Neu-Winzer Markus Gekeler (rechts) schenkt seinen Gästen bei „Benningen geht steil“ einen Trollinger-Lemberger aus. Foto: Ralf Poller/avanti

Mit „Benningen geht steil“ präsentieren sich die „Wengerter auf Probe“ zum ersten Mal bei einem Weinfest in den Steillagen. Dort wird deutlich, welch engagierten Einsatz die Projektteilnehmer zeigen.

Arbeitsscheu sind sie definitiv nicht: dazu zeigen sich die „Wengerter auf Probe“, wie das Benninger Projekt heißt, bei dem Neulinge den Weinanbau von der Pike auf lernen, auch noch ungemein kreativ und gesellig. Sie hatten am Sonntag unter dem Motto „Benningen geht steil“ Bürger und Interessierte dazu eingeladen, sich vor Ort über das Projekt zu erkundigen und den „eigenen Wein der Nachwuchswinzer zu genießen“. Ein Hardcore-Programm für die Veranstalter wie für die Gäste, die sich bei regelrechter Gluthitze einfanden. Belohnt wurden alle mit wohlwollenden Kontakten und Gesprächen, die nachwirken.

Die Teilnehmer stecken viel Herzblut in das Projekt

Denn die Benninger Steillagen zu bewirtschaften, das ringt vielen Anerkennung ab. „Aber nicht allen“, hat etwa Markus Gekeler erfahren. Er sei „kopfüber rein in das Projekt“ und hat den Weinberg gleich gekauft, den er nun seit einem Jahr bewirtschaftet. „Von den meisten Leuten bekomme ich positive Rückmeldungen, weil sie sich darüber freuen, dass sich Menschen aus der nachkommenden Generation dafür interessieren. Es gibt aber auch ein paar, die mit Unverständnis auf mein neues Hobby reagieren, weil damit kein Geld verdient ist, sondern es nur kostet. Und es ist sehr viel Arbeit“, sagt der 29-Jährige, an dessen Station es nicht nur eine Slackline zum Herumturnen, sondern auch Dinnede und eigenen Wein unter alten, schattenspendenden Bäumen gibt: Er ist stolz auf seinen ersten Rebsaft, einen Trollinger-Lemberger.

Überraschend viele Hilfsangebote habe er bekommen, gerade zur Ernte. „Da kamen auch welche aus dem Freundeskreis vom Freundeskreis“, betont Gekeler, der seinen Entschluss weiter absolut nicht bereut. Er ist stattdessen begeistert von jenem Projekt, das ihn und weitere 46 Mitstreiter im Alter zwischen 29 und 70 Jahren, mit „enorm viel Know-how“ füttert und sie so zu Rettern einer alten Kulturlandschaft werden lässt. „Wir werden hervorragend angelernt“, sagt der Jungwinzer über die beiden Projektinitiatoren Martin Heim und Werner Widmaier, „die ungeheuer viel Herzblut in die Sache stecken“.

Nur zwei Hobbywinzer haben aufgegeben – aus privaten Gründen

Heim selbst antwortet auf die Frage, weshalb wohl das Benninger Projekt so erfolgreich ist, wo es doch andernorts auch schon gescheitert ist, dass „uns die Berichterstattung in der lokalen Presse sehr geholfen hat“. Wenig später fügt er überzeugt hinzu: „Wir haben eine äußerst engagierte Klientel, die auch gerne experimentiert. Es liegt zudem im Trend, Wein selber zu machen. Vermutlich hat uns auch Corona in die Hände gespielt – da ist niemand mehr weggefahren!“ Bislang hätten seit dem Start im Januar 2020 lediglich zwei Hobbywinzer aufgegeben: „Aber aus rein privaten Gründen“. Die anderen seien weiter eifrig dabei, „die Benninger Weinberge nicht kaputt gehen zu lassen“, was für Heim einer Schande gleichkäme, „in einem Land, wo so viel Geld im Umlauf ist“, wie der Aufsichtsratsvorsitzende der Marbacher Weingärtner sagt.

Kurt Häcker, Friedemann Sorg und Ingo Braun-Greschke, die „von Anfang an mit dabei sind“ stellen bei dem Weinbergrundgang einen gemeinsamen Stand. Zur Verkostung stehen Trollinger, Muskattrollinger und Lemberger. Die drei haben erfahren: „Es ist viel Arbeit, aber gerade in der Gemeinschaft macht es auch viel Spaß“. Häcker ist obendrein voll des Lobes für seinen Mentor Rudi: „Der ist ein wahrer Wirkstoffspezialist!“