Andreas Oberman Foto: by Martin Kalb/MARTIN KALB

Andreas Oberman, der sich in Erdmannhausen beworben hatte, ist am Montag tödlich verletzt worden

Erdmannhausen/Ingersheim - Viele Erdmannhäuser haben Andreas Oberman beim Leserforum dieser Zeitung im März zum letzten Mal gesehen, bei dem er allerdings nicht bis zum Ende blieb. Der 57-Jährige aus Ingersheim hatte sich zuvor bei der Bürgermeisterwahl in seinem Heimatort beworben, ehe er auch in Erdmannhausen seinen Hut in den Ring warf, bei der Wahl selbst am 15. März aber nur drei Stimmen erhielt.

In der Nacht zum Montag ist Andreas Oberman offenbar bei einem Streit mit einem 33-Jährigen gestorben. Die Polizei teilte zunächst mit, dass die Hintergründe des Streites, der zum Tod des 57-Jährigen geführt hat, unklar waren. Bekannt war zunächst nur, dass es in dem Stuttgarter Mietshaus in der Rosensteinstraße gegen 2.30 Uhr zwischen den beiden Männern zu einem handfesten Streit kam.

Eine Nachbarin vernahm verdächtige Geräusche, die von der Auseinandersetzung herrührten, und alarmierte gegen 2.45 Uhr den Rettungsdienst und die Polizei. Die eintreffenden Polizeibeamten fanden daraufhin die beiden Männer. Der 33  Jahre alte Mann erlitt ebenfalls schwere Verletzungen.

Oberman, der außerhalb der Wohnung, in der der Streit stattgefunden hatte, angetroffen wurde, war so schwer verletzt, dass der Versuch der Rettungskräfte, ihn zu reanimieren, vergeblich blieb. Er starb noch am Tatort in der Stuttgarter Rosensteinstraße. Der 33-jährige Beteiligte wurde in ein Krankenhaus gebracht. Dazu, ob er als Beschuldigter geführt wird, wollte sich die Polizei am Dienstag noch nicht äußern.

Weitere Informationen seitens der Polizei gab es am Mittwochnachmittag. Der 57-jährige Verstorbene sei am Dienstag obduziert worden, heißt es in einer Pressemitteilung von Staatsanwaltschaft und Polizei Stuttgart. Oberman wies demnach diverse Stichverletzungen auf, „die nach jetzigem Ermittlungsstand todesursächlich gewesen sein dürften. Umfangreiche Ermittlungen ergaben den Verdacht, dass eine Verbindung zwischen dem 33-Jährigen und dem Familienumfeld des Toten bestand.“

Das Motiv der Auseinandersetzung könnte im persönlichen Bereich liegen, so die Polizei. „Der genaue Tatablauf und eventuelle Notwehrhandlungen des 33-Jährigen sind Gegenstand der weiteren Ermittlungen. Der 33-Jährige befindet sich derzeit noch in einem Krankenhaus.“

Andreas Oberman war studierter Betriebswirt und hatte 20 Jahre lang in Stuttgart ein Taxiunternehmen geführt. Dabei sei das eigentlich nur für eine kurze Zeit gedacht gewesen, sagte er im Vorfeld der Erdmannhäuser Bürgermeisterwahl im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich war damals Immobilienmakler, und da ist es gut, wenn man viel in der Stadt herumkommt und sich auskennt.“ Eigentlich habe er nebenher Exposés machen wollen, doch dazu ließ ihm das Taxiunternehmen bald keine Zeit mehr. Vor ein paar Jahren hat er die Firma dann verkauft.

Bei der Bürgermeisterwahl im Februar in Ingersheim war er als einer von vier Kandidaten angetreten, wobei er auf eine Stimmenzahl von nur 0,9 Prozent kam. Auch bei der Wahl des Rathauschefs in Erdmannhausen blieb er krasser Außenseiter. Er hinterlässt eine Frau und vier Töchter.

Die Ingersheimer Bürgermeisterin Simone Haist zeigte sich schockiert von der Nachricht. Sie habe Andreas Oberman als jemanden kennengelernt, der im Umgang höflich und korrekt gewesen sei. „Ich hoffe sehr, dass seine Familie den schweren Verlust verkraftet“, sagte Simone Haist auf Nachfrage.

Auch der Erdmannhäuser Bürgermeister Marcus Kohler war „echt schockiert“, als er die Nachricht vom Tod Obermans erhielt. Im Wahlkampf Anfang des Jahres hatten sich die beiden nicht nur bei der offiziellen Kandidatenvorstellung und dem MZ-Leserforum in der Halle auf der Schray getroffen, sondern auch beim Gespräch mit den Bürgern in der Ortsmitte. „Ich habe Andreas Oberman als jemanden kennengelernt, der sympathisch, offen und sehr kommunikativ ist. Ein Sympathieträger.“ Sein Mitgefühl gelte den Hinterbliebenen, so Kohler. „Ich wünsche ihnen viel Kraft und Energie, durch diese schwere Zeit zu kommen.“