Helga Becker alias Frau Nägele bei ihrem ersten Auftritt nach der langen Pause. Foto: avanti

Im Rahmen der ersten Höpfigheimer Schlossfestspiele ist Helga Becker drei Tage hintereinander aufgetreten.

Steinheim-Höpfigheim - Es war ein besonderer Moment am Freitagabend im Höpfigheimer Schlosshof, als Helga Becker alias Frau Nägele auf die Bühne trat. Denn coronabedingt war die Kabarettistin zuletzt monatelang zu einer Pause gezwungen gewesen. Umso mehr genoss sie ihren ersten Auftritt wieder – im Rahmen der ersten Höpfigheimer Schlossfestspiele, die sie selbst initiiert hatte. Von Freitag bis Sonntag brachte sie drei unterschiedliche Programme vor jeweils etwas mehr als 50 Zuschauern aufs Parkett – und wusste dabei nicht nur zu begeistern, sondern auch, die Lachmuskeln zu strapazieren. So etwa am Freitagabend mit ihrem Programm „Do schnallsch ab! Die Welt verblödet . . .“, bei dem unter anderem Anekdoten über einen Wellnesstrip, eine aussterbende Krankheit, Bonuskarten, Reisen sowie der Kauf eines Dessous-Sets sich abwechselten.

Stets im Mittelpunkt ihres Programms: der BMVÄ – „der beschde Mann von älle“. Dieser hat es wahrlich drauf, Komplimente zu machen. Auf den Schock, abends als Helene Fischer ins Bett gegangen und morgens als Andrea Berg aufgewacht zu sein, kontert er beim Frühstück nur trocken in Richtung seiner Liebsten: „Deine Augen funktionieren noch.“ Die Folge: Zig Mittel im Badzimmerschränkle, „das inzwischen aussieht wie eine Werkstatt beim Restaurator“, müssen her. Helga Becker erzählt Anekdoten aus dem Alltag. Erschafft Situation, in denen man sich immer wieder selbst entdeckt. Ob beim Sammeln von Bonuskarten, die man gar nicht braucht. „Ich habe jetzt eine ADAC Deutschland Campingcard, auch wenn ich gar nicht campen gehe. Aber da gibt es 0,25 Prozent auf 4 Prozent von . . .“ Oder beim Anstehen beim Metzger, wenn die Dame vor einem sich nicht entscheiden kann und der Kauf eines Leberkäs-Weck heutzutage fast schon zur Doktorarbeit wird. Kunstfigur Frau Nägele berichtet während ihres Programms von ihrem „Führerschein, der auf Reha in Flensburg ist“, wie sie bei einer Jugend-Reise nach Paris sofort mit dem Auto in den Kreisel im Arc de Triomphe kam, „dann aber eineinhalb Tage nicht mehr raus“ und von einem Wellness-Trip, der zum wahren Albtraum wurde. „Im Kneippbecken stand ich bis zum Bauchnabel im Wasser. Mir war so kalt, dass es, als ich aufs Klo musste, in der Schüssel gescheppert hat.“

Sie selbst habe ja noch die aussterbende Krankheit „Flugangst“, verrät sie. Und bis heute sei es ihr ein Rätsel, warum man im Flieger bei der Sicherheitseinweisung erstmal die Horror-Szenarion durchgehe. „Das ist, wie wenn ich jemanden zum Essen einlade und sage: Das könnte nicht schmecken. Da kann dir schlecht werden. Dort ist das Klo.“ Und warum klatschen die Leute eigentlich beim Landen? „Man klatscht doch auch nicht, wenn der Busfahrer die Haltestelle trifft.“

Zwischen den verschiedenen Themen streut Helga Becker immer wieder Lieder ein – und vergisst bei einem prompt ihren Text. Das Publikum und die Künstlerin nehmen es mit Humor. Lachen. Denn alle sind froh, endlich einmal wieder miteinander Spaß haben zu können. Das merkt man. „Es ist schön, wenn man sieht, dass man nicht nur selbst auf die Bühne wollte, sondern dass auch die Zuschauer wieder kommen wollen“, so Helga Becker an diesem besonderen Abend.