 17 Jahren sei der Nachwuchspool für die Einsatzkräfte.

Etwa 50 bis 60 Prozent – nach Einschätzung von Haug sogar etwa zwei Drittel der aktiven Feuerwehrleute – waren nämlich schon in ihrer Jugendzeit für die Wehr Feuer und Flamme. Die Mehrheit davon wechsle auch tatsächlich mit Erreichen des 18. Lebensjahrs in die Einsatztruppe.

Noch keine echten Einsätze für die Jugend

Bis dahin lernen die Teenies beispielsweise den Umgang mit einem Feuerlöscher und werden spielerisch an die Technik herangeführt. Sie unternehmen aber auch viel gemeinsam und lernen so ganz nebenbei, wie wichtig Teamgeist und Kameradschaft sind. Denn ohne die geht es auch bei der Einsatztruppe nicht.

Bei echten Einsätzen dürfen die Jungs und Mädchen natürlich noch nicht mitmachen – schon aus versicherungsrechtlichen Gründen. Dennoch spielt der Nachwuchs aus den eigenen Reihen für die Truppe eine große Rolle.

Jubiläum der Affalterbacher Jugendtruppe

Die Jugendfeuerwehr Affalterbach ist eine der älteren im Kreis. Ihr offizielles 20-jähriges Bestehen war bereits im letzten November, kann jedoch pandemiebedingt erst am 21. Juli gefeiert werden.

In Ludwigsburg gibt es seit 2003 eine solche Nachwuchstruppe, in Kornwestheim ging die Jugendfeuerwehr 2004 an den Start. Wer die älteste Jugendfeuerwehr hat, sei Auslegungssache, sagt Oliver Semmler mit einem kleinen Schmunzeln: „Die erste war in Asperg, ein halbes Jahr später folgte Remseck, genauer gesagt damals noch Neckarrems. Aber nur in Remseck gibt es die Jugendfeuerwehr ohne Unterbrechung.“

Bisher mehr Jungs als Mädchen

Inzwischen sei man flächendeckend überall vertreten, so Semmler. Und immer mehr Feuerwehren würden mit einer Kinderfeuerwehr noch früher Nachwuchs anwerben. Das sei ein Trend, so Semmler. Er nennt zwei wichtige Gründe dafür: „Jugendliche und Kinder orientieren sich immer früher, was ihre Hobbys angeht. Da müssen wir reagieren. Und ein weiterer Vorteil: Je jünger der Nachwuchs ist, umso weniger geschlechterspezifische Neigungen gibt es.“ Sprich: So erreicht man auch Mädchen.

Aktuell liege das Verhältnis im landesweiten Schnitt etwa bei 30:70. In Kornwestheim passt das mit sechs Mädchen und 13 Jungs fast genau, in Affalterbach sind es nur zwei Mädchen und zehn Jungs.

Jugendleiter fehlen für Kinderfeuerwehr

Eine Kinderfeuerwehr gibt es weder am Apfelbach noch in der Salamanderstadt. Denn dafür braucht man extra Jugendleiter, die sich in Sachen Spiel, Spaß und gemeinsame Unternehmungen etwas einfallen lassen, betonen die beiden Kommandanten aus Affalterbach und Kornwestheim, Sascha Hänig und Matthias Häußler.

Klaus Haug sagt, die Motivation der Kinder und Jugendlichen, bei der Feuerwehr mitzumachen, sei auch in Coronazeiten groß. Vereinzelt gebe es mangels einer ausreichenden Zahl an Jugendleitern sogar Wartelisten. Die Jugendlichen seien „eine eingeschworene Gruppe“, freut sich der Kornwestheimer Kommandant Häußler. Viele davon blieben auch als Erwachsene mit dabei: „Im letzten Jahr haben wir sechs in die aktive Wehr übernommen, im nächsten Jahr sind es wieder drei.“

Löschangriffe machen am meisten Spaß

In Affalterbach, berichtet der dortige Kommandant Sascha Hänig, konnten seit der Gründung der Jugendfeuerwehr schon 33 Personen in die Einsatzabteilung übernommen werden. „Viele sind noch dabei“, freut er sich. Das führe dazu, dass unter den 50 Aktiven rund die Hälfte jünger als 30 Jahre sei.

Und was reizt die Jugendlichen an der Feuerwehr? „Ich will im Team arbeiten und auch außerschulisch Leute kennen lernen“, sagt etwa der 13-jährige Luis aus Affalterbach. Seit drei Jahren ist er schon mit Begeisterung dabei. Toll finde er vor allem die Löschangriffe, sagt er und wirft dabei schon mit Fachbegriffen um sich. Doch auch die Spiele machten ihm Spaß. „Und ich möchte sehr gerne auch als Erwachsener bei der Feuerwehr sein.“

Die Jugendlichen wollen helfen

Der gleichaltrige Jonah aus Kornwestheim kam zur Jugendfeuerwehr, weil sein Opa bei der Berufsfeuerwehr Stuttgart war und viel davon erzählt hat. Die 14-jährige Myriam und der 17-jährige Jan stammen ebenfalls aus Kornwestheim. Sie sind begeistert von der Kameradschaft und davon, dass man sich in der Jugendfeuerwehr jederzeit aufeinander verlassen kann. Und: „Ich möchte in Zukunft Menschen helfen“, sagt Myriam. Jan ergänzt: „Und etwas für die Gemeinschaft beitragen!“