Die Gäste lauschen Steve Skaith, Mary Carewe und Steve Geffries (von links) Foto: Werner Kuhnle

Martin Fischer ist privater Konzertveranstalter. Seine Wohnzimmer-Konzerte haben Tradition.

Schon wer in die Blumenstraße einbiegt, wird vom Banner am Balkon zielgerichtet zur richtigen Hausnummer geleitet: „Blue Carpet Stage“ prangt mit großen Buchstaben auf ihm. Einen nahen Parkplatz zu finden, ist schon etwas schwieriger. Der Titel tragende „blaue Teppich“ liegt indes im Wohnzimmer von Martin Fischer bereit. Er ist kleiner als vermutet und wird nahezu vom Keyboard bedeckt, das geduldig auf seinen Einsatz wartet und das Hauskonzert Nummer 34 ankündigt. Dem Gastgeber ist die Vorfreude auf eine Neuauflage seiner Konzertreihe in wohnlicher Atmosphäre durchaus anzumerken. An diesem Montag ist die Wohnung besonders voll von Gästen. Dicht gedrängt sitzt, wer Platz gefunden hat, die anderen stehen im Flur. Fischers „Blue carpet stage“-Konzerte sind rein privater Natur. „Privat organisiert, nicht plakatiert oder inseriert. Und ohne festen Eintritt“, versichert Martin Fischer, damit es keine Probleme mit der Gema gibt.

Ihm schwebt vor, die Idee, professionelle Bands und Musiker im privaten Rahmen aufzutreten zu lassen, weitaus bekannter zu machen. Deshalb hat er auch den Kontakt zu unserer Zeitung gesucht. Für ihn gibt es kaum etwas Schöneres, als „Fans und Musiker in privater Atmosphäre zu treffen, die man zum Teil schon viele Jahre kennt“. Es würden auch ganz andere Gespräche entstehen, ist der Hobby-Veranstalter überzeugt. Fischer wünscht sich, dass viel mehr Privatleute den Mumm hätten, einfach Musiker mit den Worten anzusprechen: „Hast Du nicht mal Lust, bei mir im Wohnzimmer zu spielen?“ Für den Organisator reelle Chancen, guten Musikern zu mehr Gigs zu verhelfen und Tourtermin-Nischen zu füllen.

Es ist die reduzierte Version von „Latin Quarter“, die im Fischer’schen Wohnzimmer ihr Equipment aufgeschlagen hat und feine Rockmusik präsentiert. In moderater Lautstärke versteht sich, denn Martin Fischer ist Bewohner eines Mehrfamilien-Wohnhauses und will es sich natürlich nicht mit den Nachbarn verderben. „Bislang gab es glücklicherweise keine Beschwerden.“ Die Musik von „Latin Quarter“ begleitet den Fan „schon zwei Drittel seines Lebens“. Dass die Band in diesem Jahr keinen Auftritt in Baden-Württemberg haben sollte, wollte er aber nicht akzeptieren. Er stößt sich an der Philosophie vieler Veranstalter, „dieselben Musiker maximal alle zwei Jahre auftreten zu lassen“. Für den Erdmannhäuser ist das Konzert in diesem Jahr ein eigenes Geburtstagsgeschenk, wenn auch zwei Tage später.

Untergebracht werden die Musiker ebenfalls privat, so dass sich die Auftritte im kleinen Rahmen nicht als finanzielles Problem darstellen. Durchschnittlich 20 bis 30 Leute besuchen die Konzerte in Fischers Wohnung. An diesem Montag sind es weit mehr als 30 Zuhörer, die sich dem Sound der Engländer hingeben. Klar ist, dass ein Topf herumgereicht wird, „dessen Inhalt zu hundert Prozent den Musikern gehört“. Fischer findet es wunderbar, dass die Konzerte sich wie eine Wundertüte gestalten. „Ich weiß nie, wie viele Zuhörer tatsächlich kommen.“ Vorbereitet ist der Musikfreak mit Bierbänken, seinem blauen Wohnzimmer-Sofa sowie umgedrehten Bierkisten und neuerdings auch mit Sitz-Tonnen, die er nach Bedarf aufstellt. „Das ist für mich ein Stück eigene Lebenskultur“ sagt der gelernte Kaufmann stolz und blickt glücklich auf die drei Musiker, die bei ihm auftreten.