Die Schiller-Schokolade gibt es in vielen Marbacher Läden. Foto: Oliver von Schaewen

Die Fairtrade-Projektleiterin Andrea von Smercek ist ein Jahr nach der Zertifizierung der neuen Sorte zufrieden.

Marbach - Hätte Friedrich Schiller die Schokolade mit seinem Namen geschmeckt? Diese Frage ist eigentlich falsch gestellt. Denn der Dichter lebte zu einer Zeit, in der es noch keine Schokoladentafeln gab – das Pressen von Schokolade wurde erst 1828, also nach dem Tod des Dichters im Jahre 1805, erfunden. Gleichwohl nutzt die Marbacher Schiller-Schokolade den Namen, um beim Publikum zu punkten. Den Verkauf hat die Marbacher Ehrenamtsbeauftragte Andrea von Smercek vor zwei Jahren als Fairtrade-Projekt in Gang gebracht. Mit dem aktuellen Stand ist sie zufrieden: „Die Schokolade wird inzwischen längst nicht nur als Fairtrade-Geschenk gekauft, sondern weil sie den Stammkunden auch schmeckt.“

Alles begann im Jahr 2017. Andrea von Smercek stellte sich die Frage. „Womit kann man den fairen Handel in Marbach in die Wirklichkeit holen?“ Kaum ein anderes Produkt vereint so viele Sympathien auf sich wie Schokolade, dachte sie. Und als auf einer Messe jemand das Wort „Schiller-Schokolade“ in den Mund nahm, war die Idee geboren: eine Tafel mit fair gehandelten Zutaten. Dazu zählen Rohrzucker von Kleinbauern in Paraguay sowie Kakao von Fairtrade-Kooperativen in Peru und der Dominikanischen Republik. Hergestellt in der Schweiz, vertreibt das Marbacher Unternehmen Naturata die Bio-Schokolade. „Das war eine glückliche Fügung“, sagt Andrea von Smercek, denn die Firma sei der wichtigste Partner für das Projekt.

Bei den Kunden in Marbach kommt die fair gehandelte Schokolade zum Preis von 2,50 Euro sehr gut an. Die Sorte „Kakaosplitter“ wurde seit 2018 rund 3000-mal vernascht. Diese Sorte hatten die Teilnehmer an einer Verkostung unter vier Geschmacksarten im Oktober 2017 gewählt. Allerdings machte der Produktionsstopp für Kakaosplitter-Schokolade bei Naturata im Jahr 2019 den Fairtrade-Machern im Marbacher Rathaus einen Strich durch die Rechnung. „Wir mussten eine neue Sorte auswählen“, erinnert sich Andrea von Smercek, die als Schokoladen-Fan gerne in der Jury mit auswählte. Die Wahl fiel schließlich auf weiße Himbeere. Dafür musste auf dem Cover die Farbe der abgebildeten Schokolade natürlich geändert werden. Es blieb jedoch bei dem Motiv, das der damals 18-jährige Pascal Rein beim Malwettbewerb für die erste Auflage mit 150 Einsendungen eingebracht hatte.

Die aktuellen Verkaufszahlen leiden laut Andrea von Smercek unter den Folgen des Shutdowns während der Corona-Pandemie. „Sie sind eingebrochen, weil viele kleine Läden schließen mussten.“ Trotzdem seien im Handel rund 1000 Tafeln in den Einkaufstaschen gelandet und die Kette Kaufland habe 500 Stück als Spende erworben, die an die Kunden während einer Fairtrade-Aktion verschenkt worden sei. Mut macht der Fairtrade-Beauftragten, dass in Marbach immer mehr kleinere Läden die Schiller-Schokolade ins Sortiment nehmen. Mit der Metzgerei Morlock habe sich sogar eine Branche eingeklinkt, die auf den ersten Blick wenig mit Süßigkeiten zu tun hat. Kleinbauern in Mittel- und Südamerika mit dem Verkauf der Bio-Schokolade zu unterstützen, verschaffe ein gutes Image, ist sich Andrea von Smercek sicher und zieht die Parallele zur Corona-Krise, bei der in der Schillerstadt Zusammenhalt gefragt sei. Zwar stammten die Zutaten der Schokolade aus Übersee, aber der Effekt, kleine Wirtschaftskreisläufe gegen die Übermacht der Großen – oft Profiteure der Lockdown-Situation – zu schützen, sei ähnlich.

Jetzt hofft Andrea von Smercek, dass die Schiller-Schokolade wieder von vielen als schönes Geschenk entdeckt wird.