Die Kinder haben viel Spaß beim Basteln gehabt. Foto: Werner Kuhnle

Der dreitägige Sommerferien-Workshop der Marbacher Literaturmuseen sorgte für anregende Unterhaltung und Bastelarbeiten im Freien

Marbach - Dass die Ausstellungsstücke im Literaturmuseum der Moderne (Limo) inspirierend auf die menschliche Fantasie wirken können, das hat der diesjährige Sommerferien-Workshop deutlich gezeigt. Neun teilnehmende Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren haben nämlich die Exponaten-Vielfalt im Limo mit Hilfe eines Such-Rätsels gründlich inspiziert, um sich im Anschluss daran für ihre persönlichen Lieblingsexponate – etwa Manuskriptblätter, Briefe, Fotos oder Notizbücher – zu entschieden und damit ein „Literaturmuseum im Freien“ zu kreieren, wie es das diesjährige Motto vorgab. Denn bei den Workshops geht es immer auch ums Basteln.

Eine Beschäftigung, die etwa bei der achtjährigen Nike, die bereits zum zweiten Mal beim DLA-Ferienprogramm dabei ist, besonders gut ankommt. „Es gefällt mir hier und ich mag es sehr, dass wir basteln“, bestätigte sie, als es darum ging, sich mit Schere, Farben und weiteren Bastelmaterialien, dem ausgewählten Ausstellungsstück zu nähern. In diesem Jahr, wegen der Coronapandemie, übrigens draußen vor dem überdachten Eingang des Museums. Nike hatte sich als Ausstellungsobjekt einen Schallplattenspieler ausgesucht, den es galt mit diversen Kartonagen nachzubilden. Anscheinend aber hatte es genau dieses Gerät auch anderen Kindern besonders angetan. Denn drei weitere bastelten an dem Versuch, das Objekt im individuellen Format vor den eigenen Augen entstehen zu lassen.

Dass es mit dem Plattenspieler ausgerechnet ein Exponat erwischt hat, das nicht gerade typisch für ein Literaturmuseum ist und das in der Interimsausstellung mit Stücken aus dem Schillermuseum deshalb zu sehen ist, weil es den Klang einer Maultrommel ins Gehör bringt, die Justinus Kerner gehörte – ist dabei kurios. Doch die Kinder sind frei in ihren Entscheidungen und basteln das, was sie ausgewählt haben. Der neunjährige Ali Kerim hatte sich beispielsweise für das Notizbuch Eduard Mörikes entschieden, Marie, 10 Jahre, war fasziniert von dessen Fensterladen, auf dem der Schreiber Notizen fertigte. Und die zehnjährige Nora bastelte an einem Hand-Poesieautomaten frei nach dem Vorbild Hans Magnus Enzensbergers.

Die Museumspädagoginnen Julia Schneider und Verena Staack verfolgten damit auch das Ziel, dass die Teilnehmer nach erfolgreichem Basteln, auch noch einen fiktiven Autor erfinden und so Objekt und Schreiber mit einer kreativen Geschichte verbinden. „Wem könnte das Ausstellungsstück früher einmal gehört haben? Wie kam es ins Museum oder was hat es demjenigen, der es einst besessen hat, wohl bedeutet?“ Derartige und weitere Fragen könnten sich um das Geschehen ranken, bei dem die Kinder zum Stift greifen und selbst zu Autor oder Autorin werden sollten. Und das ist noch nicht alles. Denn die Überlegungen, wie sich die Auswahl der selbstgefertigten Exponate sinnvoll präsentieren lässt, gehörte schließlich auch zu dem Projekt und wurde am Donnerstag den Eltern vorgestellt.