Mit dem Motorrad bewältigt Jonas Schiele Hindernisse, die zum Teil zu Fuß nicht zu meistern sind. Foto: privat

Der 14-jährige Motorrad-Trialer Jonas Schiele hat seine ersten Läufe zur Europameisterschaft absolviert.

Erdmannhausen - Der Erdmannhäuser Jonas Schiele ist seit diesem Jahr jüngstes Mitglied der Nationalmannschaft der Deutschen Motor Sport Jugend (dmsj) im Motorradtrial. Mit seinen 14 Jahren startet er in nationalen Wettkämpfen bereits in der höchsten Leistungsklasse. Zuletzt fanden die ersten beiden Läufe zur Europameisterschaft in Italien statt. Schiele tritt in der youth championship an und steht vor Hindernissen, welche zu Fuß nicht mehr zu bewältigen sind. Stetiges Training sowohl auf dem Motorrad wie auch Fitness, Kraft und Konditionstraining zahlten sich aus, und so positionierte sich der Erdmannhäuser mit Platz 13 und 14 im Mittelfeld.

Zwei gut organisierte Veranstaltungen sowie anspruchsvolle Sektionen in unterschiedlichem Gelände sorgten für gelungene EM-Läufe. Doch nicht nur der sportliche Wettkampf verlangte den Fahrern einiges an Können ab. Vielmehr zehrten die starke Staubentwicklung in Pietramurata sowie die ungewöhnlich starken Regenfälle danach an den Kräften der Fahrer. Letztlich kam das gute Wetter zurück, und der zweite Lauf konnte auf dem Formel 1-Gelände in Monza bei Sonnenschein gefahren werden.

Ein Lauf zur Europameisterschaft wird in acht Klassen aufgeteilt. Jeder Fahrer wählt seine Klasse entsprechend seines Leistungsniveaus und Alters aus. Gefahren wird auf einem speziellen Trial-Motorrad, welches sich vor allem durch ein geringes Gewicht und einen sensiblen, schnell reagierenden Motor sowie einen großen Lenkereinschlag von anderen Motorrädern unterscheidet. Auch der Reifendruck muss stets an das entsprechende Wetter und die Bodenbeschaffenheit angepasst werden.

Beim Motorrad-Trial geht es nicht um Geschwindigkeit, sondern um Balance und Geschicklichkeit. Die Fahrer müssen Hindernisse wie Felsen und Baumstämme überwinden und in nicht begehbaren Steilhängen fahren. Enge Kurven, die nicht mehr mit dem Motorrad fahrbar sind, müssen durch das Versetzten der Räder bewältigt werden. Immer bestrebt, fehlerfrei durch eine Sektion zu fahren, hebt der Trialer sein Motorrad scheinbar federleicht über alle Hindernisse, wobei ein solches Motorrad gut 70 Kilogramm wiegt. Muss ein Fahrer dabei einen Fuß auf den Boden setzen, wird er mit einem Fehlerpunkt bestraft.

Bei einer EM müssen die Trialfahrer in stetiger Bewegung bleiben. Stoppt ein Fahrer in einer Sektion, so erhält er fünf Strafpunkte und muss die Sektion verlassen. Dies ist insbesondere sehr schwer, wenn der Fahrer einen Fuß setzen muss. In diesem Fall muss er schnellstmöglich die Balance wiederfinden und den Fuß zurück auf die Fußraste bringen. Bei nationalen Wettbewerben in Deutschland gilt diese Regel nicht. Hier ist lediglich ein Zeitlimit von 90 Sekunden für das Befahren einer Sektion vorgegeben. Andere Länder wie beispielsweise England fahren auch national mit der NonStop-Regel, was diesen Fahrern auf EM- und auchWM-Ebene Vorteile einbringt.

Die verbleibende Zeit bis zu den beiden letzten Läufer der EM in Frankreich und Tschechien im August verbringt Schiele mit regelmäßigem Techniktraining und Fitness sowie nationalen Läufen, während er „hauptberuflich“ natürlich fleißig die Schulbank drückt. An den Wochenenden bleibt kaum Freizeit, denn im Juni und Oktober stehen Läufe um die Deutsche Meisterschaft auf dem Programm, im August und September geht es um die Deutsche Jugend Meisterschaft, hinzu kommen noch insgesamt neun Läufe in der baden-württembergischen Meisterschaft und der Trial Challenge Südwest.