Markus und Andrea Wagner beginnen jetzt damit, Jungpflanzen einzusetzen. Von Anfang Mai an kann man das Gemüse dann abholen. Foto: Julia Spors

Nach dem erfolgreichen Start ihres Projekts „Erdrausch“ haben Andrea und Markus Wagner weitere Beete angelegt. Bis zu 150 Personen bieten sie ab Mai sechs Monate lang eine wöchentliche Gemüseration frisch vom Feld. Neu ist, dass alle Abonnenten selbst ernten.

Zwischen Komposthaufen und Folientunneln verbringen Andrea und Markus Wagner derzeit die sonnigen Märztage. Sie legen Wege an, verteilen Erde beginnen damit, Jungpflanzen einzusetzen. Denn im dritten Jahr seines Projekts „Erdrausch“ hat das Paar die gepachtete Fläche auf einem Acker direkt hinter dem Demeter-Hof der Familie Bay in Erdmannhausen verdreifacht. 920 Quadratmeter Beete stünden jetzt zur Verfügung, erzählt Markus Wagner. Diese Fläche soll genügend Gemüse für 150 Erwachsene produzieren, die sich von Anfang Mai an jede Woche sechs bis sieben Sorten abholen können. „Los geht es mit Spinat, Mangold, Kohlrabi, Radieschen, Mairübchen, Pak Choi und ab Mitte Mai mit Babymöhren“, zählt Andrea Wagner auf.

Gemüse direkt auf dem Feld abholen

Vor neun Jahren hatten die beiden mit Hobby-Gartenarbeit begonnen und sich seitdem immer weiter fit gemacht im Market Gardening, also dem Verkauf direkt aus dem Anbau. Vom Hobby entwickelten sie ihr Projekt zum Nebenerwerb. 40 Wochenstunden Arbeit haben sie sich dazu vorgenommen. Das Paar Anfang 30 hat es sich nicht nur zum Ziel gesetzt, etwa 25 Gemüsesorten, Kräuter und auch Obst regenerativ anzubauen, sondern dieses ihrer Kundschaft regional, saisonal und frisch geerntet anzubieten. „Unsere Vision ist es, Mensch und Natur näher zu bringen, nach dem Motto: Wir teilen alles Schöne im Garten“, sagt Andrea Wagner. Schon im vergangenen Jahr sei es ihnen daher wichtig gewesen, dass die Leute ihr Gemüse direkt auf dem Feld abholen. Die Ernte übernahmen die Wagners aber noch selbst. Einmal pro Woche erhielten die gut 35 Abonnenten des Gemüsekorbs ihre Sieben-Tage-Ration. Dieses Jahr gehen die Wagners einen Schritt weiter: „Die Leute dürfen selbst Hand anlegen und ihr eigenes Gemüse ernten.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Vom Hobby zum Erntekörbe-Lieferanten

„Die schönen Aspekte des Gartens sollen noch mehr in den Vordergrund rücken“, sagt Wagner. Man beteilige die Kundschaft am Gartenerfolg. Berufstätige, die es eilig haben, ernten sich nur rasch ihr Gemüse. Nicht mehr als 20 bis 30 Minuten benötige man dafür. Kommen kann man flexibel zwischen Sonnenaufgang und -untergang. „Nur einen Tag in der Woche haben wir geschlossen, damit wir arbeiten können“, sagt Andrea Wagner. Denn nach wie vor erledigen die beiden sämtliche Feldarbeit von Hand. „Ich habe noch nie auf einem Traktor gesessen“, sagt der gelernte Schreiner und Berufsschullehrer Markus Wagner.

Damit alles reibungslos klappt und nicht allzu viel Zeit in Anspruch nimmt, weist das Paar zu Beginn der Saison ihre Kundinnen und Kunden ein. Einige der Abonnenten vom vergangenen Jahr hätten bereits Interesse signalisiert. „Aber wir haben noch ganz gut Plätze frei.“ Zur wöchentlichen Ernte schildern sie aus, auf welchen Wegen man zu den Beeten gelangt, auf denen das aktuell erntereife Gemüse wächst. Dieses unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von der Ware im Supermarkt: Die Jungpflanzen bezieht das Paar von einer Bioland-Gärtnerei. „Alles bei uns ist biozertifiziert“, betont Andrea Wagner. Außerdem sei es ihnen wichtig, alte Sorten zu setzen und zu bewahren. Man arbeite nach dem Grundsatz Gesunder Boden – gesundes Gemüse – gesunder Mensch, so Markus Wagner. Weil die Menschen die Feldfrüchte direkt zum Verzehr abholen, könne man beispielsweise hocharomatische Tomatensorten anbieten, die man im Supermarkt gar nicht mehr bekomme, weil sie druckempfindlich oder nur kurz lagerfähig sind.

„Viel positives Feedback“

Wer will, kann in einem Liegestuhl Platz nehmen, Familien auch einen ganzen Nachmittag oder Samstag zwischen Beeten und Blühpflanzen verbringen, die das Areal bereichern. „Wir haben sehr viel positives Feedback bekommen, wie schön hier alles zu betrachten ist“, sagt Markus Wagner. Um den Aufenthalt schöner zu machen, pflanzen die Wagners an diesem Wochenende im Sitzbereich einen Kirschbaum. Der soll Schatten und Früchte spenden. Auf Kinder warten Spielgeräte. So können sie beim Ernten helfen, wenn sie wollen oder aber auch etwas für sich machen. Neben Familien mit kleinen Kindern auch Uromas und Uropas, erzählt die Pädagogin Andrea Wagner, die derzeit noch in Elternzeit ist: „Wir haben hier viele tolle Begegnungen von Groß und Klein.“